20.15

Abgeordnete Kira Grünberg (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! In meinem Heimatbundesland Tirol geht man derzeit von circa 850 Jugendlichen aus, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht bei ihren Familien, sondern in staatlicher Obsorge oder auch in Pflege leben. Sie wachsen in Pflegefamilien auf, leben in betreuten Wohneinheiten oder auch in Heimen.

Mit Beginn der Volljährigkeit endet der Anspruch auf Betreuung oftmals abrupt. Sie werden zu sogenannten Careleavern, um die es heute geht. Seit 2018 ist, wie wir schon gehört haben, die Kinder- und Jugendhilfe in der Zuständigkeit der Länder. Diese haben die Möglichkeit, nach dem 18. Lebensjahr eine Weiterführung der Betreuung zu gewährleisten, sind aber nicht dazu verpflichtet. In den verschiedenen Bundesländern gibt es, wie Sie sich vorstellen können, unterschiedlichste Vorgaben, wie lange, aus welchen Gründen und auch mit welcher Dauer solche Weiterführungen gewährleistet werden. Was jedoch in allen Bundesländern einheitlich ist, ist die oft sehr mangelhafte Datenlage zu Careleavern. Deswegen ist auch der heutige Entschließungsantrag so wichtig: weil wir endlich eine Studie bekommen werden, die die diversen Daten zu diesem Themenbereich sammeln soll, sodass wir einen besseren Überblick bekommen, wie die Situation bei uns in Österreich in den verschiedenen Bundesländern ist.

Der Überblick soll auch die Lebens- und Problemsituationen darstellen und eine Grundlage dafür sein, dass wir dann weiter entscheiden können, an welchen Schrauben gedreht werden muss, damit es zu Verbesserungen für diese Personengruppe kommt. Durch das Mehr an gesammelten Daten wird das alles gewährleistet, und wir können auf die Bedürfnisse von den jungen Erwachsenen, die während ihrer Kindheit und Jugend in staatlicher Obhut oder Pflege gelebt haben, viel individueller eingehen.

Gerade der Übergang von der Pflege zum Erwachsenenleben kann für die Careleaver besonders herausfordernd sein. Sie haben nicht das soziale Netz oder das familiäre Netz und die Unterstützung wie viele andere Kinder und Jugendliche. Dabei spielen natürlich auch die Erfahrungen, die sie in Pflegeheimen, in Pflegefamilien oder auch in Wohngruppen gemacht haben, eine enorme Rolle. Sie stehen vor Herausforderungen, die viele andere Kinder, die in biologischen Familien heranwachsen, nicht haben. Sie brauchen oft mehr Unterstützung, was die Bildung oder die Jobsuche, die Beschäftigung, das Thema Wohnen, aber auch soziale Beziehungen betrifft, und finanzielle Stabilität.

Um die Jugendlichen und jungen Erwachsenen besser unterstützen zu können und genau zu wissen, welche Verbesserungen es braucht, ist dieser Entschließungsantrag ganz, ganz wichtig. Ich bin sehr froh, dass es hier zu einer einstimmigen Abstimmung kommt. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Meinl-Reisinger.)

20.18

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.