18.09
Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Niss, MBA (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Die Uni ist heute nicht mehr wie früher nur ein Ort, an den die Studenten nach der Matura kommen und an dem sie kürzer oder länger studieren. Herr Kollege Graf, in diesem Zusammenhang: Ihr Kommentar in Richtung des Herrn Marchetti entbehrt ehrlich gesagt jeglicher Kommentierung (Abg. Kassegger: Warum?), aber ich muss ganz ehrlich sagen, das reiht sich natürlich in eine Serie von Experimenten, Kommentaren oder wirklich letztklassigen Reden aufseiten der FPÖ ein. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Abg. Hoyos-Trauttmansdorff. – Zwischenruf des Abg. Kassegger.)
Wie gesagt wird heutzutage auf den Universitäten nicht mehr nur ein Basisstudium absolviert, sondern sie sind auch ein Ort des lebenslangen Lernens geworden, und das nicht mehr nur in Richtung rein wissenschaftlicher Weiterbildung, sondern es geht natürlich auch um Weiterbildung, die vor allem für den späteren Beruf notwendig ist und die auch den Beruf, den man davor ausgeübt hat, inkludiert.
Das ist wichtig, meine Damen und Herren, denn die Leute wollen und müssen sich weiterbilden. Das ist kostenintensiv, und dieser Weiterbildungsbedarf wird auch noch weiter wachsen, wenn man zum Beispiel bedenkt, dass 90 Prozent der österreichischen Unternehmen weiterbildungsaktiv sind – im produzierenden Bereich ist der Anteil sogar noch höher –, und dieser Prozentsatz ist auch durch die Coronakrise nicht geringer geworden. Der Weiterbildungsbedarf wird natürlich auch noch weiter steigen, weil der technologische Wandel das ganz einfach erfordert.
Klar ist aber auch, dass man heutzutage auf den Universitäten nicht unbedingt die optimalen Voraussetzungen vorfindet. Es gibt eine sehr heterogene Ausbildungslandschaft, es gibt über 900 unterschiedliche Weiterbildungskurse auf 62 Hochschulen. Wir haben unterschiedliche Voraussetzungen für die Zugänge. Bei den einen Weiterbildungskursen braucht man eine Matura, bei den anderen braucht man keine Matura, also es ist ein bisschen schwierig, sich da sozusagen durchzuwühlen.
Das dritte Problem, das wir haben, ist, dass natürlich diese Ausbildungsvielfalt auch eine Titelvielfalt nach sich zieht. Ich glaube, in diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass man, wie man sagen könnte, ein bisschen Ordnung und Struktur in das ganze Konzept bringt. Deswegen wird es notwendig sein, gesetzliche Rahmenbedingungen zu vereinheitlichen, damit es in Zukunft klar wird, was die Voraussetzungen für den Zugang zu so einer hochschulischen Weiterbildung sind.
Wir werden in der UG-Novelle festschreiben, dass bis zu 50 Prozent der ECTS-Punkte angerechnet werden können. Berufserfahrung wird da natürlich notwendig sein. Das ist ganz wichtig, damit eben die Durchlässigkeit zwischen Beruf und einer hochschulischen Weiterbildung auch wirklich erhöht wird. Das ist nicht nur wichtig für die Studienwerber, meine Damen und Herren, sondern das ist auch wichtig für die Arbeitgeber, weil sie auch in Zukunft wissen, was in den einzelnen Ausbildungen, was in den einzelnen Titeln, wenn ich das so sagen darf, auch wirklich drinnen ist.
Von welchen Titeln sprechen wir? – Für hochschulische Weiterbildungslehrgänge soll es in Zukunft einen Bachelor Professional und einen Master Professional geben. Ich glaube, es ist auch gut so und wichtig, dass wir diese Titel, die auch der Bolognasystematik folgen, genau für den Hochschulbereich verwenden werden.
Meine Damen und Herren, ich glaube, wir gehen damit einen wichtigen Schritt in Richtung einer übersichtlichen und praxisnahen hochschulischen Weiterbildung. Das ist – ich habe es vorhin schon erwähnt – ganz wichtig, weil damit eben diese Durchlässigkeit zwischen einer Weiterbildung auf Hochschulniveau und einer beruflichen Höherqualifizierung erhöht wird, und damit werden wir es den Menschen ermöglichen, sich weiterzuqualifizieren, und damit werden wir vor allem – das ist wesentlich – auch einen Schritt in Richtung einer Verringerung des Fachkräftemangels setzen. Das ist etwas, was ich mir natürlich für den Standort, im Sinne des Standortes wünsche.
Ihnen wünsche ich allen ein frohes Weihnachtsfest, bleiben Sie alle gesund! – Danke. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
18.14
Präsidentin Doris Bures: Herr Abgeordneter Martin Graf, Sie gelangen als Nächster zu Wort. – Bitte.