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Abgeordneter Mario Lindner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vorweg: Danke für den Bericht. Danke an Sie, Herr Bundesminister, und an alle Kolleginnen und Kollegen, die an diesem Bericht mitgearbeitet haben.

Was wir als gelernte Österreicherinnen und Österreicher wissen, ist, dass immer wenn sich die ÖVP oder Kollege Loacker über einen Bericht aufregen, dieser Bericht nur gut sein kann. Auch in diesem Sinne vielen Dank, Herr Minis­ter. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Danke auch an die namhaften Institutionen – wie die Oesterreichische National­bank, die WU Wien oder die OECD –, die mitgearbeitet haben.

Was ist denn die Herausforderung? – Die Herausforderung ist, Berichte ernst zu nehmen. Wenn wir uns die Zahlen, Daten und Fakten anschauen, sehen wir ja unter anderem zum Beispiel auch beim Frauengesundheitsbericht, beim LGBTIQ-plus-Gesundheitsbericht, bei den Daten zu Hatecrimes oder jetzt beim Sozialbericht 2024, dass wir die vorgelegten Zahlen, Daten und Fakten auch ernst nehmen müssen und Lösungen präsentieren müssen. Wegschauen und Probleme ignorieren: Das wird nicht funktionieren.

Herr Bundesminister, ich weiß, es liegt nicht an Ihnen, sondern es liegt meistens an der ÖVP. Immer dann, wenn es um gute Fortschritte für Österreich geht, weiß die ÖVP es zu verhindern. Wir müssen Lösungen suchen und umsetzen, Vorschläge und Handlungsanleitungen umsetzen und es besser machen.

Die OECD zeigt in einer Studie im Sozialbericht, dass die Kosten von Kinderarmut 3,6 Prozent unserer Wirtschaftsleistung betragen, das sind heuer 18 Milliarden Euro oder täglich 50 Millionen Euro. Was macht die Bun­desregierung? – Die Bundesregierung erhöht den schwarz-blauen Familienbonus von 1 500 auf 2 000 Euro. Ich frage mich schon: Warum sind der Regierung zum Beispiel Kinder von Abteilungsleitern 1 300 Euro mehr wert als jene der alleinerziehenden Sekretärin? Kinderarmut verursacht jeden Tag 50 Millionen Euro an Folgekosten, und das ist eine Schande, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Der Sozialbericht zeigt aber auch, dass diese Kosten entstehen, weil arme Kinder schlechtere Bildungschancen und schlechtere berufliche Chancen haben, damit geringere Einkommen erzielen und eher arbeitslos werden. Zudem weisen sie in ihrem späteren Leben einen erheblich schlechteren Gesundheitszu­stand auf. Wäre es nicht schlau, statt über Fachkräftemangel zu lamentieren, in die Armutsbekämpfung unserer Kinder zu investieren?

Daher: Kindergrundsicherung jetzt! Wir brauchen rasch Investitionen in den Ausbau kostenfreier kinderbezogener Infrastruktur, die Einführung eines Universalbetrages unter Zusammenführung von Familienbeihilfe, Kinder­absetzbetrag und Familienbonus Plus für alle Familien in voller Höhe und die Einführung einer einkommensabhängigen Leistung, um armutsbetrof­fenen Kindern gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Daher ist das Gebot der Stunde: Kindergrundsicherung jetzt! (Beifall bei der SPÖ.)

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