Trauerkundgebung anlässlich des Ablebens des ehemaligen Zweiten Präsidenten des Nationalrates und Bundesministers a. D. Robert Lichal

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen, wie wir es in der Präsidiale vereinbart haben, zu einer Trauerkundgebung:

Gestern wurde am Purkersdorfer Friedhof der verstorbene Dr. Robert Lichal zu Grabe getragen. Robert Lichal war in der Zeit von 1976 bis 1994 in der Bundespolitik in den verschiedensten Positionen vertreten. Er war Personal­vertreter, er war im Bundesrat, er war im Nationalrat und er war in der XVIII. Gesetzgebungsperiode auch Bundesminister für Landesverteidigung. In dieser Position hat er – Sie werden das vielleicht noch aus den Geschichten kennen – sein Profil – gerade, als es darum gegangen ist, die Draken zu stationieren –, das er vorher schon hatte, innenpolitisch noch nachgeschärft. Er war sicherlich ein Politiker, der hart und konsequent verhandelt hat, der aber auch humorvoll gewesen ist und immer wieder auch den Ausgleich gesucht hat.

Als Zweiter Präsident des Nationalrates – das ist mir nur berichtet worden – hat er stets auf die Würde des Hauses geachtet und einmal sogar einem Kollegen, der keine Krawatte hatte, eine Krawatte geschenkt. Wir haben auch im Shop Krawatten, aber ich glaube, heute hat sich diese Situation grundsätzlich verändert.

Robert Lichal war sicherlich einer, dem die Politik und insbesondere das Parlament ein großes Anliegen gewesen ist, der die Diskussion nicht nur im innerparteilichen Kreise, sondern auch hier im Parlament stets gesucht hat.

Seinem eigentlichen Wunsch, nicht Jurist, sondern Schauspieler zu werden, konnte er nicht nachkommen. Er hat das in seiner launigen Abschiedsrede angemerkt, in der er gemeint hat, er wäre immer gern am Ring zu Hause gewesen, aber vielleicht doch noch lieber im Burgtheater. Er hat immer wieder auch „König Ottokars Glück und Ende“ zitiert, und zwar: „Es ist ein gutes Land [...] Wo habt Ihr dessengleichen schon gesehn?“ Das heißt, er war auch bis zuletzt stolz auf dieses Österreich.

In diesem Sinne darf ich Sie, Kolleginnen und Kollegen, um eine Minute des Gedenkens ersuchen. (Die Anwesenden erheben sich von ihren Sitzplätzen und verharren einige Zeit in stiller Trauer.) – Danke schön. (Die Anwesenden nehmen ihre Sitzplätze wieder ein.)