Bundesrat Stenographisches Protokoll 619. Sitzung / Seite 127

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wird dann diskutiert, welche Möglichkeiten für den Schüler oder die Schülerin bestehen, und es wird gemeinsam ein Weg gesucht. Dazu kann ich Ihnen sagen: In 92 Prozent der Fälle sind kein Bescheid oder offizieller Beschluß notwendig, sondern man findet auf die beschriebene Art und Weise einen gemeinsamen Weg, welcher für das Kind der beste ist. Und ich glaube, wir müssen auch an unseren Schulen versuchen, gemeinsam den besten Weg zu finden.

Noch etwas ist erwähnt worden, was mir besonders wichtig ist: Natürlich müssen Sonderpädagogik und Integration einen gesicherten Rahmen haben. Und selbstverständlich müssen wir für die Lehrer und Lehrerinnen die notwendige Fortbildung anbieten. Ich habe sofort in Hinblick auf die Umsetzung dieser Gesetzesnovelle entsprechende Maßnahmen ausgearbeitet. Ab dem Sommersemester wird bereits ein entsprechendes Angebot an all unseren Pädagogischen Instituten bestehen, und die Informationskampagne läuft bereits jetzt an. Es gibt Informationsfolder für die Öffentlichkeit, für die Eltern behinderter und Nichtbehinderter Kinder, eine Informationsbroschüre, die Wissen betreffend die rechtlichen Grundlagen, die Zeitabläufe, die vorbereitenden Entscheidungsfindungen vermittelt und Unterrichtsbeispiele und Praxisberichte gibt. So kann sich jeder, der mit Integration und Sonderpädagogik in Berührung kommt, die notwendigen Informationen verschaffen. Wir werden in den Regionen Zusatzinformationen über einschlägige Veranstaltungen aus den Programmen der Pädagogischen Institute vermitteln.

In den Pädagogischen Instituten laufen bereits seit Jahren entsprechende Informationsveranstaltungen und Weiterbildungsveranstaltungen zur Integration. Es werden "Pädagogische Tage" zu dieser Thematik auf Schul- und auf Bezirksebene angeboten. Schulinterne Lehrerfortbildung wird verstärkt angeboten. Hospitation unter Dienstfreistellung mit anschließender Aufarbeitung und Nachbesprechung wird möglich sein. Eltern wird ein Referentenpool angeboten: Sie können Referenten und Referentinnen zu dieser Thematik zu ihren Elternabenden einladen. Außerdem gibt es Vorbereitungsseminare für betroffene Schulstandorte. Wir haben für all diese Maßnahmen für das Sommersemester an den Pädagogischen Instituten zusätzlich zu den bereits vorhandenen Mitteln über 1 Million zur Verfügung gestellt.

Ich meine, daß wir auf diese Weise die Integration und Maßnahmen der Sonderpädagogik wirklich bestmöglich – auch mit Weiterbildungsmaßnahmen für die Lehrerschaft und für die Eltern – unterstützen.

Meine Damen und Herren! Im Hinblick auf die derzeit laufende Diskussion in der Öffentlichkeit möchte ich noch folgendes feststellen: Österreich hat gute Schulen und gute Lehrer und gute Lehrerinnen. Laut der OECD-Studie, die letzte Woche veröffentlicht wurde, haben 78 Prozent der Befragten in Österreich die Meinung geäußert, daß in Österreich in wichtigen Fächern gut unterrichtet wird. Unsere 13- und 14jährigen Buben und Mädchen stehen betreffend ihr Wissen in Naturwissenschaften an der Spitze der europäischen Länder. Die Ausgaben für die Pflichtschulen in unserem Land liegen im europäischen Spitzenfeld. Das Verhältnis der Zahl Lehrer-Schüler in Österreich ist besonders niedrig. Bei den Bildungsausgaben liegen wir immerhin – gesamthaft gesehen – im oberen Mittelfeld, wobei natürlich zu sagen ist, daß die Berechnungsgrundlagen sehr unterschiedlich sind: Bei uns werden bei den Bildungsausgaben alle entsprechenden Maßnahmen der Wirtschaft nicht mitgerechnet, während sie in anderen Ländern mitgerechnet werden. Würde man diese bei uns auch mitrechnen, lägen wir wahrscheinlich auch im oberen Spitzenfeld.

Ich will jetzt kein rosarotes Bild malen. In der Realität gibt es aufgrund gewisser Entwicklungen in unserer Gesellschaft, wie Vereinzelung, verstärkter Medienkonsum, Unübersichtlichkeit der Strukturen und Heimatlosigkeit der Menschen, große Herausforderungen, vor denen die Lehrer und Lehrerinnen stehen, auf welche manche mit großer Sensibilität reagieren. Die Aufgabe der Politik – und daher auch meine Aufgabe – ist es, Hilfestellungen zur Bewältigung der Probleme zu geben. In der Schule allein, meine Damen und Herren, können jedoch die Probleme der Gesellschaft nicht bewältigt werden. Wir alle sind aufgerufen, an diesen Problemstellungen zu arbeiten!

Ich meine – und das meine ich ganz ernst –, daß es bei der Führung eines großen Betriebes, wie es das Unterrichtsministerium ist, welches die Dachorganisation von vielen Schulen,


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