11.35

Abgeordnete Dr. Elisabeth Götze (Grüne): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Werte Mitglieder dieses Plenums! Lie­be Zuseherinnen und Zuseher! Ich freue mich, dass so viele heute hier sind und zuschauen, denn das ist wirklich etwas, das uns alle angeht. Es geht um Unternehmen, die uns allen gehören, Unternehmen wie beispiels­weise die Agrarmarkt Austria, die Bregenzer Festspiele, das Naturhistorische Museum, Schönbrunn, das Theater der Jugend, die ÖBB – vielleicht sind Sie mit denen hergekommen –, die Bundesforste, die Wirtschaftsuni und den Zukunftsfonds der Republik.

Insgesamt geht es um mehr als 450 Betriebe, um alle die, an denen der Bund, die Republik, mit mehr als 50 Prozent beteiligt ist. Von denen spreche ich jetzt, und wir schauen uns dank des Rechnungshofberichtes an, wie die Einkommen verteilt sind beziehungsweise wie viel einerseits die Beschäftigten, aber auch die Vorstände und die Aufsichtsratsmitglieder dort verdienen.

Ganz grundsätzlich möchte ich sagen, weil vorhin gerade über die Erhebungsme­thodik gesprochen wurde: Vielen Dank. Bisher mussten Sie – das war so vorgesehen – die Befragung durchführen, das war sehr aufwendig, und ich freue mich, dass es, auch dank der NEOS, einen Allparteienantrag gibt, dass die Erhebung jetzt einfacher wird, dahin gehend, dass Sie auf die Lohnstatistik der Statistik Austria zurückgreifen können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der NEOS.) Das macht es einfacher und auch treffsicherer und genauer. Ich glaube, das ist in unser aller Sinn.

Zu den Inhalten möchte ich kommen. Also ganz grundsätzlich schauen wir uns das an, weil wir natürlich daran interessiert sind, dass Gelder zielge­richtet und effizient ausgegeben werden.

Ich möchte auf zwei besondere Aspekte eingehen. Das eine ist die Verteilung bezüglich Männern und Frauen, und zwar nicht nur aus der Perspektive der Gerechtigkeit, inwieweit Frauen zum Beispiel im öffentlichen Bereich so viel verdienen wie Männer, sondern auch, weil wir sicherstellen wollen, dass diese Betriebe resilient, krisenfest und erfolgreich sind. Wir wissen, dass Diversität da ein ganz wichtiger Faktor ist.

Ich finde es erfreulich, dass beispielsweise in den Aufsichtsräten die Frauen gut vertreten sind, mit immerhin 36 Prozent. Es geht noch mehr, aber im Ver­gleich zu den top 200 Unternehmen in Österreich – dort sind es nur 24 Prozent – ist das ein guter Anteil.

Ich möchte besonders lobend hervorheben: Es gibt einige Betriebe im öffentli­chen Bereich, in denen Frauen über 40 Prozent der Aufsichtsratsmit­glieder ausmachen, zum Beispiel im Bereich Kunst, an den Unis, in der öffent­lichen Verwaltung und im Gesundheitswesen.

Ich möchte aber auch sagen, wir haben Verbesserungsbedarf. Das ist bei­spielsweise bei den Sozialversicherungen so, aber auch im Bereich Energieversorgung. Dort ist ein eklatanter Unterschied: Es gibt nur 15 Prozent Frauen in den Aufsichtsratspositionen.

Die Gehälter sind übrigens inzwischen bei Frauen und Männern in den Aufsichtsräten fast gleich.

Ein bisschen anders schaut es bei den Vorstandspositionen aus. Dort ist der Anteil der Frauen im öffentlichen Bereich bei 24 Prozent, aber auch da ist der Anteil im Vergleich zu den privaten Unternehmen wesentlich höher; dort sind wir nämlich im Jahr 2022, also im Vergleichszeitraum, unter 9 Prozent gewesen. Das heißt, da geht der öffentliche Bereich mit gutem Beispiel voran.

Trotzdem, muss man sagen, gibt es noch Luft nach oben, weniger bei den Unis – die gehen wieder mit gutem Beispiel voran – und Bildungsinstitutionen und im Kunstbereich. Energieversorger, Versicherungs- und Finanzdienst­leister sind aber wieder am unteren Ende der Skala. Das heißt, dort wünschen wir uns wirklich und dort brauchen wir mehr Frauen, um dafür zu sorgen, dass die auch gut wirtschaften können. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte noch kurz etwas zu den Gehältern der Frauen in diesen Vorstands­positionen sagen, weil das ja auch von meinem Vorredner angesprochen wurde: Frauen verdienen etwas weniger, nämlich 85 Prozent der Gehälter der Männer. Und ja, es gibt sehr gut bezahlte Vorstandsjobs – genannt wurde da beispielsweise die Post oder auch die Verbund AG –, man muss das aber schon auch in Relation zu den jetzigen Vorstandspositionen am Markt sehen, und da liegt der Durchschnitt der österreichischen ATX-Unterneh­men 25 Prozent darüber. Daher muss ich schon sagen: Wenn wir gute Menschen in diesen Positionen haben wollen, dann müssen wir sie auch gut bezahlen, und wir können darüber diskutieren, wie wir das allgemein erreichen können.

Ein Thema möchte ich noch ansprechen: Dass der Frauenanteil in den Branchen mit geringerem Verdienst prinzipiell höher ist, ist ein grundsätzliches Thema. Wir müssen schauen, dass wir Frauen auch in die gut bezahlten Bran­chen bekommen.

Die Oesterreichische Nationalbank ist immer wieder in Diskussion: Dort sind die Gehälter grundsätzlich sehr hoch, was die Branchendurchschnitte der gesamten Finanzdienstleistungsbranche verzerrt.

Es liegt also ein gemischter Befund vor: Es gibt noch einiges zu tun, aber in man­chen Bereichen geht der öffentliche Bereich, gehen die öffentlichen Unternehmen sehr gut voran. Ich glaube, wir haben einen Auftrag: Es gibt noch viel zu tun! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.41

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Hermann Gahr. – Bitte.