17.07

Abgeordneter Mag. Hannes Amesbauer, BA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich muss sagen, ich danke Kollegin Holzleitner für den Dringlichen Antrag, weil es wichtig ist, über die Lehre zu diskutieren, und zwar nicht nur heute, sondern immer.

Es gibt ein Problem im Bereich der Lehrlinge und der Lehrausbildung und das nicht erst seit Corona. Es war ja auch schon zuvor so, dass viele Menschen keine Lehrstelle gefunden haben, dass viele Betriebe händeringend junge Menschen gesucht, aber nicht gefunden haben. Diese Coronakrise und die damit verbundenen Maßnahmen haben die ganze Situation verschärft – das wurde hier schon von nahezu allen Rednerinnen und Rednern eindringlich ausgeführt.

Kollege Schmidhofer, ich weiß nicht, ob du der Debatte bisher gefolgt bist, denn was du da in Richtung Kollegin Belakowitsch gesagt hast: So eine Tatsachenverdrehung kann man eigentlich gar nicht mehr kommentieren!

Ich finde das ja auch toll, dass wir uns alle immer hierherstellen und die Art und Weise der Lehrlingsausbildung in Österreich loben, die duale Ausbildung, die Kombination betriebliche Ausbildung und Berufsschule. Ja, das ist gut und das ist richtig so. Davon haben aber jene nichts, die nun auf der Straße stehen und ohne Ausbildungsplatz dastehen.

Unsere Vorschläge wie zum Beispiel die Wiedereinführung eines neuen und auf die neuen Gegebenheiten adaptierten Blum-Bonus, der die Unternehmer, die bereit sind, in Zeiten wie diesen auch Lehrlinge auszubilden, wirkungsvoll unterstützen würde, sind bekannt. Wir könnten auch darüber nachdenken, ob wir gerade in der jetzigen Situation wieder eine Institution wie einen Bundeslehrlingsbeauftragten schaffen. Das hat es ja in der Person des Herrn Egon Blum schon einmal erfolgreich gegeben. Es wäre nun an der Zeit, uns darüber wieder Gedanken zu machen.

Es wurde auch von vielen angesprochen, dass wir ein Problem mit der Qualifikation von Schulabgängern haben. Der Lehrherr sagt dann natürlich zum Beispiel: Na ja, da tue ich mir schwer, denn wenn ich einem in einem technischen Beruf die Grundrechnungsarten erst beibringen muss, dann habe ich ein Problem. – Da müssen wir etwas tun.

Wir müssen vor allem – und ich bin davon überzeugt, dass das einer der wesentlichsten Punkte ist – das Image der Lehre stärken, den Stellenwert der Lehre erhöhen. Auch das hat man oft gehört, und wenn wir uns da einig sind, dann müssen wir das machen.

Ich selbst habe auch einen Lehrberuf erlernt. Ich habe später einen anderen Weg eingeschlagen, aber ich habe eine Lehre absolviert. Ich bereue das überhaupt nicht, das war eine ganz tolle Erfahrung und eine gute Geschichte.

Wir brauchen wieder dieses Bekenntnis: Die Lehre ist wichtig. Früher hat es immer geheißen: Karriere mit Lehre – das kennen einige sicher noch; wenn man einen hand­werklichen Weg eingeschlagen hat, hat es geheißen: Handwerk hat goldenen Boden. Da müssen wir wieder hinkommen, dass wir die Leute motivieren, eine Lehre zu machen. Die Lehre mit Matura ist ein gutes Konzept, aber nicht das Allheilmittel und auch nicht für jeden notwendig. Es muss nicht jeder die Matura machen und mit Ach und Krach durch die Matura getrieben werden, wenn das vielleicht gar nicht der Intention des jun­gen Menschen entspricht.

Wir brauchen hoch qualifizierte Facharbeiter mit tollen Aufstiegs-, Karriere- und Weiter­bildungsmöglichkeiten, und da ist unser System der Lehrlingsausbildung in Österreich – perfekt will ich jetzt gar nicht sagen, perfekt ist kaum etwas, aber – sehr, sehr nahe dran an der Perfektion und sehr, sehr gut. Darum bitte ich wirklich um ein Bekenntnis über alle Parteigrenzen hinweg: Stärken wir die Lehre, geben wir der Lehre den Stellenwert, den sie verdient hat, und unterstützen wir auch die Unternehmer, die Betriebe, die in Zeiten wie diesen bereit sind, junge Menschen über mehrere Jahre zu gut qualifizierten Fach­arbeitern auszubilden, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Ein Beispiel aus der Praxis das muss man auch wissen –: Ich habe vor Kurzem mit einem Tischlermeister aus meiner Gemeinde gesprochen, der seit Jahren händeringend Lehrlinge sucht. Er hat das Problem, dass er keine Bewerbungen mehr bekommt, dass die guten Schulabgänger keine Lehre machen wollen und dass jene, die sich bewerben oder vom AMS geschickt werden, halt einfach nicht die Voraussetzungen erfüllen. So steht man dann jahrelang ohne Lehrlinge da, obwohl man sie brauchen würde. Er hat mir auch gesagt, dass das heutzutage auch im Umgangston mit den Lehrlingen ganz, ganz schwierig ist, dass es da welche gibt, die, wenn sie vom Chef ein bisschen schief angeschaut werden, gleich einmal irgendwo für eine Anzeige oder eine Beschwerde hinrennen – das macht dann auch keinen Spaß mehr. Es ist ganz klar: Lehrjahre sind keine Herrenjahre! Es kann aber nur jedem jungen Menschen in Österreich zu einer Lehre geraten werden.

Wir als Politiker haben die Aufgabe, nicht nur ein Bekenntnis diesbezüglich abzulegen, sondern auch die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Stellenwert der Lehre wieder erhöht wird, damit sie als wichtige Schiene unseres Bildungssystems wahr­ge­nommen wird, und wir müssen den Facharbeitern und Facharbeiterinnen von morgen Respekt und Wertschätzung entgegenbringen und vor allem den Unternehmern auch die notwendige Hilfestellung geben, was das Finanzielle, aber auch die bürokratischen Vorschriften betrifft. Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

17.12