16.23

Abgeordnete MMag. Katharina Werner, Bakk. (NEOS): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Damen auf der Regierungsbank! Liebe Menschen hier im Saal und zu Hause! Das Recht auf ein analoges Leben – das klingt doch irgend­wie schön, das klingt einfach, das klingt nach Biedermeier 2.0, zurück in die Ver­gangenheit. Und das klingt irgendwie ein bisschen populistisch, und das ist es auch, was mich daran stört, weil es eine Lösung vorgaukelt, die einfach keine ist.

Ja, es ist Tatsache, dass nicht alle Menschen gleich digital kompetent sind, dass wir darauf Rücksicht nehmen müssen und dass wir niemanden diskri­minieren dürfen. Tatsache ist halt aber auch, dass die Digitalisierung das Leben einfacher macht und leichter macht und dass sie auch vor der älteren Ge­neration nicht haltmachen wird.

Wo macht sie das Leben einfacher? – Zum Beispiel beim Wohnsitzwech­sel. Die Kollegin von der ÖVP hat es vorhin schon angesprochen. Ich kann mich selbst erinnern, vor zwei Jahren bin ich in Wien am Magistrat gestanden, habe ein Ticket ziehen müssen, einen analogen Zettel ausfüllen müssen, habe eine Stunde warten müssen, damit ich mich ummelden kann.

Dieses Jahr: einfach auf der Couch zu Hause, 5 Minuten und es war erledigt, fertig. Das ist es, was Digitalisierung leistet. Die Zukunft ist digital, und es ist unsere Aufgabe hier, dafür zu sorgen, dass auf diesem Weg in diese Zu­kunft niemand verloren geht, dass niemand zurückgelassen wird, aber es ist nicht unsere Aufgabe, diese Zukunft zu verhindern. (Abg. Greiner – das Gesicht in den Händen verbergend –: Das ist ja kompletter - -! Nein!)

Statt Ängste vor der Digitalisierung zu schüren und Mikromanagement zu betreiben, wo was irgendwo analog sein muss, wäre es einfach unsere Aufga­be, für Befähigung zu sorgen, für Offenheit, für Neugierde und für digitale Kompetenz bei Jung und Alt, in der Schule und im Seniorencafé.

Liebe Regierung, 4 500 Kurse: Total nett, wenn das jetzt im Jahr 2024 kommt! Das I-Phone wurde im Jahr 2007 präsentiert, das heißt, 17 Jahre Digitali­sierung, in denen einfach viel, viel zu wenig passiert ist, auch im Bereich Kompe­tenzbildung. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Loacker: Dass die Ministerin ...!)

Wir müssen für noch etwas sorgen – nicht nur für digitale Kompetenz, sondern vor allem für eines: Wir reden hier immer über Anträge und Förderun­gen und Amtswege: Bitte sorgen wir einfach für weniger Bürokratie, denn die belastet uns alle, egal wie alt wir sind, egal woher wir kommen. Einfach weniger Bürokratie, dann haben wir alle mehr davon! (Beifall bei den NEOS. – Abg. Erasim: ... ohne Inhalte!)

So, und jetzt möchte ich an meine Kollegin Karin Doppelbauer anknüpfen: Anstatt Ängste zu schüren, reden wir einfach auch einmal über all die Chancen, die Digitalisierung bringt, gerade auch für ältere Personen: Habe ich eine Rechnung digital, dann kann ich mir die vergrößern. Ich kann sie mir vorlesen lassen, ich kann die Kontraste stärken. Das hilft nicht nur älteren Perso­nen, sondern das hilft auch Menschen mit einer Sehbehinderung, und es ist ein­fach wichtig, dass wir auch darauf schauen, welche Chancen, welche Möglichkeiten uns das Ganze bietet.

Oder wenn ich eine schlechte Lesekompetenz habe: Natürlich, Digitalisierung soll nicht der Ausweg sein, wenn es darum geht, mehr Lesekompetenz zu erlangen, aber es gibt eben Menschen, die einfach schlechter lesen können, und diese können sich komplizierte Texte durch die KI in eine einfachere Spra­che übersetzen lassen oder sich mit einem digitalen Wörterbuch per Mausklick einen Begriff erklären lassen. Das ist das, was uns Digitalisierung bringt.

Begreifen wir Digitalisierung also endlich, anstatt sie als Gefahr zu begreifen, als Möglichkeit, nämlich die Möglichkeit, Teilhabe in unserer Gesellschaft zu stärken und mehr Menschen in die Mitte unserer Gesellschaft zu bringen. – Danke schön. (Beifall bei den NEOS.)

16.27

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Heinisch-Hosek. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.