15.50

Abgeordneter Süleyman Zorba (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Es ist gut, dass wir heute gleich mehrere Punkte auf der Tagesordnung haben, die sich mit der Problematik der Jugendarbeitslosigkeit auseinandersetzen. Als ehemaliger Lehrling, der danach auch Lehrlinge ausgebildet hat, kann ich mir genau vorstellen, wie es den jungen Menschen derzeit in dieser Situation geht. Ich bin etwas irritiert, weil hier behauptet wird, die Regierung würde dieses Problem leugnen und nicht ernst nehmen. Wir haben mehrere Maßnahmen auf den Weg gebracht und weitere sind schon in der Pipeline.

Die Zahlen sind dramatisch. Wir sehen aktuell eine Verdoppelung der Jugendarbeits­losigkeit im Vergleich zum Vorjahr. Das hat mit dem Lehrstellenmarkt zu tun, denn es gibt Rückgänge aufgrund der Coronakrise. Im Mai waren es 21 Prozent und im Worst-Case-Szenario, das im Herbst auf uns zukommen könnte, könnten 8 000 Lehrstellen fehlen.

Die Zahlen und Prognosen zeigen: Wir haben noch viel zu tun, um eine Generation Corona ohne Ausbildung und Jobperspektiven zu verhindern. Als Lehrlingssprecher bin ich tagtäglich mit betroffenen Jugendlichen im Gespräch, die verzweifelt einen Aus­bil­dungsplatz suchen. Menschen, die gerade davor stehen, in die Erwerbstätigkeit einzu­steigen und die ersten Schritte in ein unabhängiges Leben zu wagen, macht diese Situation viel Angst und viele Sorgen.

Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz haben, müssen wir Stabilität bieten. Vor der Coronakrise waren die großen Sorgen: Schaffe ich die Lehrabschlussprüfung und wie gut schaffe ich die Lehrabschlussprüfung? Derzeit fragen sich viele auch: Bleibt mein Arbeits- oder Ausbildungsplatz erhalten oder nicht? Genau diese Stabilität, die wichtig ist, haben wir mit der Kurzarbeit für Lehrlinge sichergestellt. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Worum geht es? – Es geht um junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen, aber keinen finden. Es geht um junge Menschen, die aufgrund der wirtschaftlichen Lage um ihren Ausbildungsplatz zittern. Um genau diesen Jungen eine Perspektive zu geben, brauchen wir einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen.

Wir werden Anreize für Unternehmerinnen und Unternehmer schaffen – wie etwa mit dem Lehrlingsbonus –, damit im betrieblichen Umfeld weitere und neue Ausbildungs­plätze verfügbar werden. Dabei werden wir besonders auf Klein- und Mittelbetriebe schauen, denn sie haben in den Regionen einen besonderen Stellenwert. Dort, wo es im betrieblichen Rahmen nicht möglich ist, werden wir überbetriebliche Lehrstätten bedarfsgerecht unterstützen und aufstocken. Erst vergangene Woche war ich mit Kolle­gen Markus Koza in der Lehrwerkstätte der ÖBB und habe noch einmal bestätigt be­kommen, welchen wichtigen Beitrag derartige Lehrwerkstätten für die Ausbildung von jungen Menschen leisten. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Dabei geht es nicht nur um die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Ausbildungs­plätzen, sondern auch um die Möglichkeit, verstärkt einen Fokus zu setzen. Dort lag der Fokus auf jungen Frauen in technischen Berufen, und es war schön zu sehen, wie viele junge Frauen dort an den Drehbänken gearbeitet haben.

Im Weiteren – es wurde schon angesprochen – wurde seitens der Regierung eine Taskforce eingerichtet, die sich mit dem Thema Jugendbeschäftigung auseinandersetzt. Unter Beteiligung von vier Ministerien widmet man sich dem Ziel, jedem und jeder Jugendlichen einen betrieblichen, überbetrieblichen oder schulischen Ausbildungsplatz zuzusichern.

Die aktuelle Situation bereitet auch mir schlaflose Nächte. Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen. Diese Bundesregierung wird alles Mögliche tun, damit das Worst-Case-Szenario im Herbst nicht eintritt. Wir haben wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht, weitere werden folgen. Heute gibt es noch einen Antrag von mir und Kollegin Kaufmann, in dem genau diese Probleme angesprochen sind. Ich hoffe dazu auch auf die Zustim­mung der Kolleginnen und Kollegen der SPÖ. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.54

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Loacker. – Bitte.