20.51

Abgeordneter Dr. Josef Smolle (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Psychotherapie hat in Österreich und vor allem in Wien eine lange Tradition, diese geht über 100 Jahre zurück – Sigmund Freud und der von mir besonders geschätzte Viktor Frankl –, und seit 1991 gibt es auch einen gesetzlichen Rahmen für den Beruf Psychotherapie – ein Beruf, der dazu berechtigt, eigenständig Patientinnen und Patienten mit psychischen Leiden zu behandeln.

Man hat damals allerdings einen groben Kompromiss gemacht, und zwar: Man hat keine akademische Ausbildung eingeführt, sondern man hat die Ausbildung sogenannten Ausbildungsvereinen überlassen, und das zu hohen Kosten, bis zu 80 000 Euro pro Person. Diesem Zustand, dass dieser Berufsweg praktisch nur zahlungskräftigem Klientel offen gestanden ist, hat die Sozialdemokratie über 30 Jahre zugeschaut, ohne etwas daran zu ändern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Bogner-Strauß: Genau! – Abg. Silvan: Vielleicht hat die ÖVP 30 Jahre lang studiert!)

Wir ändern es, und zwar ganz radikal. Es gibt nun die dreistufige Ausbildung an öffentlichen Universitäten, kostenfrei, Bachelor und Master. Beginnen wird es mit dem Master an den Unis voraussichtlich 2026. Es gibt eine Reihe von Bachelors verschiedener Gesundheitsberufe, die als Quellbachelors einen Einstieg in den Master ermöglichen, und diese Limitierung – die Zahl 500 – ist gut begründbar, wenn man sich anschaut, was die bisherige Zahl ist und welchen Bedarf man hat.

Warum aber die Limitierung? – Als ehemaliger Rektor einer Med-Uni weiß ich, wovon ich jetzt spreche: Ein Gesundheitsberuf, der in Deutschland zugangsbeschränkt ist, muss, ob man es will oder nicht, auch bei uns zugangsbeschränkt sein, sonst werden wir auf den Universitäten komplett überlaufen, sodass wir überhaupt keine Ausbildung mehr anbieten könnten. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte auch, wie es mein Kollege Ralph Schallmeiner schon getan hat, ein herzliches Danke an alle Stakeholder, mit denen wir breite Gespräche geführt haben, sagen: Es war angesichts der Heterogenität innerhalb der Psychotherapie gar nicht so einfach, das auf einen gemeinsamen Weg zu bringen. Und expressis verbis will ich dem Koalitionspartner – Ralph, dir – danken, für die vielen gemeinsamen Gesprächsrunden, die wir gedreht haben und die es ermöglicht haben, dieses Gesetz jetzt so weit zu bringen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Es gibt noch die postgraduale Ausbildung nach Bachelor und Master. In dieser Phase können die Absolventinnen und Absolventen unter Supervision bereits psychotherapeutisch beruflich tätig sein, und ja, da fallen – noch vergleichsweise geringe – Kosten für diese Supervision an. Unser Ziel ist es, dass ein größer werdender Anteil dieser postgradualen Ausbildung in einem Angestelltenverhältnis und vorzugsweise in psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen stattfindet, damit die Auszubildenden in der Psychotherapie auch das gesamte Spektrum, einschließlich der Grenzen der Psychotherapie, kennenlernen.

Warum ist das jetzt nicht verpflichtend? – Es braucht nämlich erst die Errichtung dieser Ausbildungsstellen. Das adressiert natürlich die Träger von Krankenanstalten, insbesondere die Länder. Da sind die roten wie die schwarzen Länder aufgerufen, in den nächsten Jahren sukzessive auch diese Ausbildungsstellen einzurichten. Wir haben es als Ziel klar im Gesetz formuliert, und wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren dieser Ausbau auch gelingen wird. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Seit 1991 hat sich auf dem Psy-Sektor ziemlich viel getan. Psychiater sind heute für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin ausgebildet, viele Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen haben eine intensive Psy-Ausbildung dazu gemacht. Die modernen Curricula an unseren österreichischen Medizinuniversitäten orientieren sich am biopsychosozialen Verständnis von Gesundheit und Krankheit. – Ich finde, das ist auch ein sehr großer Schritt, der in diese Richtung gelungen ist.

Abschließend möchte ich einen Wunsch äußern, der bei mir auf mehr als 40 Jahren ärztlicher Tätigkeit fußt, und zwar: Bitte vermeiden wir in Zukunft, mehr vielleicht als in der Vergangenheit, Körper und Seele zu trennen! Deshalb meine Bitte an all diese Gesundheitsberufe, die mit Menschen zu tun haben, den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen, und ich danke allen, die das tagtäglich tun. – Danke. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abgeordneten Kaniak und Rauch.)

20.57

Präsident Ing. Norbert Hofer: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.