Bundesrat Stenographisches Protokoll 635. Sitzung / Seite 160

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setzt. Man könnte nun ein rhetorisches Spiel machen und fragen, ob es Spitzensport ohne Breitensport geben würde oder ob nicht auch der Spitzensport den Breitensport motiviert. Ich denke, daß es wichtig und notwendig ist, beide Gruppen aufeinander abzustimmen, und daß der Sport in erster Linie selbstverständlich auch in seiner Funktion für die Volksgesundheit zu sehen ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch ich möchte eingangs allen Sportlerinnen und Sportlern zu ihren Erfolgen gratulieren und außerdem den hauptberuflichen sowie auch den vielen ehrenamtlichen Funktionären der Sportvereine dafür danken, daß sie diese Arbeit machen. Wenn man den Sportbericht kritisch liest, zeigen sich positive und negative Teile. Ich möchte mit dem Positiven beginnen. Sehr lobenswert ist erstens die Kooperation mit den Bundesländern in zahlreichen Sportangelegenheiten, zweitens die Sicherstellung der Bundesförderung für zahlreiche Sport-Großveranstaltungen und drittens die Förderung des Jugendsports durch den Bund unter Finanzbeitragsleistung der Länder. Leider läuft dieses Modell 1998 aus, Herr Staatssekretär! Es wäre aber zweckmäßig, das Modell der Jugendsportmultiplikatoren auch in Zukunft fortzuführen.

Was die negativen Teile betrifft, werde ich auch etwas über die Formel 1 zu sagen haben. Es ist nicht einzusehen, daß noch immer gegenüber dem Bund offene Forderungen von seiten der Steiermark bestehen. Negativ ist auch, daß die Organisationsstruktur auf Bundesebene 30 Jahre alt ist; in dieser Hinsicht müßte es dringend zu einem Umdenkprozeß kommen. Bedauerlicherweise ist es zu Förderungseinsparungen des Bundes gegenüber den Ländern gekommen, zum Wegfall der Zuschüsse für regionale Projekte der Sportverbände. Negativ zu bewerten ist weiters die Privatisierung der Bundessporteinrichtungen – das muß man offen und ehrlich gestehen –, weil sie zu Mehrbelastungen der Länder geführt hat. Außerdem sind die Überwachungsgebühren stark gestiegen, und die Einführung von Mieten für Schulturnsäle bewirkt gewaltige Mehrbelastungen für die örtlichen Sportvereine.

Ich möchte in diesem Zusammenhang feststellen: Wenn wir weiterhin den Breitensport erhalten wollen, müssen der Staat und die Republik auch bereit sein, in öffentlichen Einrichtungen nicht noch zusätzlich Entgelt von jenen Leuten zu verlangen, die am Abend, nach dem Beruf und nach der harten Arbeit, Sport ausüben wollen.

Wie Kollege Ludwig vorhin schon gesagt hat, hat sich auch aus der Valorisierung der Lotto-Toto-Mittel eine große Belastung für den gesamten österreichischen Sport ergeben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Wir haben vorhin das Thema Tourismus diskutiert. Ich möchte in meinem Debattenbeitrag zum Sportbericht nun das Thema A 1-Ring andiskutieren. Dort waren im vergangenen Jahr 673 000 Besucher und 208 Veranstaltungstage zu verzeichnen, die finanzielle Wertschöpfung betrug 353 Millionen Schilling. Das Steueraufkommen aufgrund dieser Veranstaltung belief sich auf 355 Millionen Schilling, wovon allein schon der Grand Prix 145 Millionen an Steuern erbrachte.

Es kann nicht sein, daß der Bund und die Republik Österreich nicht bereit sind und immer wieder Auswege suchen – auch wenn man parlamentarische Anfragen stellt –, daß der Bund stets auf andere Projekte umwälzt, und schließlich stellt sich heraus, daß weder das eine noch das andere eingetreten ist. Vorhin hat Kollege Engelbert Weilharter – wir alle kennen diese Sache – das Arnold-Schwarzenegger-Stadion in Graz andiskutiert, das in eineinhalbjähriger Bauzeit errichtet wurde, in dem 15 000 Besucher Platz finden und in dem es, weil der Bund die notwendigen Mittel nicht zur Verfügung gestellt hat, zu Engpässen kommt.

Nicht andiskutiert wurde aber, daß sich in diesem Stadion auf 2 000 Quadratmetern das größte Fitneßzentrum Österreichs befindet und daß es in Österreich insgesamt 2 800 gewerbliche Fitneßzentren gibt, in denen Zehntausende Österreicher die Möglichkeit haben, Fitneßsport und Volkssport zu praktizieren. Da auch Kollege Ludwig vorhin gesagt hat, daß man über den Sportbericht kritisch nachdenken soll, möchte ich das aufgreifen und feststellen, daß man sich nach dem Beispiel der USA überlegen sollte, die Mitgliedschaft in Fitneßzentren steuerlich absetzbar zu machen.


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