16.58

Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Minister! Werte Sozialisten, ich glaube, wir müssen einmal etwas Grund­sätzliches klären, weil Sie den gestrigen und den heutigen Tag wieder dazu benutzt haben, um auf die Bauern zu schimpfen und die Landwirtschaft in ein schiefes Licht zu rücken. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Ich schäme mich nicht dafür, dass ich ein Bauer bin. Ich bin sogar stolz darauf, dass ich von einem Bergbauernhof komme. Kein Bauer muss sich dafür schämen, dass er täglich – von Montag bis Sonntag – um 5 Uhr Früh in den Stall geht, damit Sie gesundes Essen auf dem Tisch haben. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Sieber.) Kein Bauer muss sich dafür schämen, dass er laufend dafür sorgt, dass die Wiesen, Felder und Agrarflächen in Schuss sind, damit Sie, wenn Sie auf Luxuserholungsurlaub fahren, einen Ausblick auf eine grüne, gepflegte Landschaft haben.

Sehr geehrte Damen und Herren, man muss sich nicht dafür schämen, dass es noch normal ist, wenn die Familie zusammenhilft, damit bei der Arbeit etwas weitergeht. Sie wollen eine Arbeiterpartei sein? Sie wissen doch nicht einmal mehr, was ehrliche Arbeit ist! Ich schäme mich nicht dafür, dass ich mir beim Arbeiten die Hände schmutzig mache, denn das ist das Zeichen dafür, dass man in diesem Land noch ehrlich arbeitet. Ich schäme mich für etwas ganz anderes: dass Nadelstreifpolitiker von diesem Podium aus auf die Bevölkerung, sprich auf die Bauernschaft, schimpfen.

Sehr geehrte Damen und Herren, Sie verteufeln jene, die sieben Tage in der Woche arbeiten und jeden Tag in den Stall gehen müssen. Was glauben Sie eigentlich, woher die frische Milch kommt? – Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Das Supermarktkühlregal ist es nicht. Damit Sie es vielleicht besser verstehen: Eine Kuh, sehr geehrte Damen und Herren, muss jeden Tag gemolken werden, sie kennt keinen Urlaub und kein Wochen­ende, ergo kennt auch der Bauer keinen Urlaub und kein Wochenende. Ein Bauer kann nicht in der Früh im Bett bleiben und sagen: Mir geht es heute nicht gut, ich gehe in den Krankenstand!, denn eine Kuh kennt auch keinen Krankenstand. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)

Die Realität ist: Damit Sie auf regionale Produkte zugreifen können und die klein­bäuer­lichen Strukturen aufrechtbleiben, gehen viele sogar, nachdem sie den Hof übernommen haben, noch nebenbei arbeiten, damit sie Geld in den Hof stecken können – also nicht Geld herausnehmen, sondern Geld hineinstecken können –, damit der Hof erhalten bleibt.

Sehr geehrte Damen und Herren, auch der Übergeber, der Altbauer, geht dann nicht in Pension. Altbauern arbeiten bis ins hohe Alter, damit sich der Laden überhaupt noch am Leben erhalten lässt. Da wird der Spruch: Arbeiten bis zum Umfallen!, wirklich zur Realität, sehr geehrte Damen und Herren.

Unsere Bauern brauchen keine Almosen, unsere Bauern brauchen zwei ganz einfache Dinge: Das ist auf der einen Seite, dass ihnen die Politik keine Prügel vor die Füße wirft – Prügel wie zum Beispiel eine zu hohe Sozialversicherung, ein unfaires fiktives Aus­ge­dinge, zu viel Bürokratie oder Ähnliches. Zweitens brauchen sie, dass die Umfeld­bedin­gungen dafür geschaffen werden, dass die Bauern für die hochqualitativen Produkte, die sie erzeugen, auch wirklich fair entlohnt werden.

Es ist geisteskrank, sehr geehrte Damen und Herren, dass ein Marken-T-Shirt mehr kostet, als ein Bauer für 10 Tonnen – für 10 000 Kilogramm – Erdäpfel bekommt, näm­lich 50 bis 80 Euro. Es ist nicht normal, dass 1 Kilo Hundefutter im Supermarkt 6 Euro kostet, Sie aber die Ente, die Sie für sich selbst zum Essen kaufen, um die Hälfte – um 3 Euro pro Kilo – bekommen. Das kann in unserem Land nicht mehr funktionieren.

Sehr geehrte Damen und Herren, wissen Sie, was unser Land braucht, abgesehen davon, dass wir dieses Ungleichgewicht aus der Welt schaffen müssen? – Dass sich die Politiker unter Ihnen, die hier vom hohen Ross herab auf die Bevölkerung, auf die Bauernschaft schimpfen, von der fleißigen Arbeiterschaft und auch von den Bauern eine Handvoll von dem abschauen, was diese tagtäglich leben, sehr geehrte Damen und Herren; dass sie sich von den arbeitenden Bauern Werte abschauen – Werte wie Arbeit und Fleiß, Werte wie Nachbarschaftshilfe, die Wertschätzung von Grund, von Boden, von Heimat, von Regionalität. Wenn Sie als Nadelstreifpolitiker so hackeln würden wie unsere fleißigen Arbeiter und Bauern, dann würde nicht nur für die Bauern, sondern grundsätzlich für unser Land mehr weitergehen. (Beifall und Zwischenrufe bei der FPÖ. – Heiterkeit bei der ÖVP.)

17.03

Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Klaus Lindinger, Sie gelangen als Nächster zu Wort. – Bitte.