Bundesrat Stenographisches Protokoll 642. Sitzung / Seite 150

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich möchte aber auch auf eine Privatinitiative im besonderen hinweisen. Es hat derer eine Vielzahl gegeben, aber die Initiative von Ö 3 "Chance 98" hat natürlich die größte Publizität erhalten. Ö 3 hat seine Möglichkeiten für einen guten Zweck genützt, und es scheint, daß es ein zusätzliches Angebot von 1 300 Lehrstellen geben wird. Ich erwarte aber, daß es sich um zusätzliche Lehrstellen, nicht nur um ohnehin eingeplante Lehrlingsaufnahmen handelt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Auffangnetz für Jugendliche ist, wie schon von meinem Vorredner erwähnt, nun geflochten. Jetzt muß es von uns, gemeinsam mit der Wirtschaft, gespannt und mit Leben und Taten erfüllt werden.

Ich gehe davon aus – und auch das hat mein Vorredner schon erwähnt –, daß die in den Bundesländern vorgesehenen Projektgruppen, die für die Lehrlingsstiftungen und für die Berufslehrgänge verantwortlich zeichnen, jetzt schon tätig werden, damit diese Angebote im Herbst bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden können.

Aber auch die Unternehmer sind aufgerufen, einen zusätzlichen Beitrag zu leisten. Auch für sie ist vieles an Erleichterungen geschaffen worden, damit sie zusätzlich junge Burschen und Mädchen als Lehrlinge aufnehmen können.

Zuletzt möchte ich die 20 000 S Freibetrag für die ersten beiden Jahre beziehungsweise den Wegfall der Arbeitgeberbeiträge zur Unfallversicherung erwähnen.

Aber auch schon Monate und Jahre davor ist sehr viel zur Erleichterung der Lehrlingsausbildung für Unternehmen geschehen. So entfallen in den ersten beiden Jahren die Krankenversicherungsbeiträge, für Lehrlinge muß kein Dienstgeberbeitrag mehr geleistet werden, die Altersgrenze im Hinblick auf Jugendschutz wurde von 19 auf 18 Jahre gesenkt. Im Handel gilt für Lehrlinge am Samstag eine Arbeitszeit bis 17 Uhr, Fenstertage können eingearbeitet werden, die Wochenendruhe wurde sehr praxisnahe geregelt. Sehr viele – sicherlich noch zu wenige – neue Lehrberufe wurden zugelassen. Um Ausbildner zu werden, müssen Unternehmer keine Prüfung mehr ablegen, es genügt die erfolgreiche Absolvierung eines Ausbildnerkurses. Den Unternehmen stehen natürlich auch die Angebote des AMS zur Verfügung. Unterstützung kann von ihnen in Anspruch genommen werden. Meistens sind das finanzielle Förderungen, wenn sie Lehrlinge ausbilden.

Ich glaube, daß von der Politik, von den Interessenvertretungen sehr viel an organisatorischer Erleichterung geschehen ist, und zwar durch gesetzliche Regelungen. Vor allem gibt es eine große und intensive finanzielle Unterstützung, und das muß uns das auch wert sein. Ich bin davon überzeugt, daß die Bundesregierung und die Sozialpartner mit den Maßnahmen, die in die Richtung gehen, Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen, einen wichtigen Schritt gesetzt und somit vor allem den Erwartungen junger Menschen, aber auch vieler Eltern entsprochen haben.

Österreich darf und will es sich nicht leisten, daß arbeitswillige, ausbildungswillige junge Menschen auf der Straße stehen. Wie schon erwähnt, sind für die Lehrlingsstiftungen und für die Berufslehrgänge Projektgruppen in den Ländern zuständig. Verantwortung zeigt nicht nur der Landeshauptmann in diesen Projektgruppen, sondern mit eingebunden sind auch die Sozialpartner, der Landesschulrat, das Arbeitsmarktservice selbst, aber auch die Leiter der Lehrlingsstellen der Wirtschaftskammer, die ja einen Überblick über ihr Bundesland haben müssen.

Für uns als Vertreter der Arbeiterkammern und Gewerkschaften war es wichtig, daß die Lehrlingsstiftungen und Berufslehrgänge rasch und einfach zugänglich sind, daß sie aber auch die entsprechende Qualität anbieten und daß diese Qualität auch gesichert ist. Wir haben auch Sorge dafür zu tragen, daß das Auffangnetz nicht zu einer Ausbildungssackgasse wird, sondern vor allem die Chance für einen neuen Start, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, in das bewährte und europaweit anerkannte österreichische duale Ausbildungssystem bietet.

Wichtig ist daher, daß es zu raschen Zuweisungen in die einzelnen Maßnahmen durch das AMS kommt, wenn ein Lehrstellenmangel gegeben ist, die Berufslehrgänge voll auf eine einschlägige


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite