16.59

Abgeordnete Julia Elisabeth Herr (SPÖ): Herr Präsident! Werte Frau Minister! Herr Staatssekretär! Zu den NEOS vielleicht gleich noch zu Beginn: Kollege Loacker hat uns da jetzt etwas unterstellt, weil wir ja heute über die Jugendarbeitslosigkeit reden, weil es ein dringliches Thema ist und weil wir von der SPÖ das auf die Tagesordnung gesetzt haben. – Für Sie ist es anscheinend unvorstellbar, dass einem die Lehrlinge so wichtig sind, dass man das auf die Tagesordnung setzt – denn Sie haben uns da wieder irgendetwas unterstellt! (Beifall bei der SPÖ.)

Das sagt aber mehr über Sie als über uns aus (Abg. Loacker – ein Schriftstück in die Höhe haltend –: Das bissel da? Erbärmlich ist das, erbärmlich!), weil für uns die Lehr­linge so wichtig sind und jetzt etwas passieren muss, sonst haben die im Herbst keinen Lehrplatz. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Was ist denn die aktuelle Situation? (Zwischenruf des Abg. Loacker.) – Ich mache nun mit meiner Rede weiter, falls das für Sie okay ist. (Abg. Loacker: Ja!) Die Zahlen sind verheerend, und von offizieller Seite hört man dann im quasi klassischen Wirt­schafts­sprech: Wirtschaftseinbruch: 7,1 Prozent! Was aber heißt das auf Deutsch? – Es heißt, dass ein Land seinen Jugendlichen ausrichtet: Wir brauchen euch gerade nicht, wir haben gerade keinen Platz für euch!, und so etwas darf man doch bitte der Zukunft eines Landes nicht ausrichten, weil das falsch ist! Wir brauchen die jungen Menschen, um eine bessere Zukunft tatsächlich zu bauen, und das ist nicht pathetisch, sondern einfach nur die Wahrheit. (Beifall bei der SPÖ.)

Warum ist es in dem Fall so fatal? – Weil einem die Lehre, die man als junger Mensch nicht macht, die Arbeitserfahrungen, die man als junger Mensch nicht macht, in dem Falle ein Leben lang nachhängen. Es ist bewiesen, dass man ein Leben lang weniger verdient, nur weil man in der Jugend keine Chance bekommen hat. So viel steht tat­sächlich auf dem Spiel, und da müssen wir uns einfach die Frage stellen: Muss es Jugendarbeitslosigkeit geben? Muss es Jugendarbeitslosigkeit in diesem Land geben? – Nein, muss es nicht.

Wir wissen, Arbeitsplätze sind schwer zu schaffen. Ja, das ist klar. Da verlangen wir viel von Ihnen, Frau Minister. Es ist zwar machbar, aber es ist natürlich schwer. Wir haben Konzepte dafür auf den Tisch gelegt. Bei den Ausbildungsplätzen ist es wieder eine andere Geschichte, da kennen wir die Baustelle, da haben wir auch die Werkzeuge – noch von der letzten Krise – schon in der Hand. Wir wissen, dass die überbetriebliche Lehrwerkstätte ganz einfach eine Möglichkeit ist, damit niemand auf der Strecke zurückbleibt, und das ist das, was wir fordern. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Natürlich ist es klar, dass vor allem das Ziel sein muss, die jungen Leute in die Betriebe zu bekommen – natürlich ist es klar. Für die aber, die es nicht schaffen werden, und das ist nun einmal die Situation, weil wir uns in der Coronakrise befinden und es viele Unternehmen gibt, die gerade keine Lehrlinge aufnehmen können oder wollen –wahr­scheinlich können –, braucht es überbetriebliche Lehrwerkstätten. Das ist das, was wir gefordert haben.

Kollegin Plakolm hat vorhin gesagt, die SPÖ wolle alle jungen Menschen in die über­betriebliche Lehrwerkstätte zwingen, oder so etwas. Es ist schon klar, dass die Regie­rung auch über diesen Antrag wieder drüberfahren wird, aber es wäre zumindest respektvoll, sich den Antrag wirklich durchzulesen. Wir wollen niemanden irgendwo hineinzwingen, wir wollen nur sicherstellen, dass jeder auch den Anspruch auf einen Lehrstellenplatz hat. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Prinz: ... künstliche Aufregung!)

Was ist es, was wir tatsächlich brauchen? – Prognostiziert wird, dass im Herbst 7 000 bis 8 000 Lehrstellen fehlen werden. Es muss doch bitte schaffbar sein, dass wir diese 7 000 bis 8 000 Lehrstellen im Herbst tatsächlich stellen. (Beifall bei der SPÖ.) Da müssen Sie mir doch zustimmen, Frau Minister, 7 000 bis 8 000 Lehrstellen müssen wir doch gemeinsam schaffen können! (Abg. Matznetter: Sie ist bei 600! – Gegenruf des Abg. Zarits.) Dazu brauchen wir eben einerseits den Ausbau der Überbetrieblichen, aber natürlich braucht es dazu auch die öffentliche Hand, die sich dazu bereit erklärt. Wien hat es vorgemacht, Kärnten hat es vorgemacht, und natürlich muss der Bund jetzt folgen. Bitte machen Sie da auch den nächsten Schritt, es gibt so viel zu tun!

Ich komme nun auch schon zu meinem Schlusssatz: Es muss keine Jugendarbeits­losigkeit geben, schon gar nicht in einem der reichsten Länder der Welt. Das sind wir allen jungen Menschen schuldig. Das ist machbar. Wir haben die Werkzeuge in der Hand, es liegt jetzt am politischen Willen hier in diesem Haus. Ich bitte eigentlich nicht, ich fordere Sie auf: Es muss möglich sein, 7 000 bis 8 000 Lehrstellen zu schaffen! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

17.03

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Karl Schmidhofer. – Bitte.