Bundesrat Stenographisches Protokoll 641. Sitzung / Seite 89

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kerung mit einem über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluß bei 81 Prozent. Das bedeutet aber umgekehrt, daß 19 Prozent dieser Altersgruppe ohne entsprechenden Abschluß sind. Bei den über 55jährigen liegt dieser Anteil zwischen 35 und 46 Prozent, bei den über 60jährigen bereits über 55 Prozent.

Mit einem Anteil von 81 Prozent liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld. Höhere Werte erreichen nur noch Deutschland, Dänemark und die Niederlande, hingegen liegen Großbritannien, Italien, Spanien und Portugal unter 60 Prozent.

Die Statistik "Bevölkerung und soziale Bedingungen 12/95" von Eurostat zeigt, daß Österreich mit einer 6prozentigen Arbeitslosenquote der Unter-25jährigen hinter allen EU-Staaten sowie hinter den USA und Japan liegt. Die im Nationalen Aktionsplan für die Beschäftigung beschlossenen Maßnahmen sollen diese Werte weiter reduzieren. So wurde in diesem Aktionsplan festgehalten, daß die Betriebe einen jährlichen Steuerfreibetrag von 20 000 S pro Lehrling im ersten Lehrjahr erhalten sollen. Weiters sind die Sozialversicherungsbeiträge für alle drei Lehrjahre gestrichen worden, ebenso die Arbeitgeberbeiträge zur Unfallversicherung für das erste Lehrjahr. Alle diese Maßnahmen ergeben zusammen eine Erleichterung für jene Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, in der Höhe von rund 700 Millionen Schilling. Dies entspricht etwa 14 Prozent der gesamten Nettoausbildungskosten der Betriebe.

Auch ich möchte es nicht versäumen, mich bei allen Lehrherren und Betrieben zu bedanken, die sich weiterhin bereit erklärt haben, Lehrlinge auszubilden.

Zusätzlich hat das Land Tirol die Lohnkosten für das erste Berufsschuljahr übernommen. Im letzten gemeinsamen Landtag der Länder Südtirol, Trentino und Tirol in Meran wurden zusätzliche Maßnahmen beschlossen, um die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern: die Einrichtung einer gemeinsamen Informationsbörse für Lehrstellen, ein gemeinsamer Fachhochschulstudienlehrgang für Tourismus- und Dienstleistungsmanagement, grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der Handwerks- und Berufsausbildung und eine grenzüberschreitende, großflächige computermäßige Schulvernetzung für eine zukunftsorientierte Ausbildung der Jugend in diesem Bereich.

Kollege Weilharter! Die Haltung der FPÖ zu den Lehrlingen gibt eine Aussage des FPÖ-Abgeordneten Haberler im Niederösterreichischen Landtag wieder. Er hat dort alle Lehrlinge als Läuse bezeichnet. Ich glaube, dazu braucht man sich nicht weiter zu äußern, denn das sagt alles.

In den neunziger Jahre hat sich zunehmend die Tendenz gezeigt, daß Jugendliche, welche die Pflichtschule nicht oder nur mit sehr schlechtem Erfolg abgeschlossen haben, häufig weder einen Schulplatz in einer Fachschule noch eine Lehrstelle finden können. In den früheren achtziger Jahren war es noch sozial akzeptiert, daß der Berufseinstieg auf Ebene der Un- und Angelernten erfolgte. Heutzutage allerdings besteht dieser Ausweg für Pflichtschulabsolventen kaum noch, und dadurch hat sich die Ausbildungs- und Schulplatzproblematik für Pflichtschulabgänger weiter verschärft.

Mittelfristig betrachtet ergeben sich für die Berufsbildungspolitik folgende Trends: Tertiärisierung der Wirtschaft und damit verbundene Verschiebung des beruflichen Ausbildungsbedarfs in Richtung Dienstleistungen, Trends zu technisch-organisatorischen Veränderungen, Trends im Zusammenhang mit wachsenden und sich immer rascher ändernden Kundenwünschen, Internationalisierung der Wirtschaft und verstärkte Umweltbezogenheit der Wirtschaft.

Im Jahre 1996 betrug der Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor bereits 67 Prozent, zehn Jahre zuvor noch 59 Prozent. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung "Prognos AG" prognostiziert für das 21. Jahrhundert einen weiteren Anstieg des Bedarfs an Dienstleistungen, wie zum Beispiel: Ausbilden, Beraten, Informieren, Organisation, Management oder Forschung und Entwicklung. Die Tätigkeitsbereiche Maschinen und Anlagen zu steuern oder zu reparieren, werden zu Lasten der Produktionstätigen zunehmen; deshalb wird es in Zukunft von großer Bedeutung sein, eine qualifizierte Ausbildung zu erlangen. Qualifizierte, innovationsfähige Mitarbeiter sind durch solide und stetige Aus- und Weiterbildung nach modernsten Konzep


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