10.07

Abgeordneter Dr. Werner Saxinger, MSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich starte mit einem Zitat von Frau Prof. Kautzky-Willer, die 2016 in Österreich Wissen­schaftlerin des Jahres war und seit 2010 Professorin für Gendermedizin an der Uni Wien ist: Die geschlechtsspezifische Medizin muss und wird ein integrativer Bestandteil der personalisierten Medizin in der Zukunft sein. – Zitatende.

Bei uns führt die geschlechtsspezifische Medizin, oder volkstümlich gesagt Gender­medizin, noch immer ein relatives Schattendasein – völlig zu Unrecht. Für unsere Frau­en­ministerin ist auch die Frauengesundheit sehr wichtig, und das wird auch im Budget abgebildet. Ein paar Zahlen, Daten und Fakten dazu (Abg. Kucher: ... alles beim Anschober!): Es ist bekannt – auch dir, lieber Philipp –, dass Frauen im Durchschnitt älter als Männer werden. Haben Sie aber gewusst, dass Frauen in Summe weniger gesunde Lebensjahre haben und fast doppelt so häufig an Medikamentenneben­wir­kungen leiden als Männer?

Die Medizin – ich sehe das tagtäglich auch bei mir – wird weiblich, die Frauenquote steigt laufend. 2019 waren 62 Prozent der Teilnehmer des Medizinaufnahmetests Frauen. Das heißt: Fast zwei Drittel der kommenden Mediziner sind Frauen. Also, liebe Männer, warm anziehen: Die Zukunft in der Medizin – und nicht nur in der Medizin – wird weiblich!

Ohne klischeehaft denken zu wollen: Frauen behandeln oft ganzheitlicher und nehmen sich oftmals mehr Zeit für ein Patientengespräch. Ein weiteres Beispiel: Woran denken Sie, wenn Sie plötzlich Brustschmerzen links mit Ausstrahlung in den linken Arm haben? – Richtig, an einen Herzinfarkt. Aber: Frauen zeigen auch Symptome, die von Übelkeit bis zu Schlafstörungen und Müdigkeit reichen. In der Folge versterben Frauen auch häufiger an einem Infarkt, obwohl das immer noch als typische Männerkrankheit gilt.

Das Beispiel Herzinfarkt ist das bekannteste, wenn es um Gendermedizin geht. Gen­dermedizin oder geschlechtsspezifische Medizin heißt Berücksichtigung der biologi­schen Unterschiede zwischen Mann und Frau in der Forschung und Behandlung von Erkrankungen.

Im Regierungsprogramm wird ein besonderer Fokus auf die Frauengesundheit gelegt. Ich zitiere: „Die Verbesserung von Frauengesundheit ist ein besonderes Anliegen [...]. Eine forcierte Umsetzung des Aktionsplans Frauengesundheit und die Erstellung eines jährlichen Frauengesundheitsberichts sowie die Weiterentwicklung und Anwendung von Gender-Medizin ist daher von besonderer Bedeutung.“

In der Medizin gilt nach wie vor der Mann als Prototyp. Die Unterrepräsentation von Frauen in Pharmastudien ist signifikant, und es sind auch hauptsächlich männliche Zel­len und Versuchstiere bei Studien in Verwendung. Frauen verteilen und bauen Medika­mente im Körper anders ab, da sich Muskelmasse, Körpergewicht sowie Wasseranteil bei Frauen und Männern unterscheiden. Es besteht nicht nur ein Unterschied in den Chromosomen, sondern auch auf Organ-, Hormon-, Stoffwechsel- und der sozialpsycho­logischen Ebene.

Die geschlechtsspezifische Medizin bedeutet auch eine präzisere Medizin, sie erlaubt eine individualisiertere Behandlung; wir wissen auch, dass Frauen und Männer auf Umwelt und Krankheiten völlig unterschiedlich reagieren. Viele verwenden statt Gender­medizin lieber den Begriff geschlechtsspezifische Medizin, da Gendermedizin von manchen irrtümlich als feministische Ideologie gesehen wird. Gendermedizin ist nur ein Teil der geschlechtsspezifischen Medizin, ein Begriff aus der Sozialwissenschaft im Hin­blick auf die Selbstwahrnehmung, das Selbstwertgefühl oder auch das Rollenbild.

Ein weiteres Beispiel sind Rauchen und Alkoholkonsum. Frauen sind empfindlicher für Nikotin und Rauchinhaltsstoffe. Schwere Asthma- und Bronchitisfälle treten früher als bei Männern auf. Es gibt auch unterschiedliche Risken bei Männern und Frauen bei Osteoporose, Nieren- und Leberfunktionsstörungen.

Unsere Frauenministerin Susanne Raab hat eine Aufstockung der Mittel im Frauen­budget von über 20 Prozent für 2021 erreicht, wobei schon 2020 erstmals seit vielen Jahren eine Aufstockung erfolgt ist. (Beifall bei der ÖVP.) Dieses Geld soll haupt­sächlich für Maßnahmen wie Gewaltschutz, zur Stärkung der Gleichstellung von Frauen sowie für Erhalt und Ausbau der frauenspezifischen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen eingesetzt werden.

Statt dem üblichen Danke an die Frau Minister möchte ich das so formulieren und beschreiben: Schlau und zielgenau für die Frau – wow! – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

10.12

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Reimon. – Bitte.