12.54

Abgeordnete Sabine Schatz (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich rede über ein ganz anderes Thema: über das Thema Demenz. Demenz kann jede und jeden von uns treffen. Circa 130 000 Menschen in Österreich sind demenzerkrankt, von demenziellen Erkrankungen betroffen. Bis 2050 soll sich diese Zahl in Österreich verdoppeln.

Meist wird der erhöhte Pflegebedarf durch Demenzerkrankungen allerdings nicht aus­reichend in der Pflegebedarfsermittlung berücksichtigt und die Pflegegeldstufen fallen deswegen entsprechend niedrig aus. Das belastet vor allem Pflegekräfte in Alten- und Pflegeheimen und pflegende Angehörige, wie wir aus der Angehörigenstudie des Sozialministeriums wissen.

Trotz des Demenzzuschlages wird dieser Pflegebedarf also viel zu wenig berücksichtigt. Das kommt daher, weil der Pflegebedarf bei der Pflegebedarfsermittlung vor allem nach körperlichen Beeinträchtigungen ermittelt wird, aber Demenzerkrankungen, psychische Erkrankungen entsprechend wenig berücksichtigt werden. Diesen Mangel hat auch die Volksanwaltschaft in ihrem Bericht klar festgelegt und deswegen sehen wir da dringenden Handlungsbedarf. (Beifall bei der SPÖ.)

Gerade für Betroffene von Demenz, für Personen, die an demenziellen Erkrankungen leiden, für Demenzkranke ist eine finanzielle Absicherung umso wichtiger, denn Demenz schaut nicht aufs Geldbörsl der Betroffenen, wenn sie sich ausbreitet, ob genug Geld vorhanden ist, um sich auch entsprechende Therapien leisten zu können, die den Krank­heitsverlauf verzögern können, sondern trifft alle gleichermaßen – egal, ob arm oder reich. Wenn es aber finanziell eng wird, dann ist es nicht möglich, Tageszentren, The­rapiezentren, Gedächtnistrainings – oder was auch immer notwendig wäre – in An­spruch zu nehmen, weil es schlicht und einfach zu teuer für die Betroffenen ist.

Das heißt, wir müssen bei der Pflegebedarfsermittlung ganz dringend handeln, psychi­sche Erkrankungen wie Demenz entsprechend berücksichtigen, diesen Pflegebedarf berücksichtigen und jetzt ein Zeichen setzen.

Im Regierungsprogramm steht, Sie wollen die Demenzstrategie ausfinanzieren und endlich weiter ausrollen. – Worauf warten wir also noch? Die Dinge liegen ja auf dem Tisch. Verschieben Sie bitte nicht jede dringende, notwendige Maßnahme im Pflege­bereich auf eine angekündigte umfassende Pflegereform! – Ja, die braucht es, aber sehr geehrte Damen und Herren: Wir alle wissen nicht, wie lange uns die Coronakrise noch beschäftigen wird, wir wissen nicht, wann die Pflegereform endlich kommen wird, aber, Herr Minister, Sie wissen, dass für Betroffene von Demenz jeder Tag zählt. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

12.57

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte.