Bundesrat Stenographisches Protokoll 643. Sitzung / Seite 232

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

gesprochen wurde, zwar gerne entgegennehme, zu dem einen oder anderen Dankeswort jedoch sagen muß, daß es nicht ganz zu Recht an mich gerichtet wurde.

Frau Bundesrätin Lukasser hat mir gerade jetzt für mein Engagement in Sachen Gründung einer Universität der Künste in Innsbruck gedankt. – Frau Bundesrätin! Ich bekenne mich insoweit zu Ihrem Dank, als ich mich auch dazu bekennen kann, daß wir im Prozeß der demokratischen Willensbildung Kompromisse zu schließen haben. Wie Sie wissen, ist Tirol in Sachen Wissenschaft im Parlament sehr stark vertreten und hat sich daher in der Diskussion um die Frage der Gründung einer eigenständigen Universität der Künste in Innsbruck letztlich im Kompromißwege durchgesetzt. Ich verhehle nicht, daß ich deutlich machen mußte und deutlich machen muß, daß mir dieser Wunsch zwar durchaus verständlich erscheint, daß ich allerdings nicht ohne weiteres Mittel habe, um diese Universität der Künste sofort ins Leben treten zu lassen. Ich denke, das sollte ehrlicherweise an einem solchen Tag gesagt werden, denn ich möchte mich nicht mit Lorbeeren schmücken, die mir in dieser Form jedenfalls nicht in vollem Umfang zustehen. – Gleiches gilt auch für einen zweiten Punkt, auf den ich noch zurückkommen möchte.

Frau Bundesrätin Mühlwerth hat die Frage an mich gerichtet, ob ich erklären könnte, warum jetzt plötzlich eine Fakultätsgliederung bei den Universitäten der Künste vorgesehen sei, und zwar als optionale oder noch besser: fakultativ zu nutzende Möglichkeit, Fakultäten einzurichten. – Ich beantworte diese Frage gerne: Tatsächlich haben auch über diese Fragen Verhandlungen stattgefunden, und tatsächlich war es der Vertreter der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Sektion Hochschullehrer, den Sie namentlich genannt haben, der diese Forderung sehr vehement vertreten hat, weil er sie für die sachlich richtigere und bessere gehalten hat.

Ich habe diese zu keinem Zeitpunkt für sachlich richtig und gut gehalten, habe mich aber auch in diesem Punkt bereit gefunden, einer Lösung zuzustimmen, die gewährleistet, daß diese Möglichkeit gegeben ist, und zwar dann, wenn erstens ein Gutachten des Universitätenkuratoriums dafür vorliegt, daß das die wirtschaftlich und effizienzorientiert bessere Lösung ist, und wenn zweitens der Hauptausschuß des Nationalrates und der Bundesminister für Wissenschaft dem ihre Zustimmung erteilen.

Ich halte das für eine durchaus tragbare Kompromißlösung: Ich bin nicht gezwungen, Fakultäten einzurichten, und ich habe schon gesagt, daß ich gemäß meinem Kenntnis- und Überzeugungsstand diese Absicht nicht habe. Wir haben uns also dazu gefunden, eine Möglichkeit zu eröffnen, von der ich nicht Gebrauch machen möchte. (Beifall des Bundesrates Dr. Böhm. )

Zweiter Punkt – IGP-Absolventen: Herr Bundesrat Strugl hat darauf hingewiesen, daß aufgrund der Verhinderung des "heimtückischen Anschlages" auf das IGP-Studium nunmehr den Musikschulen in den Ländern Lehrkräfte mit entsprechender Ausbildungsqualität zur Verfügung stehen werden. – Ich denke, auch in diesem Zusammenhang ist Nüchternheit in der Beurteilung am Platze.

Denn wir haben das Projekt durchgeführt, zumindest in einem Bundesland flächendeckend herauszufinden, wie die heute dort gelebte und anerkannte Qualität der Musikschulen zustande kommt. Wir haben festgestellt, daß diese zustande kommt, obwohl 65 Prozent der an diesen Schulen tätigen Lehrer kein IGP-Studium absolviert haben. Jetzt muß man sagen: Das IGP-Studium ist ein spezielles Studium, das für diesen Zweck geeignet ist und das wir auch aufrechterhalten: Aber wir sollten nicht so tun, als ob es die Grundlage der Qualität der Musikschulen in Österreich wäre. Denn dem ist nicht so!

Es ist leider Gottes noch eine Spur schlimmer: Ich entnehme Berichten von Absolventen der IGP-Studien, daß die Musikschulen in den Ländern mittlerweile gar nicht mehr bereit sind, Absolventen dieses Studienzweiges aufzunehmen, weil sie nämlich auch billigeres Lehrpersonal bekommen können. Hiebei handelt es sich in der Regel um Personen, die ein Studium des Konzertfaches absolviert haben, die Karriere, die ihnen vorgeschwebt ist, jedoch nicht einschlagen konnten und daher sozusagen in das Lehrfach an Musikschulen ausgewichen sind. – Das, Hoher Bundesrat, halte ich für nicht ideal! In diesem Zusammenhang sollten wir in den Ländern meines Erachtens nicht für ein Ideal eintreten und eine andere Praxis leben. Ich bin zuletzt dafür


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite