17.54
Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Frau Präsidentin! Lieber Herr Bundesminister! Wir reden heute über das Budget und die eine Zahl ist ja schon gefallen: 235 Millionen Euro. Die stehen im Budget für Laptops und digitale Endgeräte für Schülerinnen und Schüler, und das ist einmal viel Geld. Es ist aber nicht nur viel Geld, es ist auch die Einlösung eines wirklich großen, umfassenden Versprechens, das Österreich eigentlich schon vor Jahrzehnten gegeben hat, nämlich dass Kinder in Österreich alle Mittel, die sie für den Schulbesuch und für das Lernen brauchen, kostenlos vom Staat bekommen, unabhängig von ihrer Herkunft. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
Kollegin Hammerschmid hat schon recht: Wir alle hören die Berichte aus der Praxis in den Schulen. Es gibt selbstverständlich Probleme mit dem Distancelearning. Es gibt selbstverständlich noch immer – was ein Skandal ist – Schulen ohne funktionierendes WLAN, es gibt natürlich noch immer Lehrer, die das alles von ihren privaten Geräten aus machen, und es gibt viele Kinder, die überhaupt keine Geräte haben.
Da können wir schon mit dem Finger auf uns zeigen und sagen, das haben wir zu verantworten. (Zwischenruf des Abg. Rauch.) Wenn Sie aber ganz ehrlich sind, dann wissen auch Sie, dass die Digitalisierungsdefizite in diesem Land Jahrzehnte zurückreichen und dass wir da riesige Versäumnisse angehäuft haben, die man in einem Jahr vielleicht ein bisschen aufholen kann, aber nicht grundsätzlich wegbringt. Das sollten Sie eigentlich wissen! (Beifall bei Abgeordneten von Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Kollross.)
Wir gehen das Problem jetzt aber an, und zwar mit einem wirklich großen Sprung – die 235 Millionen Euro wurden ja schon erwähnt. Ich werde jetzt historisch ein bisschen ausholen, damit man sich der Dimension dieser Sache ein bisschen bewusst wird.
Wie war denn das in den Sechzigerjahren in Österreich? – Da gab es in den Schulen die bürgerlichen Kinder. Sie kamen mit ordentlichen, festen Schuhen in die Schule und saßen mit sauberen Heften und neuen Büchern in der Klasse, weil sich ihre Eltern diese Bücher leisten konnten. Und dann gab es die Kinder, die man manchmal die Schmuddelkinder genannt hat. Wir haben ja vorhin gerade von den Bauern geredet, Werner Kogler erzählt das auch immer ganz gerne: Er stank halt immer, wenn er in die Schule kam, noch ein bisschen nach Stall. Diese Kinder hatten in den Sechzigerjahren die zernudelten Bücher, die die Lehrer irgendwo aus der Lade hervorgezogen haben, denn die waren aus dritter Hand und wurden immer weitergegeben.
Was macht das mit Kindern? – Das ist ein Signal, gerade auch, wenn wir an die höheren Schulen denken: Du gehörst mit deinen zernudelten Büchern eigentlich nicht hierher!
Warum sage ich das? – Schauen Sie sich an, wie Kinder heute mit Laptops arbeiten und wie da die Unterschiede sind! Das ist genau dasselbe wie damals mit den Büchern! (Zwischenruf des Abg. Kollross.) Da gibt es die einen, die alle zwei Jahre ein neues Apple-Modell haben, es gibt die anderen, die nur die Handys mit dem kaputten Display haben, und die vielen, die irgendeinen Uraltlaptop haben. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Kollross.) Den hat vielleicht die Arbeitskollegin der Nachbarin gespendet, weil der Akku nicht mehr so gut funktioniert. (Zwischenruf bei der SPÖ.)
Wenn man sich einmal historisch betrachtet überlegt, was wir da mit diesem Geld und mit dem dauerhaften Programm, das wir aufsetzen, machen, dann stellt man fest: Wir machen nichts anderes als das, was die Schulbuchaktion in den Siebzigerjahren gemacht hat. Das ist doch eigentlich etwas, auf das Sie stolz sein sollten!
Was wir machen, ist: Wir sorgen für dieselben, für neue, einheitliche hochwertige Geräte für alle Kinder, damit alle Kinder in unserem Schulsystem dieselben Chancen haben. Das ist zumindest einer der großen und großartigen Brocken in diesem neuen Budget, in diesem Budget für das nächste Jahr. – Vielen Dank. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)
17.58
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Martina Künsberg Sarre. – Bitte.