15.32

Abgeordnete Mag. Corinna Scharzenberger (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzte Mit­glieder der Bundesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zu­hörer daheim vor den Bildschirmen! In diesen Tagen wird sich entscheiden, ob wir es schaf­fen, das Virus einzudämmen – ob wir die Kontrolle behalten oder ob unser Gesund­heits­system überlastet wird. Noch im Sommer haben viele die Aussagen unseres Bun­des­kanzlers als Panikmache kritisiert, jetzt ist es aber leider Gottes wirklich so, dass wir alle jemanden kennen, der zumindest schwer erkrankt ist. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Es ist unserem ausgezeichneten Gesundheitssystem zu verdanken, dass viele Menschen diese gefährliche Phase überstanden haben. (Abg. Vogl: 25 wäre gestern gewesen!)

Ich rede viel mit Menschen, die sich jetzt für unsere Gesundheit und unsere Sicherheit einsetzen. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Diese Menschen stehen kurz vor ihrer Belastungsgrenze. Eine Gruppe wird ganz gern vergessen: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaften. (Zwischenruf des Abg. Vogl.) Auch sie arbeiten seit Monaten auf Hochtouren. Viele haben sich freiwillig in den Coronadienst gestellt und arbeiten neben der regulären Arbeit an den Absonderungsbescheiden. Auch sie sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen. (Zwischenruf des Abg. Vogl.)

Vor allem jetzt, in dieser entscheidenden Phase, ist es unumgänglich und alternativlos, unsere Kontakte massiv zu reduzieren, damit wir auch die schützen, die sich tagtäglich für unsere Gesundheit einsetzen. Es wird eine Zeit nach dem Virus geben. Wir werden in vielen Dingen wieder in unser gewohntes Leben zurückkehren, einige Dinge aber werden sich dauerhaft und nachhaltig verändern, zum Beispiel in der Arbeitswelt. (Zwischenruf des Abg. Vogl.) Vor allem für digitale und innovative Arbeitsweisen war die Krise eine Initialzündung. Das eröffnet auch neue Chancen für die ländlichen Regionen.

Ich selbst habe das Glück gehabt, dass ich nach meinem Studium einen Job bei der Agrar­bezirksbehörde in meiner Heimatregion bekommen habe, für viele aber ist das nicht der Fall: Ich kenne viele junge Menschen, die gerne bei uns daheim oder überhaupt in einer ländlichen Region arbeiten würden, für die es aber beruflich leider nicht möglich ist. Das gilt für junge Frauen noch stärker als für Männer. Heute aber haben wir die technischen Mög­lichkeiten, mit denen wir immer unabhängiger sein können. Wir müssen sie nur nut­zen. Natürlich kann das digitale Arbeiten den persönlichen Kontakt nie ganz ersetzen, schon zwei oder drei Tage Homeoffice pro Woche schaffen aber eine ganz neue Flexibilität.

Österreich kann dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir können damit die ländlichen Räume stärken, unsere Firmen noch attraktiver für junge und motivierte Menschen machen und einen wichtigen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leisten. Dafür müssen wir aber auch die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Österreich kann langfristig ein Land werden, in dem die Menschen die Möglichkeit haben, in den Berufen zu arbeiten, die zu ihnen passen, und gleichzeitig ihren Lebensmittelpunkt dort wählen können, wo es für sie am besten ist. Wir hier herinnen können uns entscheiden, ob wir in unseren ländlichen Regionen Vorreiter sein wollen oder nicht. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Matznetter: Bekommt man mit einer SPÖ-Mitgliedschaft auch einen Job bei der Bezirksagrarbehörde? – Ruf bei der SPÖ: ... fehlt die digitale Voraussetzung!)

15.35

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Jeitler-Cincellli. – Bitte.