11.44

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Frau Präsidentin! Geschätzte Frau Staats­sekretär! Herr Minister! Ja, es geht hier um die Verlängerung der Hilfen, weil wir noch immer nicht wissen, wie es weitergeht, aber vor allem weil die Kunst- und Kulturbranche auch noch nicht weiß, welche Kriterien gesetzt werden, damit sie aufsperren können.

Vor kurzer Zeit ist mir die Dankesrede von Thomas Bernhard von 1968 zu seiner Staatspreisverleihung wieder in die Hände gekommen – sie ist aktueller denn je. Ich glaube, das wird jetzt eine kleine Lesung, aber das ist ganz gut, und es ist aktueller denn je, wenn er sagt:

„[...] verehrte Anwesende, es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzu­klagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.

Man geht durch das Leben, beeindruckt, unbeeindruckt, durch die Szene, alles ist aus­tauschbar, im Requisitenstaat besser oder schlechter geschult: ein Irrtum! Man begreift: ein ahnungsloses Volk, ein schönes Land – es sind tote oder gewissenhaft gewissenlose Väter, Menschen mit der Einfachheit und der Niedertracht, mit der Armut ihrer Bedürfnisse [...] Es ist alles eine zuhöchst philosophische und unerträgliche Vorge­schichte. Die Zeitalter sind schwachsinnig, das Dämonische in uns ein immerwährender vaterländischer Kerker, in dem die Elemente der Dummheit und der Rücksichtslosigkeit zur tagtäglichen Notdurft geworden sind. Der Staat ist ein Gebilde, das fortwährend zum Scheitern, das Volk ein solches, das ununterbrochen zur Infamie und zur Geistes­schwäche verurteilt ist. Das Leben Hoffnungslosigkeit, an die sich die Philosophien anlehnen, in welcher alles letztenendes verrückt werden muß.

Wir sind Österreicher, wir sind apathisch; wir sind das Leben als das gemeine Des­interesse am Leben, wir sind in dem Prozeß der Natur der Größenwahn-Sinn als Zukunft. Wir haben nichts zu berichten, als daß wir erbärmlich sind durch Einbildungskraft einer philosophisch-ökonomisch-mechanischen Monotonie verfallen. Mittel zum Zwecke des Niedergangs, Geschöpfe der Agonie, erklärt sich uns alles, verstehen wir nichts. Wir bevölkern ein Trauma, wir fürchten uns, wir haben ein Recht, uns zu fürchten, wir sehen schon, wenn auch undeutlich im Hintergrund: die Riesen der Angst.

Was wir denken, ist nachgedacht, was wir empfinden, ist chaotisch, was wir sind, ist unklar. Wir brauchen, uns nicht zu schämen, aber wir sind auch nichts und wir verdienen nichts als das Chaos.“

Ich glaube, aktueller kann es gar nicht sein, wenn es um dieses Chaos geht, zu wissen, wie wir aufsperren können, wie die Kunst- und Kulturbranche aufsperren kann. Das sollten sie jetzt wissen. Bereinigen Sie dieses Chaos! (Beifall bei den NEOS.)

11.47

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Frau Staatssekretärin Andrea Mayer zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Staatssekretärin.