19.59

Abgeordneter Franz Hörl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Staats­sekretärin! Ich denke, der Tourismusbericht 2022 ist eine Erfolgsbilanz. Sie zeigt, dass nach den herausfordernden Covid-Jahren mit Lockdowns, Reisebe­schränkungen, De-Facto-Ausgrenzungen aus dem Binnenmarkt und schwierigen Rahmenbedingungen wie dem derzeit tobenden Ukrainekrieg, mit hohen Energiepreisen und Inflation der Tourismus im Jahr 2022 mit beeindruckenden Zahlen aufwarten kann: eine Wertschöpfung von 20 Milliarden Euro, ein Beitrag von 6,2 Prozent zum BIP, 217 472 Beschäftigte, also 7,8, fast 8 Prozent an der Gesamtbeschäftigung; im Übrigen eine Steigerung der Beschäftig­tenzahl von 50 Prozent seit 2005 und seit dem Jahre 2021 wiederum von 16,5 Prozent.

In Tirol, meinem Heimatland, liegt die Wertschöpfung bei 6 Milliarden Euro, also ein ganzes Jahresbudget des Landes, 16,9 Prozent des BIPs und in einigen Talschaften noch höher.

Tourismus ist jene Wirtschaftsform mit der breitesten Wohlstandsverteilung über die Täler, Dörfer und Weiler unseres Landes, das wusste schon der weise, erfahrene Tourismusexperte und Ötztaler Bürgermeister, Jochl Grießer. Die genannten Zahlen sprechen für sich: 137 Millionen Nächtigungen kommen langsam an das Ergebnis von 2019 heran. Insbesondere der österreichische Gast hat Österreich zum Urlaubsland gewählt, dafür danke ich ihm und allen, die uns die Treue gehalten haben. Bei den ausländischen Gästen haben wir die Zahl nach 2021, also nach diesem Katastrophenjahr, zwar verdoppelt, liegen aber immer noch um 13 Prozent unter dem Referenzjahr 2019.

Besonders die Städte, natürlich auch die Bundeshauptstadt Wien, litten darunter, da es gerade die Gäste aus Asien und Übersee waren, die Europa aufgrund der Reisebeschränkungen 2022 noch immer nicht oder nur sehr eingeschränkt besuchen konnten.

Österreich ist eine Toptourismusdestination auf dieser Welt, aber wir stehen im Wettbewerb mit der Welt und den anderen Topplayern. Diesen Rang zu halten, heißt auch Fortentwicklung in Qualität und Angebot. Die gute Nachricht ist: Der Verlauf der diesjährigen Winter- und Sommersaison zeigt stark nach oben, in vielen Regionen wurde das Ergebnis 2019 erreicht, sogar überboten.

Tourismus – das müssen wir uns gerade in dieser Reichshälfte immer wieder vor Augen halten – produziert höchste Wertschöpfung mit der breitesten Wohlstandsverteilung auf der kleinsten Fläche unserer Heimat und das mit brutal wenig Energie.

Im Tourismusbericht wird auch festgehalten, dass der Tourismus mit 54 Prozent an erneuerbarer Energie jene Branche in diesem Lande ist, die den höchsten Anteil an dieser erneuerbaren Energie hat. Wider anderslautende Behauptungen können wir auch darauf stolz sein, dass der Tourismus trotz seiner enormen Wertschöpfung mit nur 1,6 Prozent des gesamten Energieverbrauchs auskommt. Alle Städte, alle Erholungsräume, alle Skigebiete und alle Tourismusdesti­nationen kommen mit 1,6 Prozent aus, der Wintertourismus gar nur mit 1 Pro­zent und alle Seilbahnen Österreichs – liebe Frau Neßler, hören Sie mir zu, merken Sie sich das! – mit allen Pisten, täglich präpariert und beschneit, gar nur mit 0,3 Pro­zent.

Frau Staatssekretärin, ich danke Ihnen für diese Zahlen, die Sie im letzten Herbst beim Umweltbundesamt erheben haben lassen, sie geben mir recht. Die Fläche, auf der der Tourismus sein Geschäft betreibt, liegt bei 3 Prozent in Tirol, bei 1 Prozent im Wintertourismus.

Geblieben sind aber die alten Probleme, die sich gerade am Arbeitsmarkt dramatisch zum Schlechteren entwickeln. Den inländischen Arbeitsmarkt gilt es durch Qualifizierung, aber auch durch Erhöhen der regionalen Mobilität, also der Bereitschaft, saisonal in anderen Bundesländern zu arbeiten, aktiv zu gestalten.

Das alles reicht nicht, auch weil der Tourismus seit 2005 den Beschäftigungs­stand verdoppelt hat. Deshalb ist es meine Forderung, in der Europäischen Union, insbesondere in den Südländern, verstärkt nach Arbeitskräften zu suchen, sie auszubilden und nach Österreich zu bringen. Wenn das AMS das nicht schafft, gibt es auch andere Institutionen, wie die ABA, Austrian Business Agency, die man auch zu Hilfe rufen könnte und damit betrauen müsste. Die meist kleinen Unternehmen – Familienunternehmen – können ohne staatliche Hilfe diese Arbeitsmärkte nicht bearbeiten.

Die unselige, alle Jahre wiederkehrende Diskussion über Saisonnierkontingente könnten wir uns sparen, wenn wir die Erteilung von Arbeitsbewilligungen an das AMS in den Ländern und an die Bezirksstellen übertragen würden. Dort wird das vor Ort effizienter, besser und genauer gehandhabt. Niemand muss Angst haben, dass eine ausländische Arbeitskraft einem Inländer den Job wegnimmt, denn vor jeder Genehmigung wird immer abgefragt, ob inländische Arbeitskräfte vor Ort sind. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich danke allen, die im österreichischen Tourismus hervorragende Leistungen bringen und bei vielen Menschen Glück, Gesundheit und auch Erholung hervorrufen.

Frau Staatssekretärin, ich gratuliere Ihnen zu Ihren Erfolgen, zu Ihrer Arbeit – gewerbliche Tourismusförderung, neue nationale Kennzeichnungszerti­fizierungsstrategie, neue Erhebung zusätzlicher Nachhaltigkeitskennzahlen –, aber einen Wunsch habe ich noch: Mein größter Wunsch ist derzeit, dass es Ihnen und Ihrem Minister gelingt, den global anerkannten und wichtigen objektiven Restaurantführer, den einzigen Kritiker, der global objektiv bewertet, nämlich Guide Michelin, hierher in dieses Land zu holen.

Das ist dringend notwendig, Österreich und Österreichs Köche haben das verdient. Ich unterstütze Sie gerne dabei und hoffe, dass Sie auch diesen Erfolg – zusätzlich zu all Ihren Erfolgen – noch einheimsen können.

Herzlichen Dank für Ihre Arbeit und Ihren Einsatz. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.04

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Melanie Erasim. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.