Bundesrat Stenographisches Protokoll 641. Sitzung / Seite 35

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Zentralprobleme der Studien im deutschsprachigen Raum – das gilt für die Schweiz und für Deutschland ebenso wie für Österreich – zu lösen, nämlich die viel zu lange Studiendauer im Durchschnittsfalle.

Was die Forschung betrifft, ist es so, daß wir in Österreich eine ganz besondere Situation haben, die darin besteht, daß bei weitem der größte Anteil der nicht in Unternehmen stattfindenden Forschung an Universitäten und nicht an außeruniversitären Einrichtungen stattfindet. Das ist durchaus auch eine besondere Eigenschaft österreichischer Universitäten. Das, was wir wollen und worauf wir hinauslaufen, ist, daß wir die Kooperationsfähigkeit zwischen den forschenden Einrichtungen in den Universitäten und den daran Interessierten verbessern.

Der wesentliche Akzent, den wir im Laufe des heurigen Jahres in die Wirklichkeit umsetzen, ist die Schaffung sogenannter Kompetenzzentren, die Kooperationsnetzwerke zwischen Forschenden – im wesentlichen Universitätseinrichtungen, aber auch außeruniversitären Forschungseinrichtungen – und Unternehmen, die bereit sind, an der Forschung nicht nur zu partizipieren, sondern auch mit zu zahlen, sind.

Das Kompetenzzentrumskonzept ist nicht ein allgemeines Förderungskonzept zur Verbesserung der Forschung der österreichischen Universitäten, sondern es ist ein Spitzenforschungskonzept, wo wir nur jene Ansätze fördern werden, die tatsächlich die Chance haben, sowohl auf entsprechende industrielle Nachfrage zu stoßen als auch im europäischen Spitzenfeld der Forschung und Entwicklung zu liegen.

Darüber hinaus gehen wir den gleichen Weg – wir haben die Absicht, ihn auch forciert zu gehen –, den auch andere europäische Staaten, insbesondere Holland, gehen. Dieser Weg führt in die Richtung, verstärkt Forschung im Wege der Projektförderung und vermindert im Rahmen der Grundfinanzierung der Universitäten zu finanzieren, weil projektorientierte Forschungsfinanzierung eher leistungsorientiert erfolgt, während die Grundfinanzierung zwar ihr Dasein sichert, aber nicht notwendigerweise höchste Leistungen in der Forschung, was die Ergebnisse betrifft, zur Folge hat.

Lassen Sie mich noch ein letztes sagen, weil zwar gerne dieser Bericht im "Spiegel" zitiert wird, aber nicht so gerne andere Äußerungen. Es ist vor kurzem eine Studie des Deutschen Wissenschaftsrates publiziert worden, die sich im wesentlichen mit den Chancen von Frauen im universitären Forschungsbereich beschäftigt hat. Es ist dabei unter anderem auch sehr deutlich herausgekommen, daß eine der zentral Schwächen der deutschen Forschungslandschaft darin besteht – und darin gleichen sich die deutsche und die österreichische vollständig –, daß ein zu stark hierarchisches System innerhalb der Universitäten eine starke Tendenz der Behinderung insbesondere der jüngeren Forscher und Forscherinnen zum Gegenstand hat, was zur Konsequenz hat, daß die Forschungsleistung in diesen Strukturen im allgemeinen schlechter ist, als dies bei egalitären Mustern der Kooperation zwischen Dissertanten, Assistenten und Professoren der Fall ist, wie dies insbesondere im angloamerikanischen System die Regel ist.

Wir wollen daher einen Weg gehen, der zu flacheren Hierarchien an den Universitäten führt, weil dies im Interesse der Forschung gelegen ist. Davon sind allerdings nicht alle, die heute an der obersten Spitze dieser Funktion stehen, begeistert.

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Danke, Herr Bundesminister.

Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

Bundesrätin Monika Mühlwerth (Freiheitliche, Wien): Herr Minister! Es gab ja nicht nur die Umfrage im "Spiegel", sondern parallel dazu auch eine ÖH-Umfrage. Laut ÖH-Umfrage haben sich 40 Prozent aller Hochschüler unzufrieden mit der Universität geäußert. Ich anerkenne, daß Sie große Reformpläne haben, und hoffe, daß dann in einer neuerlichen Umfrage dieser Wert von 40 Prozent deutlich sinken wird. Trotzdem ist einer der Kritikpunkte der mangelnde Wettbewerb, von dem wir hoffen, daß er sich bessern wird. In diesem Zusammenhang wird aber immer wieder die Pragmatisierung zitiert. Daher frage ich Sie – hinausgehend über das, was Sie


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite