14.11

Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Johannes Rauch: Herr Präsident! Hohes Haus! Dass es nach mehr als zehn Jahren jetzt wieder einen Frauengesundheitsbericht gibt, das ist vor allem den Autorinnen dieses Berichts zu verdanken, und deshalb werde ich sie jetzt nennen. Das sind allen voran Sylvia Gaiswinkler, Daniela Antony, Jennifer Delcour, Johanna Pfabigan, Michaela Pichler und Anna Wahl – alle von der Gesundheit Österreich GmbH – und die Mitglieder der begleitenden Expertinnengruppe. Vielen Dank für Ihre Arbeit! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Eine regelmäßige Datenerhebung – das hat sich in der Frauengesundheit gezeigt – stellt ein wichtiges frauenpolitisches Ziel dar, weil die klassischen Gesundheitsberichte, wie wir wissen – das ist auch den Vorrednerinnen angesprochen worden –, immer noch den klassischen Gesundheitsparametern folgen, die sich historisch an einem an Männern orientierten Blick ausrichten.

Die frauengesundheitsspezifischen Themen sind angesprochen worden: Menstruationsgesundheit, psychische Gesundheit, Selbstbild, auch unbezahlte Sorgearbeit, Arbeitsbelastung, Auswirkungen der Arbeits- und Lebensbedingungen von Frauen und vieles anderes mehr.

Was sind nun die Erkenntnisse? – Sie sind zum Teil schon genannt worden. Es zeigt der Bericht klar auf, dass Frauen mit knapp 84 Jahren zwar eine höhere Lebenserwartung als Männer mit 78,9 Jahren haben, aber Frauen zwanzig Jahre davon mit mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit leben. Bei Männern ist das deutlich kürzer der Fall.

Es stellt sich auch klar dar, wie wichtig es ist, eine Auswertung der Daten, die wir haben, nach Geschlechtern vorzunehmen, weil eben Frauen und Männer von den gleichen Krankheiten nicht im gleichen Ausmaß betroffen sind. Das ist evident. Das fängt bei der Diagnose an und zieht sich weiter durch bis beispielsweise zum Problemfeld der Endometriose. Das ist einfach noch nicht ausreichend erforscht.

Wir wissen, dass 35,7 Prozent aller Todesfälle von Frauen, nämlich entlang der wissenschaftlichen Daten aus 2021, auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zurückzuführen sind. Das ist ein höherer Wert als bei Männern. Trotzdem gelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer noch als typisch männliche Erkrankung. Wie gesagt, das liegt oft auch daran, dass die Symptome bei Frauen verspätet, gar nicht oder falsch eingeordnet werden.

Die zweithäufigste Todesursache sind Krebserkrankungen, auf die 22 Prozent der Todesfälle zurückzuführen sind. Frauen leiden auch häufiger an psychischen Erkrankungen, sie machen 15 Prozent der Erkrankungen aus. Das ist jedenfalls bei jungen Frauen und Mädchen noch stärker ausgeprägt. Dazu ist schon einiges gesagt worden, auch was sozusagen Rolemodels, Frauenbilder betrifft, die in den sogenannten sozialen Medien immer wieder propagiert werden.

Es gibt in der Medizin – auch ein klares Ergebnis, eine Erkenntnis des Berichtes – einen Genderdatagap, ob bei Medikamentenzulassungen, bei Herzsymptomatiken und ähnlichen Dingen mehr. Dieser Frauengesundheitsbericht leistet einen wertvollen Beitrag, um eben diese Problematik auch sichtbar zu machen. Die Datenlücken sind genannt worden. Es werden bei Studien zu Medikamentenzulassungen die Medikamente oft nur an Männern getestet, und auch für Symptombilder sind Männer oft das Vorbild.

Was haben wir jetzt im Ministerium daraus abgeleitet, welche Maßnahmen haben wir auf den Weg gebracht? – Wir haben im Jahr 2023 schon eine Studie zur Lage der Menstruationsgesundheit in Auftrag gegeben, nämlich erstmals österreichweit Daten dazu zu erheben, insbesondere auch was die Versorgungslage bei Endometriose angeht. Weiters haben wir eine Machbarkeitsstudie zur kostenfreien Verhütung in Auftrag gegeben, in der es darum geht, den niederschwelligen Zugang, wie er in anderen Ländern gelebt wird, zu erheben und auch einen internationalen Vergleich anzustellen. Beide Studien werden im ersten Quartal 2024 vorliegen.

Dieser Frauengesundheitsbericht ist damit ein erster wichtiger Schritt, den wir machen, um da eben – und das soll die Aufgabe sein – fortlaufend dranzubleiben.

Letzter Punkt, weil es angesprochen worden ist: die Frage Schwangerschaftsabbruch, Abtreibung. Ich bin Ihnen, Frau Abgeordnete Pfurtscheller, sehr dankbar, dass sie das so klar benannt haben. Die einzige Partei, die sich hier im Parlament offensichtlich davon distanziert, ist die FPÖ. (Abg. Wurm: Geht’s noch, oder was?) Sie treibt damit Frauen in die Illegalität und in kriminelle Abhängigkeiten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Wurm: Fakenews! Das ist ein Wahnsinn! – Abg. Heinisch-Hosek: Nein, das ist richtig! – Abg. Stögmüller: Das stimmt ja auch!)

14.16

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt jetzt Abgeordneter Ralph Schallmeiner. – Bitte, Herr Abgeordneter.