13.36
Abgeordnete Carina Reiter (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer! Heute dürfen wir über ein Thema sprechen, das auch mir persönlich sehr wichtig ist. Wir behandeln das Volksbegehren Essen nicht wegwerfen. Konkret wird darin gefordert, dass Lebensmittelhersteller und Supermärkte verpflichtet werden sollen, nicht mehr verkaufsfähige, aber noch genießbare Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen zu spenden.
Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet im Müll. In Europa liegen die Verluste an Lebensmitteln entlang der Wertschöpfungskette bei circa 20 Prozent, das sind 173 Kilo pro Person und Jahr. In Österreich sprechen wir von rund 1 Million Tonnen vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Wo werden diese Lebensmittel weggeworfen oder verschwendet? – 58 Prozent im Privathaushalt – es sind durchschnittlich 800 Euro pro Jahr pro Haushalt, die weggeworfen werden –, 19 Prozent in der Gastronomie und im Außerhausverzehr, 14 Prozent in der Verarbeitung und 9 Prozent im Supermarkt oder Großhandel.
Diese Zahlen belegen sehr klar, dass wir die Verschwendung von noch genießbaren Lebensmitteln einschränken müssen und dass auch der Verderb von Lebensmitteln eine große Rolle spielt. 2023 haben wir eine Änderung im Abfallwirtschaftsgesetz beschlossen, um mehr Transparenz in die Lebensmittelverschwendung im Bereich der größeren Supermärkte und des Großhandels zu bringen. Das ist schon einmal ein wichtiger Ansatz. Ich bin aber auch überzeugt, dass allein Gesetze das Problem nicht lösen können. Da braucht es schon ein bisschen mehr Beteiligung, sage ich einmal, damit man das wirklich in den Griff kriegt.
Was kann man da machen? – Zum einen ist Bildung ein sehr wichtiger Schlüssel zur nachhaltigen Veränderung von Konsumbewusstsein. Zum Beispiel hat es vor Kurzem einen Schulbuchcheck vom Verein Wirtschaften am Land gegeben, und da hat sich gezeigt, dass in 40 Prozent der Schulbücher Themen wie Landwirtschaft oder Lebensmittelproduktion gar nicht vorkommen. In anderen Büchern gibt es dann oft nur oberflächliche oder sehr idealisierte Darstellungen von dem Ganzen. Deswegen sollte dieses Thema viel stärker im Schulunterricht verankert werden, um für den Wert von Lebensmitteln wieder viel mehr Bezug herzustellen und Bewusstsein zu schaffen.
Ein bewusstes Einkaufen ist sehr wichtig: Was brauche ich wirklich? Was steht auf meiner Einkaufsliste? Habe ich überhaupt eine? Laufe ich Gefahr, zu große Mengen an Aktionsware zu kaufen? Man kann im Vorhinein schon sehr viel vermeiden. Man muss auch schauen, riechen und schmecken, wenn es darum geht, ob man ein Lebensmittel wirklich noch konsumieren kann, ob es noch gut, noch genießbar ist. Allein durch die Übervorsicht mit Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum wird extrem viel genießbares Essen weggeschmissen.
Auch das Verwerten von Lebensmitteln spielt da eine große Rolle. Zum Beispiel hat die Landjugend Köstendorf ein Projekt gemacht, das Brotliab heißt. Dort hat man aus Altbrotresten Knuspermüsli hergestellt. Das geht total einfach, das kann wirklich jeder machen. Sie haben Workshops gemacht und haben das Müsli dann im Ort verteilt. Kleine Projekte wie dieses haben auch schon wahnsinnig viele Auswirkungen. Es geht einfach darum, mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, was man wirklich selber machen kann. Man muss nicht weiß ich wie kochen können, um etwas aus Lebensmitteln machen zu können. Im Zweifelsfall halte ich es mit meiner Oma, die immer gesagt hat: Einkochen kann man fast alles, eine Marmelade geht immer!
Jede und jeder kann so einen Beitrag dazu leisten, dass mit Lebensmitteln sorgsam umgegangen wird, jeder kann da etwas bewegen, für sich selbst, aber auch fürs große Ganze, dass weniger Lebensmittel verschwendet und weggeworfen werden und Lebensmitteln wieder mehr Wert gegeben wird, denn die Dinge haben nur den Wert, den wir ihnen geben.
Ich freue mich daher, wenn wir über das wichtige Thema Lebensmittelverschwendung auch weiterhin im Nationalrat diskutieren und gemeinsam an Lösungen arbeiten. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Fischer und Schwarz.)
13.40
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Elisabeth Feichtinger. – Bitte, Frau Abgeordnete.