21.05

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Lieber Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch liebe Angehörige des Berufsstandes, schön, dass Sie da sind! Es wurde ja schon einiges gesagt, ich möchte noch einen kleinen Schlenker machen.

In unserem komplexen und kompliziert gewachsenen Bildungssystem haben wir ja einige Dinge ererbt, die oft schwer erklärbar sind, zum Beispiel hinsichtlich der Frage: Warum sind manche Ausbildungen öffentlich zugänglich und kostenlos und andere Ausbildungen nur privat zugänglich und kostenpflichtig?

Im Schulsystem haben wir so einen Fall. Es gibt zum Beispiel Oberstufenschulen, öffentliche HAKs, HTLs, Bafeps, in die jeder kostenfrei gehen kann, und im Gesundheits- und Pflegebereich gab es bisher nur private Ausbildungen, für die man auch zahlen musste. Mit der Einführung der neuen BMHS für Pflege und Sozialbetreuung zum Beispiel, was wir ja schon letztes Jahr umgesetzt haben, haben wir wirklich einen grundsätzlichen Wandel herbeigeführt und diese wichtige Funktion endlich auch ins öffentliche, normale Schulsystem übernommen und somit einen dieser unlogischen Flecken in unserem Ausbildungssystem beseitigt, weil das wichtige öffentliche Kernaufgaben sind. (Beifall bei den Grünen.)

Eine ähnlich unlogische Lücke haben wir auch in der Psychotherapie vorgefunden, wie Kollege Smolle vorhin ausgeführt hat. Dass diese Ausbildung bisher privat bezahlt werden muss, dass sie 50 000 Euro oder auch mehr kostet, ist etwas, das man angesichts des dringenden Bedarfs, den es ja gibt, schwer erklären kann. So etwas – sprechen wir es offen aus! – konnte man sich bisher nur leisten, wenn man reiche Eltern hat, wenn man zufällig geerbt hat oder wenn man sich das jahrelang erspart hat, indem man jahrelang gearbeitet hat und dann auch schon entsprechend alt war.

Das ändern wir jetzt. Es gibt – um es noch einmal ganz klar zu sagen; ich weiß nicht genau, was man da als SPÖ dagegen haben kann – erstmals ein öffentlich zugängliches kostenloses Masterstudium an öffentlichen Universitäten. Also wie man da als Sozialdemokratische Partei dagegen sein kann, verstehe ich überhaupt nicht.

Dieses Masterstudium steht allen offen – wie Kollege Smolle schon ausgeführt hat –, die schon einen fachrelevanten Bachelor mitbringen, also entweder in Medizin oder in Psychologie, aber auch diplomierten Sozialarbeiter:innen, diplomierten Krankenpfleger:innen oder auch Hebammen in allen Regionen Österreichs. Das heißt, man muss in Zukunft nicht mehr reich sein, um Psychotherapeut:in werden zu können. Also wenn das nicht ein Riesenschritt ist, dann weiß ich auch nicht! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Man muss für die Sache brennen, man muss sich gut dafür qualifizieren. Ich sage Ihnen aber etwas: Ich glaube, das wird den Berufsstand der Psychotherapie langfristig verändern, das wird sich niederschlagen. Es werden neue Leute in diesen Beruf kommen, die andere, neue Erfahrungen mitbringen werden, die in diesem Berufsfeld und auch für die Therapie extrem wichtig sind.

Das heißt, wir freuen uns über jeden, der dieses Angebot in Zukunft annehmen wird, und über jeden und jede, der und die dann auch Therapie kostengünstig anbieten kann, weil man sich dafür nicht hat verschulden müssen, damit jeder in Österreich, der sie braucht, psychotherapeutische Versorgung bekommt, was ein ganz wichtiges Anliegen dieser Bundesregierung ist. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

21.09

Präsident Ing. Norbert Hofer: Der nächste Redner ist Dr. Werner Saxinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.