11.58
Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Auch hierbei handelt es sich um ein Volksbegehren. Dessen Proponenten fordern Gerechtigkeit für Pflegekräfte. Meine Damen und Herren, ich finde es ein bisschen traurig, weil es wahrscheinlich kaum ein Thema gibt, mit dem wir uns hier beschäftigen, das so wenig ideologisch ist wie die Pflege. Die geht uns alle an, und ich glaube, wir haben alle ein gemeinsames Ziel.
Es gibt unterschiedliche Maßnahmenbündel, Maßnahmenpakete, über die man diskutieren kann, aber ich glaube, dass sich gerade der Themenkomplex Pflege nicht für ein Schreiduell eignet. Das bringt niemanden weiter, am wenigsten die zu Pflegenden und die Pflegekräfte.
Ja, die Bundesregierung hat dazu in den letzten fünf Jahren drei Reformen vorgelegt – oder drei Reformschritte, würde ich sagen –, und es gibt mehr Geld, teilweise.
Herr Kollege Gödl, das ist ja da auch noch ein bisschen ein Thema: Nicht alle sind in den Genuss dieser Pflegeprämie gekommen. Manche haben sie bis heute nicht bekommen, manche haben das als Prämie bekommen, andere haben es gleich als Gehaltsbestandteil bekommen. Das ist ein Themenkomplex, über den man noch lang diskutieren kann.
Ein ganz großes Problem, das wir haben, ist aber der Personalmangel. Wenn Sie mit Pflegekräften reden, und ich tue das sehr häufig, dann merken Sie, es gibt da ein Thema, das wirklich alle, die in der Pflege arbeiten, egal in welchem Pflegebereich, vereint: Das sind die vielen, vielen Überstunden, die dort geleistet werden müssen, weil es schlicht und einfach zu wenig Personal gibt. Ich glaube, wenn wir von Pflegegerechtigkeit reden, dann müssen wir dieses Thema ernsthaft angehen.
Da gibt es eben unterschiedlichste Ideen – ich sage jetzt gar nicht: ideologische Zugänge. Es sind schlicht und einfach Ideen, wie man dazu kommen kann, dass man Personal rekrutiert, wie man es schafft, jungen Menschen diesen Beruf auch wirklich zu erklären.
Es gibt immer wieder solche Fälle: Erst vor Kurzem habe ich einen jungen Mann kennengelernt, der Zivildienst bei einer Rettungsorganisation gemacht hat; er wollte eigentlich ein technisches Studium beginnen und hat jetzt auf Pflege umgesattelt.
Ich glaube, viele junge Menschen haben einfach ein falsches Bild. Ich glaube, wir sollten aufhören, die Pflege als ein Drama darzustellen. Es ist ein grandios schöner Beruf. Man kommt mit vielen, vielen Dingen in Berührung. Es ist ein sehr differenzierter Beruf mit unterschiedlichsten Karrierechancen. Ich glaube, es ist auch Aufgabe der Politik, das nach außen zu vermitteln, unseren jungen Menschen auch zu vermitteln: Das ist nicht nur alles schlimm und alles schlecht! (Abg. Gödl: Bravo!)
Aber ja, je weniger Personal, umso stressiger ist es für den Einzelnen. Da müssen wir hinschauen und da braucht es tatsächlich Maßnahmen. Mein Kollege Ragger wird dann auch noch auf ganz andere Aspekte hinweisen, die diesen Pflegedienst erleichtern können. Ich glaube, wir brauchen diese Fülle und dieses Bündel an Maßnahmen, denn Pflege geht uns letztlich alle etwas an. Wir alle können in die Situation kommen, dass wir Pfleger brauchen; wir wünschen es uns nicht, aber wir wissen es nicht.
Für unsere Bevölkerung, für jene, die sie jetzt schon brauchen, für alle pflegenden Angehörigen, für Menschen, die in der Pflege arbeiten – in der Hauspflege, im intramuralen Bereich –, für Betreuer:innen im Behindertenbereich sind wir gefordert, auch ein positives Bild zu zeichnen.
Ich glaube, dazu sollte auch dieses Volksbegehren beitragen. Es geht nicht darum, dass wir uns da jetzt irgendwie herumcatchen, denn Pflege ist wirklich unideologisch. Pflege ist etwas, was wir alle im Sinne unserer Bevölkerung brauchen. (Beifall bei der FPÖ und der Abg. Diesner-Wais sowie Beifall und Bravoruf des Abg. Gödl.)
12.01
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Bedrana Ribo. – Bitte.