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Abgeordneter Nikolaus Prinz (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Ich darf mich ganz kurz einem kleineren Segment des Tourismusberichtes 2022 widmen, das aber immerhin etwas mehr als 8 000 bäuerliche Familien betrifft, die Urlaub am Bauernhof anbieten. Urlaub am Bauernhof ist durchaus eine sehr intensive Arbeit, auch der Kontakt mit den Gästen. Auf der anderen Seite ist es sehr wichtig, weil diese Familien, die Urlaub am Bauernhof machen, sozusagen auch die Abläufe in der Landwirtschaft kennenlernen: was es heißt, mit Tieren zu arbeiten, was eine gepflegte Kultur­landschaft ist, was gesunde Lebensmittel sind, und so weiter.

Ich glaube, man darf durchaus sagen, dass sich Tourismus und Landwirtschaft gegenseitig brauchen. Auf der einen Seite werden die gesunden Lebensmittel aus der Landwirtschaft zum Teil direkt vermarktet oder veredelt, oder es werden gemeinsam mit der Verarbeitungswirtschaft entsprechende Zugänge gefunden. Auf der anderen Seite muss jedem im Tourismus klar sein, dass es ohne bäuer­liche Landwirtschaft, ohne gepflegte Kulturlandschaft keinen Tourismus gibt. Die Leute kommen nicht nach Österreich, weil alles zu 100 Prozent bewaldet ist, sondern deshalb, weil wir eine gepflegte Kulturlandschaft haben.

Da steckt in Wirklichkeit sehr großes Engagement der bäuerlichen Familien dahinter. Und es gibt durchaus Dinge, die diese gepflegte Kulturlandschaft in Gefahr bringen. Ich denke an den letzten und an diesen Sommer und an die großen Beutegreifer – das sage ich bewusst – Wolf und Bär. Man kann manche Dinge, die in unserem Nachbarland Italien passiert sind, in Wirklichkeit mit dem normalen Menschenverstand nicht mehr erklären und begreifen. Es gibt keinen normalen Zugang mehr, wie man damit umgeht.

Man sollte aber nicht vergessen, was es für Familien bedeutet, die ihre kleine Landwirtschaft mit viel Herzblut betreiben. Da geht es nicht um Geld. Wir müssen froh sein, wenn Familien diese Arbeit machen. Fragen Sie zum Beispiel Kollegin Bettina Zopf, wie das bei ihr im Salzkammergut auf den Almen im heurigen Sommer war! Wo bleibt der Tierschutz für landwirtschaftliche Nutztiere, wenn den Schafen – beispielsweise neun auf einer Alm – mehr oder weniger bei lebendigem Leib vom Wolf das Fell abgezogen wird, sie schwerst verletzt werden. Da gibt es keinen Tierschutz, das interessiert im Verhältnis niemanden. Das stimmt ein bisschen nachdenklich. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, dass wir nachdenken müssen: Braucht es wirklich zuerst Menschen als Opfer? Es ist nicht lustig, wenn, wie im näheren Umfeld meiner Heimat­gemeinde, in Dorfstetten, eine Bauernfamilie bei der Arbeit auf einer Wiese neben einem Wald ist und das kleine Kind auf einmal sagt: So eine große Miezekatze! – Dann schauen sie ein bisschen genauer, was es ist: der Wolf. Was bleibt denn übrig bei den Leuten, bei der Bevölkerung, die draußen lebt, arbeitet und wohnt? – Angst bleibt in Wirklichkeit über, nicht mehr und nicht weniger. Es ist in manchen Regionen nicht mehr selbstverständlich, dass man sich frei bewegen kann, weil diese Sorge einfach da ist, und wir sollten diese Sorge ernst nehmen. (Präsident Sobotka übernimmt den Vorsitz.)

Das ist nicht nur in sehr bewaldeten Regionen ein Thema. Meine Kollegin Sabine Schatz kennt die Nachbargemeinde Katsdorf sehr gut – das ist eine Gemeinde mit wenig Waldanteil. Dort hat man sich in den letzten Wochen gewundert, warum es immer wieder Verletzungen bei Pferden gibt. Jetzt ist man draufgekommen, woher die Bisse an den Pferden kommen – nachgewiesen mit DNA –: vom Wolf.

Wir müssen langsam munter werden. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir handeln und dass uns bewusst ist: In einer Kulturlandschaft hat der Wolf eigentlich nichts verloren, er gehört ganz normal bejagt; der Schutzstatus gehört runter. Wir müssen handeln, bevor es Menschenopfer gibt. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

21.01