20.50

Abgeordnete Ulrike Maria Böker (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Fünf hochinteressante Berichte des Rechnungshofes in 4 Minuten: Da auch wirklich viele Aspekte herauszugreifen, ist absolut unmöglich. Ich konzentriere mich auf den Rechnungshofbericht „Wald im Klimawandel“ und ich danke dem Rechnungshof - -

Präsident Ing. Norbert Hofer: Entschuldigung, Frau Doktor! – Meine Herren, bitte lassen Sie doch die Frau Kollegin auch zu Wort kommen! (Abg. Schmuckenschlager: Wir verarbeiten gerade die Rede vom Vorgänger!) – Bitte, Frau Abgeordnete.

Abgeordnete Ulrike Maria Böker (fortsetzend): Kann man dann die Zeit ein bisschen richten für mich? – Es geht um den Rechnungshofbericht „Wald im Klimawandel“, und es ist ein sehr aufschlussreicher, aber zugleich auch ein sehr erschreckender Bericht. In einer Umfrage des WWF vom Jänner 2024 geben 81 Prozent – das sind drei von vier Menschen – an, dass Gesundheit und Wohlbefinden auf intakten Wäldern, Wiesen und Auen beruhen, und ich denke, das wird hier herinnen niemand bestreiten. (Beifall bei den Grünen.)

Der Rechnungshof kam bereits 2015 zu dem Ergebnis, dass lediglich gut die Hälfte der Schutz- und Bannwälder, und die sind ja auch wirklich lebensnotwendig, als stabil einzuschätzen sind, und fünf Jahre später stellt er fest, dass ein Drittel des „Schutzwaldes in einem weit fortgeschrittenen Zustand des Zerfalls“ ist.

Seit Jahren werden auch hier Maßnahmen eingemahnt. Insgesamt wurden über 200 Millionen Euro für Projekte im Forstbereich budgetiert. Das ist viel. Wenn man jedoch nachliest, so wurden viele dieser Gelder, dieser Millionen, zweckentfremdet, unter anderem für PR und Öffentlichkeitsarbeit, und vor allem auch für den Bau von Forststraßen.

Wie kann es sein, dass wir mit unserer Ressource Wald so umgehen? Der überprüfte Zeitraum ist 2015 bis 2020, das möchte ich noch hinzufügen.

Da auch noch ein Sidestep zum Rechnungshofbericht „Wildbach- und Lawinenverbauung“, in dem es um die Gebietsbauleitung Oberösterreich West und Steiermark Nord geht. Auch in diesem Bericht ist nachzulesen: „die Notwendigkeit der Verbesserung der Schutzwirkung der Wälder“. – All das ist nicht geschehen.

Die Schutzwaldsituation in Österreich wird in drei Bereiche eingeteilt: Es gibt also den guten, grünen Bereich, und grün ist ja eine wunderbare Farbe. Es gibt 30 Prozent der Flächen, die im grünen Bereich sind. 60 Prozent sind im gelben Bereich und da ist die Schutzwirkung nur noch für die nächsten 20 Jahre vorhanden. Bei 10 Prozent besteht akuter Handlungsbedarf.

Bei den immer häufiger vorkommenden Naturkatastrophen – und ich glaube, die kennen wir alle –, ob Hochwasser, Erdrutsche, Murenabgänge, bedingt durch – dieses Wort kennen Sie auch – die Klimakrise, ist dringender Handlungsbedarf gegeben, vor allem wenn man bedenkt, dass ein Wald, ein Baum sehr langsam wächst und länger braucht, um eine Schutzwirkung zu entfalten. Das Wachstum der Bäume passt sich nicht an unsere immer schneller werdende Gesellschaft an, und wir, insbesondere unsere Kinder und Enkelkinder, tragen die Folgen.

Dann muss man sich noch etwas auf der Zunge zergehen lassen: Wenn wir uns die Kostenseite ansehen, dann ist diese Entwicklung noch viel weniger nachvollziehbar. Der Einsatz von 1 000 Euro für die Erhaltung eines Schutzwaldes durch Verjüngungsmaßnahmen, Aussaat und Pflanzungen entspricht nicht ganz 150 000 Euro an technischen Maßnahmen. Das muss man einmal den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern erklären.

Unsere Erde wird nicht kaputtgehen, aber ob sie, wenn wir so weitermachen, für die Menschen noch bewohnbar bleibt, das steht auf dem Spiel. Ein widerstandsfähiger Wald, wie das auch das Europäische Parlament in einer Verordnung vom November 2023 fordert, ist ein wichtiger Garant für einen lebenswerten Planeten. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

20.55

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Abgeordneter Hoyos-Trauttmansdorff. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.