Bundesrat Stenographisches Protokoll 679. Sitzung / Seite 277

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du warst nur zu schnell – nicht die Politik war zu langsam, sondern du warst zu schnell! Ich darf aber später noch darauf zurückkommen, warum du trotzdem nicht zu schnell warst.

Ich denke, zur heutigen Thematik und zur Thematik Kindergeld ist das Wesentliche schon gesagt worden. Ich habe nur die Sorge, dass jetzt besonders seitens der Opposition der Fehler gemacht wird, dass wir nur die Haare in der Suppe suchen und zu wenig das Gesamte sehen.

Frau Kollegin Kainz hat einleitend nur von den Müttern, die außer Haus berufstätig sind, gesprochen und das besonders betont. (Bundesrätin Kainz: Sie haben mir nicht zugehört!) Ich denke, wir sollten nicht zwischen Müttern unterscheiden, sondern wir sollten von der gesamten Anzahl der Mütter sprechen und uns darüber freuen – egal, ob berufstätig oder nicht berufstätig, egal, ob Schülerin, Studentin, Bäuerin, Gewerbetreibende oder Hausfrau. (Bundesrätin Kainz: Sie haben mir nicht zugehört!) Wir sollten endlich stolz darauf sein, dass dieser gewaltige Meilenschritt des Kindergeldes Realität wird!

Ich muss selbst aus eigener Erfahrung sagen: Mir persönlich war es unverständlich. Bei unseren ersten zwei Kindern war meine Gattin auf Grund der Tatsache, dass sie Schneiderin im Angestelltenverhältnis, also im Arbeitnehmerverhältnis, war, Karenzgeldbezieherin. Durch die Heirat mit mir hat sie als Bäuerin dann aber für das dritte und vierte Kind kein Karenzgeld bekommen. (Bundesrätin Kainz: Da hat sie halt nicht mehr gearbeitet!) Das sind so diese typischen Fälle, die jetzt mit dem Kindergeld ausgeglichen werden. Das habe ich nur erwähnt, damit man den Unterschied allein in einer Familie sieht. Frau Kollegin Kainz! Natürlich ist es so – das ist das Ziel des Kindergeldes –, dass jetzt auch eine Hausfrau diese 6 000 S bekommt.

Aber was wollen wir generell? – Ich glaube, wir sollten doch wegkommen von dieser materiellen Diskussion, von dieser Diskussion, dass wir das Familienleben bis in das letzte Winkelchen, bis zum Schlafzimmernachtkästchen regeln wollen. Ich denke, wir wollen freie Familien. Das schätze ich so an dieser heutigen Zeit – vielleicht schätzen wir es deshalb zu wenig, weil es uns zur Gewohnheit geworden ist –, dass ich mit meiner Gattin frei entscheiden kann, wie viele Kinder wir haben wollen, welche Berufswünsche die Kinder verwirklichen können. Leben wir nicht in einem herrlichen Land?! Ist das nicht ausgezeichnet?! (Bundesrat Winter: Durch 30 Jahre Sozialdemokratie!) Oder ist es uns zur Gewohnheit geworden, und deshalb schätzen wir es nicht mehr?

Ich sage eines dazu: Meine Gattin hat sehr oft darunter gelitten, dass sie von diversen Personen, oftmals auch von Frauen, eher so abwertend belächelt angesprochen wurde: Was? Vier Kinder! Das tust du dir an?

Da heute das Wort "Karriere" gefallen ist: Ich denke, das ist eine großartige Karriere, wenn sich eine Frau zur Familie bekennt, zur Erziehung bekennt und wenn es ihr in der heutigen Zeit, in der so viele Einflüsse auf die Jugendlichen einwirken, gelingt, diese Kinder dann wohl vorbereitet in das Leben hinauszuschicken. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Was erlebe ich jetzt – damit komme ich wieder zu Kollegen Gruber zurück und bin als werdender Großvater besonders sentimental in dieser Diskussion, denn so Gott will und alles gesund bleibt, bin ich bei der nächsten Bundesratssitzung Großvater (Bundesrat Bieringer: Uns bleibt nichts erspart! – Heiterkeit bei der ÖVP)  –, was erlebe ich jetzt nochmals wohltuend? – Meine 23-jährige Tochter, die bereits im Mutterschutz ist, kommt fragend zur Mutter und holt sich dort ihre Information. Ich erlebe, wie das Wertgefühl bei beiden Personen steigt, wie schön solch ein Familienverband funktioniert.

Ich habe es gestern bereits angesprochen, und ich denke, das ist das ganz Wesentliche. Ich verstehe es daher nicht, dass heute in dieser Wohlstandszeit so viele Menschen auf dieses Glücksgefühl verzichten. Wir haben alle Formen von Krisen, von der Midlifecrisis angefangen bis zu all den Beziehungskrisen. Psychiater, Eheberater, Lebensberater und Planungsberater haben Hochsaison. Aber die beste soziale Gemeinschaft, die bestfunktionierende Gemeinschaft, die Familie, wird so vernachlässigt.


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