14.05

Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Herr Präsident! Liebe Zusehe­rinnen und Zuseher! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte jetzt schon noch einmal inhaltlich auf das vorliegende Volksbegehren Essen nicht weg­werfen eingehen, weil es mir ein äußerst wichtiges Thema ist. Nicht nur als Vertreterin der Landwirtschaft, sondern auch als Bäuerin weiß ich, was es heißt, Lebensmittel zu produzieren und wie viel harte Arbeit und auch wie viele Ressourcen es dafür braucht.

Bäuerinnen und Bauern sind 365 Tage im Jahr im Stall für das Wohl ihrer Tiere da, arbeiten Jahr für Jahr am Feld in und mit der Natur und sind auf einen günstigen Witterungsverlauf angewiesen, um überhaupt wirtschaftlich ernten zu können, und danach braucht es noch viele Wege und Verarbeitungs­schritte, bis ein Produkt fertig im Regal liegt. Vor allem unsere heimischen Lebensmittel werden nach höchsten Standards produziert und sind von herausragender Qualität. Umso bedauerlicher ist es natürlich, wenn sie statt auf dem Teller im Müll landen.

Daten zeigen, dass in Österreich mehr als die Hälfte der weggeworfenen Lebensmittel in privaten Haushalten anfällt, und das finde ich doch sehr bedenk­lich. Bevor wir also hier weiter gesetzliche Regelungen diskutieren, sollten wir vorrangig an der Bewusstseinsbildung der Konsumentinnen und Konsumenten ansetzen. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen und über 300 aktive Semi­narbäuerinnen österreichweit arbeiten seit vielen, vielen Jahren genau an dieser Bewusstseinsbildung: in Kindergärten, in Schulen, im direkten Kontakt mit den Konsumentinnen und Konsumenten, und das in den unterschiedlichs­ten Formaten.

Produktion, Lagerung, Verwendung von Lebensmitteln, Ernährung, Gesundheit und wirtschaftliches Haushalten sind Themen, die meiner Meinung nach Lebenskompetenzen sind und die auch in den Schulen wieder stärker verankert gehören.

Nur wer den Wert unserer heimischen Lebensmittel kennt und versteht, wird sie auch mehr schätzen und deshalb auch bewusster einkaufen. Vielleicht wäre es ein Ansatz, auch vor den Regalen einmal die eigenen Gepflogenheiten und Ansprüche zu überdenken: Müssen alle Regale kurz vor Ladenschluss mit frischen Lebensmitteln aller Art das volle Sortiment bieten? Muss es wirklich immer das billigste Produkt oder die Zwei-plus-eins-gratis-Aktion der Handelskette sein? Wäre es nicht sinnvoller, ein hochwertiges, möglicherweise etwas teureres, aber dafür regionales oder heimisches saisonales Produkt in jener Menge zu kaufen, die man dann auch zu verzehren imstande ist? (Beifall bei der ÖVP.)

Ein Umdenken in der Gesellschaft, mehr Verantwortungsbewusstsein und Achtsamkeit im Umgang mit unseren Mitteln zum Leben jedes Einzelnen könnte da schon viel bewirken.

Abschließend möchte ich noch Folgendes sagen: Dies ist ein durchaus wichtiges Thema, eine wertvolle, sensible Materie, und deshalb wird im Umwelt­ausschuss der Platz sein, wo weiterführend diskutiert werden kann und an mög­lichen Lösungen gearbeitet wird. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

14.09