13.05

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Herr Präsident! Danke für das Wort! Sehr geehrte Frau Rechnungshofpräsidentin! Werte Kollegin­nen und Kollegen hier im Hohen Haus, aber auch auf der Galerie beziehungsweise vor den Bildschirmen zu Hause! Ich darf mich als Allererstes beim Rechnungshof für diesen sehr, sehr aktuellen Bericht bedanken, der ein Thema, das uns jetzt schon seit geraumer Zeit beschäftigt, nämlich den Fachkräftemangel, behandelt.

Ich darf das aus einer ganz bestimmten Sicht tun, und zwar aus der Sicht der Klein- und Mittelbetriebe in Österreich. Von diesen geben nämlich laut Be­richt 88 Prozent an, dass sie Schwierigkeiten haben, Fachkräfte zu finden, und damit liegen wir laut Bericht im Übrigen auch über dem EU-Durchschnitt, der bei 78 Prozent liegt.

Ich kann das als Unternehmerin eines Klein- und Mittelbetriebes selbst sagen: Ja, es ist im Moment verdammt schwer, gut ausgebildete Fachkräfte zu bekom­men, und aus diesem Grund machen auch wir es so, dass wir die Fachkräfte aus­bilden. Wir haben drei Lehrberufe bei uns im Betrieb, wir bilden aus, wie viele andere Unternehmen in Österreich auch. 600 000 KMUs gibt es im Übri­gen, rund 10 000 sind es alleine bei mir in meiner Heimatstadt, in Graz, die täglich Menschen beschäftigen und die schauen, dass die Fachkräfte gut ausgebildet sind und sich auch weiterbilden können.

Wenn ich mir Kollegen Lausch von den Freiheitlichen anhöre, dann muss ich sagen: Offensichtlich ist nicht nur der Bericht des Rechnungshofes nicht gelesen worden, sondern wurden es auch die Beschlüsse nicht, die ihr mitgefasst habt, zum Beispiel im Bereich der Berufsausbildung – das ist ja auch meine Funktion als Bereichssprecherin –, was wir da in den letzten Jahren beschlossen haben (Abg. Lausch: Nicht einmal eine Gesamtstrategie habt ihr zusammengebracht!), um die Lehre auch in Österreich auch aufzuwerten.

Wir haben beschlossen – im Übrigen in der Regierungszeit mit euch –, dass wir alle fünf Jahre die Berufsbilder überarbeiten. Diese sind früher nicht überarbeitet worden. (Abg. Lausch: Da wart ihr noch fleißig, mit uns! Jetzt seid ihr nicht mehr fleißig! Jetzt klatscht ihr lieber!) Wir haben ein Berufspaket nach dem anderen, das beschlossen wird, damit wir diese Berufsbilder neu herausbringen können, damit sie zeitlich aktuell sind und unsere Fachkräfte für die Zukunft gut ausgebildet sind. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Wir haben jetzt, Herr Kollege Lausch, mit den Grünen gemeinsam – danke noch einmal an Kollegin Blimlinger und Kollegen Zorba – das Gesetz über die höhere berufliche Bildung beschlossen – das ist mit euch nicht möglich gewe­sen –, und das ist ein historischer Schritt. Damit ist es nämlich gelungen, für diese Lehrberufe, bei denen eine Meister- oder eine Befähigungsprüfung noch nicht möglich war, eine Ausbildung auf Bachelorniveau in Öster­reich zu haben. Wir werden damit Fachkräfte in ihren Berufen noch weiter vertiefend ausbilden können. (Abg. Kassegger: Das ist ja genau diese Pseudoakademisierung, die ein vollkommener Holzweg ist!)

Wir haben es geschafft, mit den Grünen gemeinsam, dass wir die Gebühren für die Meisterprüfungen abschaffen, und genau das ist das - - (Abg. Wurm: Welche Gebühren habt ihr abgeschafft? Welche?) – Wir haben die Prüfungsgebüh­ren für die Meister- und für die Befähigungsprüfungen abgeschafft. Ja! (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Wurm – erheitert –: Ha! Das macht so viel aus, Frau Kollegin! – Abg. Lausch: Das war ein großer Wurf! – Abg. Egger: Geh bitte!)

Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt, damit wir unsere Fachkräfte haben, und im Rechnungshofbericht steht genau drinnen, dass es wichtig ist, dass wir gut ausgebildete Fachkräfte haben, dass wir in die Bildung investieren. (Abg. Kassegger: Ja, aber wir haben keine! Das geschieht aber nicht!) Genau das ist der Punkt, der drinnen steht.

Ja, natürlich müssen wir schauen, dass wir – wie im hochschulischen Bereich auch – dort hinkommen, werte Kollegen von den Freiheitlichen, dass auch die Kurskosten übernommen werden. Und genau dafür stehen wir, das steht auch im Österreichplan drinnen, das werden wir machen (Beifall bei der ÖVP – Abg. Lausch: Hättet ihr schon machen können! Ihr seid in der Regie­rung! – Abg. Kassegger: Wenn ihr in der Regierung seid!), weil wir wissen, wie wichtig das ist. (Abg. Lausch: Bald nicht mehr! – Abg. Hafenecker: Was machts ihr denn alles, wenn ihr einmal den Kanzler stellt?)

Und nein – wurscht ob das jetzt die Kolleginnen und Kollegen der Freiheit­lichen sind oder jene der SPÖ –, nein, wir werden die Zukunftsherausforderun­gen nicht damit bewältigen, dass wir eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich haben, und wir werden uns auch nicht mit einer Rundumabschot­tung von Österreich damit auseinandersetzen können, dass wir die offenen Stellen besetzen. (Abg. Lausch: Weil ihr 35 Jahre geschlafen habt!)

Wir sind in Österreich nach wie vor in der glücklichen Lage, dass wir mehr offe­ne Stellen als Suchende haben. (Abg. Kassegger: Wer ist „wir“?) Allein in Graz stehen 10 000 offene Lehrstellen 200 Lehrstellensuchenden gegenüber. Ja, wir müssen absolut etwas tun, wir müssen alle, die da sind, in Beschäfti­gung bringen und gut ausbilden. Ich kann Ihnen sagen: Martin Kocher, das AMS und alle, die in diesem Bereich aktiv sind, versuchen das. (Abg. Wurm: Der Minister möchte zur Nationalbank gehen und der AMS-Chef ist mehr DJ!)

Ich selber mache das im Betrieb, auch ich bilde Asylberechtigte aus, damit sie die gut ausgebildeten Fachkräfte von morgen werden. Wir brauchen sie, denn sonst haben Sie, weder die Kolleg:innen der SPÖ noch die er Freiheitli­chen, keinen Installateur, der bei Ihnen zu Hause etwas richten kann, keinen Tischler, der bei Ihnen etwas reparieren kann. (Abg. Heinisch-Hosek: Brauchen Sie keinen Tischler? Was redet ...?)

Genau das, dass wir diese gut ausgebildeten Fachkräfte brauchen, unterstreicht auch der Bericht des Rechnungshofes. Wir bilden sie aus. Wir haben in dieser Gesetzgebungsperiode viele Maßnahmen gesetzt und wir werden das auch weiter tun, damit wir genügend Beschäftigte, gut ausgebildete Fachkräfte, in unseren Betrieben haben. Letzten Endes, werte Kolleginnen und Kollegen: Wenn man gut ausgebildet ist und gerne arbeitet, dann macht man seine Arbeit auch richtig gut, und davon profitieren wir als gesamte Gesell­schaft. (Zwischenruf des Abg. Lausch.)

Eines möchte ich abschließend noch sagen, weil Frau Kollegin Belakowitsch sich hier herausstellt und sagt: Die und die Firma baut Menschen ab!, und: Es ist alles so furchtbar und katastrophal! Es soll Ihnen gesagt werden: Wir haben nach wie vor mehr offene Stellen als Menschen, die Arbeit suchen. Die Firma Osram investiert 588 Millionen Euro in der Steiermark und schafft damit 250 hoch qualifizierte Arbeitsplätze. (Abg. Kassegger: Das kompen­siert ein Viertel von dem, was AVL abbaut!) Es werden also nicht irgendwelche Stellen abgebaut. (Abg. Deimek: Lesen Sie einmal die KSV-Statistik!) So viel auch dazu, wie Berichte gelesen werden und wie damit umgegangen wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Unsere heimischen Betriebe, die KMUs und auch die Industriebetriebe, sind diejenigen, die die Arbeitsplätze schaffen. Darauf werden wir auch in Zu­kunft aufbauen und dafür steht auch die Österreichische Volkspartei. (Beifall bei der ÖVP.)

13.12