Bundesrat Stenographisches Protokoll 666. Sitzung / Seite 67

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halten, und wir dürfen nicht die Meinung darüber so verzerren, dass uns Tiere wichtiger sind als Menschen. – Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.22

Vizepräsident Johann Payer: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Franz Koller. Ich erteile ihm dieses.

12.22

Bundesrat Franz Koller (Freiheitliche, Steiermark): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Vizepräsident! Sehr geehrte Damen und Herren des Bundesrates! Die Kosmetikhersteller bedienen sich der Tierversuche – unter Anführungszeichen – "zur Sicherheit der Kunden", was zur Folge hat, dass Tiere millionenfach gequält und getötet werden, worüber sich viele vor dem Spiegel kaum Gedanken machen.

Der Standard-Test zur Garantierung einer angeblich unbedenklichen Anwendung von Körperpflegemitteln und dekorativer Kosmetika ist der so genannte Draize-Test. Er wurde 1944 vom englischen Toxikologen John Draize eingeführt, und die Kosmetikindustrie bedient sich dieses Tests seit nunmehr 56 Jahren.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wie funktioniert dieser Test? – Es werden Albinokaninchen verwendet. Diese Tiere werden in körperengen Behältern völlig bewegungslos, bewegungsunfähig gehalten und fixiert. Mit Klammern werden ihnen die Augen offen gehalten, und ohne jegliche Betäubung wird die zu testende Substanz in die Augen eingeträufelt. Da die Kaninchen im Gegensatz zu den Menschen ganz wenig Tränenflüssigkeit haben, kann diese Substanz nicht abfließen und verbleibt, ohne dass sich das Tier in irgendeiner Weise bewegen kann. Diese Tests müssen die Tiere 24 bis maximal 72 Stunden lang ertragen.

Die Bewertung des Verätzungsgrades geschieht visuell, durch Betrachtung, also rein subjektiv. Das heißt, die Beurteilung erfolgt durch verschiedene Personen, was demnach auch zum Teil zu abweichenden Resultaten führt. In vielen Fällen führen diese Tests zur Erblindung der Tiere. Was diese hilflosen Tiere an Qualen erleiden, kann man ermessen, wenn einem nur selbst ein bisschen Seife oder auch nur ein Tropfen eines Spülmittels ins Auge gerät. Das hat sofort zur Folge, dass man sich das Auge reibt oder sich sofort das Auge ausspült.

Sehr geehrte Damen und Herren! Dieser Draize-Test ist wenig aussagekräftig und daher gefährlich. Das bewies auch eine Universität in den USA. Sie gab den Auftrag, dass 24 verschiedene Labors diese Substanzen überprüfen sollten. Die Aussagen über die Ergebnisse reichten von "keinerlei Reizwirkung" über "schwerwiegende Wirkung" bis hin zu "schwerstwiegenden Wirkungen".

Sehr geehrte Damen und Herren! Der Engländer John Draize hat diesen Test eingeführt. Ausgerechnet England verbietet als erstes Land Tierversuche in der Kosmetikindustrie. Da aber die meisten Hersteller von Kosmetika darauf bedacht sind, ihren Produkten einen besonderen Stempel aufzudrücken, ist es für sie völlig problemlos, eine entsprechende Zusatzsubstanz beizumengen. Aber nur für einen einzigen zu prüfenden Inhaltsstoff werden nach wie vor bis zu 900 Tiere missbraucht. Und das soll mit diesem Gesetz abgeschafft werden.

Sieben Kosmetikfirmen, sieben Weltkonzerne führen keine Tierversuche mehr durch und bedienen sich anderer Methoden. Manche Hersteller aber verwenden Aufdrucke wie "Wir testen unsere Produkte nicht im Tierversuch", aber das hat einen Pferdefuß: Sie geben die Testung bei anderen Firmen in Auftrag!

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir Freiheitlichen begrüßen das Bundesgesetz über das Verbot des Inverkehrbringens von kosmetischen Mitteln, die im Tierversuch überprüft worden sind. Der in Brüssel ursprünglich auf den 1. Jänner 1998 festgelegte Termin des Verbots von Tierversuchen in Kosmetika wurde auf den 30. Juni 2000 verschoben, weil angeblich noch nicht genügend brauchbare Systeme zur Verfügung standen.


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