11.25

Abgeordnete Henrike Brandstötter (NEOS): Ich habe jetzt allen Fraktionen gut zugehört und muss feststellen, dass wir NEOS den entspanntesten Umgang mit dem Thema Gendern haben. Wir gendern, seit es uns NEOS gibt – das machen wir, weil uns Diversität wichtig ist, weil uns Inklusion wichtig ist –, aber es gibt bei uns auch Kolleginnen und Kollegen, die nicht gendern. Jo mei! Auch das ist Diversität.

Ich nenne Ihnen gerne ein Beispiel einer Institution, in der fleißig gegendert wird, aber gleichzeitig nichts darangesetzt wird, strukturelle Probleme anzu­gehen: Das ist der ORF. Da wird on air fleißig durchgegendert, aber gleichzeitig gibt es massive Complianceverfehlungen. Da gibt es Herren, die wirklich schwerste disziplinarrechtliche Verfehlungen begehen, und was ist das Ergeb­nis? – Sie werden einfach nur versetzt! Sie werden versetzt, auch wenn sie zugunsten von Parteien in Programme hineinintervenieren. Sie werden versetzt, wenn sie sexuellen Missbrauch betreiben. Wenn hingegen Frauen beim ORF aufstehen und sagen: Moment einmal, ich möchte bitte nicht sexuell belästigt werden, ich möchte nicht bedrängt werden, ich möchte keine Änderungskündigung akzeptieren, durch die ich schlechtergestellt werde und auch weniger verdiene!, dann landen diese Fälle vor dem Arbeitsgericht. Es stapeln sich die Fälle, in die der öffentlich-rechtliche Rundfunk involviert ist, in den Arbeitsgerichten!

Das ist auch mein Appell an Sie: Es sind Bürgerinnen und Bürger, die wir ansprechen – nicht nur die Bürger –, aber verlieren Sie bitte gleichzeitig nicht aus den Augen, dass keine miese Compliance dadurch besser wird, dass wir durchgendern, dass keine strukturellen Ungleichheiten beseitigt werden, wenn wir durchgendern. All das hier ist Wahlkampfgeplänkel, und ich denke, dass jene Menschen, denen Diversität und Integration ein wichtiges Anliegen ist, für die das einen Wert darstellt, Besseres verdient haben als Debatten auf diesem Niveau. (Beifall bei den NEOS.)

11.28

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gudrun Kugler. – Bitte.