Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Guten Morgen, Herr Minister! Die Wirtschaftskammer Österreich, die ja auch ÖVP-geführt ist, spricht im Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen Mercosur vom „Mythos“, dass billiges Rindfleisch den heimischen Markt überfluten werde, und rechnet aus, dass die Fleischmengen, um die es da pro Kopf und Jahr geht, für jeden Österreicher 221 Gramm ausmachen würden, auf die der Zoll gesenkt würde.

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„Stimmt die Angabe der WKO, wonach die Rindfleischquote im EU-Mercosur-Abkommen auf Österreich heruntergebrochen nur 221g pro Kopf im Jahr betragen würde?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc: Das ist eine sehr interessante Rechnung, denn: Was hat man da gemacht? – Man hat gesagt: 99 000 Tonnen zusätzlich, dividiert durch 450 Millionen Menschen, die in der Union leben. Also das ist eine sehr einfache Rechnung und sagt sehr wenig darüber aus, was eine Marktöffnung tatsächlich an Implikationen mit sich bringt.

Die Europäische Kommission hat deswegen eine Studie bei der London School of Economics in Auftrag gegeben, und die hat festgestellt, dass die Importe aufgrund einer solchen Marktöffnung, einer solchen Quote um 30 Prozent bis 64 Prozent steigen würden. Wir erwarten da vor allem Edelteile, die nach Europa hereinkommen, was zur Folge hätte – und das sagen unsere Profis am Markt –, dass die Bäuerinnen und Bauern mit Preisverlusten von 10 Prozent bis 15 Pro­zent rechnen können.

Das sind Auswirkungen, die für uns relevant sind, und an diesen orientieren wir uns – und nicht an fragwürdigen Berechnungen. (Beifall bei der ÖVP.)

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte.

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Eine ähnlich fragwürdige Berechnung haben Sie in Ihrem Grünen Bericht, in dem Sie schreiben, dass jeder Österreicher im Jahr 59 Kilogramm Fleisch verzehrt.

In welchem Größenverhältnis stehen denn diese 59 Kilogramm Fleisch, die der Österreicher im Jahr verzehrt, zu den 20 Dekagramm, um die es in diesem Abkommen geht?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Bitte, Herr Bundesminister.

Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft Mag. Norbert Totschnig, MSc: Verzehr ist das andere, die Produktion ist das eine. Wir sind daran interessiert, dass wir Ernährungssicherheit gewährleisten. Das heißt, wir wollen inländische Produktion erhalten, flächendeckend, auch in den Berggebieten.

Wie gesagt, man kann die inländische Produktion schon durch Wettbewerb et cetera aus dem Markt drängen, der Konsum bleibt aber stabil. Das wollen wir nicht. Ich glaube auch nicht, dass das die Konsumenten in Österreich wollen. Die wollen heimisches Qualitätsfleisch, heimische Lebensmittel – und wir garan­tie­ren, dass diese zur Verfügung stehen. (Beifall bei der ÖVP.)

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die nächste Anfrage stellt Abgeordneter Lindinger. – Bitte, Herr Abgeordneter.