11.59

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Liebe Frau Präsidentin! Liebe Frau Präsidentin des Rechnungshofes! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörer, Zuhörerinnen! Das Wort Fachkräftemangel wurde jetzt schon mehrfach vorweggenommen, weil ja heute auch noch davon die Rede sein wird.

Dass das beste Rezept gegen Fachkräftemangel Bildung ist, speziell Fort- und Weiterbildung über das gesamte Leben hinweg, darüber sind wir uns alle einig. Dennoch ist in Diskussion gewesen, eine beliebte nützliche Bildungsmaß­nahme, nämlich die Bildungskarenz, massiv zusammenzustreichen. Dagegen haben wir Grüne uns aus guten Gründen gewehrt und tun das wei­terhin. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte das kurz ausführen: Es gibt selbstverständlich jede Menge gute, sinnvolle Reformen, wie man das derzeitige Modell verbessern kann. Also wir Grüne werden uns ganz sicher nicht gegen eine verpflichtende Bil­dungsberatung sowohl vor Antritt der Bildungskarenz als auch währenddessen sperren. Selbstverständlich sind wir auch dafür zu haben, die Teilnahme an Kursen anders, strenger, besser zu überprüfen. Wir sind selbstverständlich dafür zu haben, die Bildungseinrichtungen, die im Moment Kurse anbie­ten – ich vermute, Kollege Loacker, wie ich ihn kenne, wird uns einige, teilweise auch absurde Beispiele dafür vorführen –, hinsichtlich der Effizienz, der Qualität und auch der Sinnhaftigkeit der Kurse besser zu überprüfen, zu kontrol­lieren und zu zertifizieren.

Wir sind selbstverständlich dafür zu haben, den Zugang zur Bildungskarenz speziell von Menschen mit niedrigen Einkommen wesentlich zu verbessern, aber wir sind dagegen, den Zugang zur Bildungskarenz zu verschärfen, neue Hürden aufzubauen und wesentliche Teile der Bevölkerung davon auszuschließen. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)

Auf die konkreten Kritikpunkte, die im Bericht erwähnt werden – danke herzlich dafür –, kann ich kurz eingehen. Die Akademiker:innenquote wurde bereits erwähnt, diese liegt bei der Bildungskarenz bei 25 Prozent. Das heißt, drei Viertel der Menschen in Bildungskarenz sind keine Akademiker:innen. Damit liegt der Anteil, wenn man das mit der entsprechenden Altersgruppe zwischen 30 und 45 vergleicht, sogar niedriger als in der Gesamtbevölkerung.

Zweiter Punkt sind die Kosten: Ja, selbstverständlich kostet die Bildungs­karenz etwas. Was ist allerdings die Alternative? – Die Alternative dazu ist die Arbeitslosigkeit, und für die Alternative Arbeitslosigkeit sind die Kosten, wenn man die dazurechnet, die auch für AMS-Maßnahmen noch dazukommen, am Ende beinahe doppelt so hoch wie die, die in der Bildungskarenz anfallen.

Zum dritten, bereits angesprochenen Punkt: Dass derzeit viele Menschen, speziell Frauen, die Bildungskarenz dazu verwenden, die Babykarenz zu verlängern, ja, das ist richtig. Es ist aber nicht immer nur schlecht. Wir alle wissen, der Zeitpunkt, wenn man Kinder kriegt, ist oft ein Zeitpunkt der Reflexion darüber, ob der Beruf der ist, den man sich immer gewünscht hat oder ob man sich auch etwas anderes vorstellen kann. Es ist eine Phase der Neuorientierung. Das ist durchaus sinnvoll, wenn man das nützt.

Laut Studie – das Wifo hat das im Auftrag des Arbeitsministeriums erhoben – schlägt sich der Nutzen dieser Neuorientierung langfristig in stabileren Beschäftigungsverhältnissen, in höheren Einkommen und einer durchwegs besseren Zufriedenheit mit der neuen Arbeitssituation nach einer beruflichen Umorientierung nieder. Davon profitieren am Ende nicht nur die betrof­fenen Eltern, speziell die Mütter, sondern auch die gesamte Gesellschaft, das Steuersystem, das Sozialversicherungssystem und auch die Unternehmen.

Deswegen zusammengefasst: Für Reformen betreffend Effizienz sind wir jederzeit zu haben, selbstverständlich auch für Sparsamkeit – dort, wo sie Sinn macht –, aber nicht für eine kurzfristige Pseudoeinsparung bei Bil­dung, die langfristig die Chancen von Bevölkerungsgruppen zerstört. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

12.04

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Loacker. – Bitte.