die Föderalismus-
und Staatsdiskussion nicht damit ablaufen, dass wir immer wieder jeder dieser
Ebenen ihre Unverzichtbarkeit bescheinigen.
Die
Gemeinden – das sind die kleinen Zellen unserer Demokratie –, die
Bezirksverwaltungsbehörden – ich betone nochmals: bedauerlicherweise ohne demokratischen Einfluss auf
gleicher Ebene; außer in Wien, aber da ist das etwas anderes – sind
auszubauen und bürgernäher zu gestalten, die Länder sind natürlich
unverzichtbar, und vom Bund nimmt man das an, ohne es zu sagen. – Wo dann
der Effekt der Straffung eintreten soll, ist in diesen Überlegungen vorläufig
noch nicht zu erkennen.
Ich darf an dieser
Stelle ein paar Denkanstöße, die nicht meine sind, sondern die ich aufgreife,
in die Debatte einbringen. Kollege Binna hat schon darauf hingewiesen, dass
Gemeinden angesichts ihres naturgemäß limitierten Personalstandes zweifelsfrei
Probleme haben, alle für sie vorstellbar zu erfüllenden Aufgaben auch
tatsächlich zu adressieren. Wir haben – nicht im Wildwuchs, das ist durchaus
gesetzlich geregelt – in einem zunehmenden Maß die Übertragung von
Aufgaben an die Gemeindeverbände, was für den Bürger zweifellos zumindest eine
höhere Professionalität des Services bedeutet; nicht unbedingt eine Nähe, aber
eine technische Qualifizierung.
Ich verweise auf
das interessante Konstrukt der Region mit eigenem Statut, das von einigen
Verfassungsrechtlern entwickelt wurde, nämlich die Idee, so wie die Städte mit
eigenem Statut im Allgemeinen – auch da gibt es Ausnahmen – einen
genügend großen Verwaltungsapparat mit entsprechender Fachkompetenz haben, um
die Aufgaben der Bezirksverwaltungsbehörden zu übernehmen, Gemeinden im
freiwilligen Zusammenschluss in einer sinnvoll abgeschlossenen Region die
Möglichkeit zu übertragen, dieselbe Aufgabe für sich zu reklamieren, was dann
halt dort formal, aber natürlich nicht inhaltlich das Ende der
Bezirksverwaltungsbehörde in diesem Bereich bedeuten würde, aber gleichzeitig
eine Behörde entstehen lassen würde, die sehr viel enger mit demokratischen
Strukturen verknüpft ist.
Ich will das nicht
als die Lösung avisieren, aber diese und ähnliche originelle Überlegungen sind
notwendig, wenn uns diese Debatte woanders hinführen soll als dazu, dass jeder,
der in diesem Dialog, nein, in dieser breiten Diskussion Eigeninteressen zu
vertreten hat – auch der Bundesrat –, sich immer wieder selbst lobt.
Der letzte Punkt,
der in diesem Zusammenhang – und das sage ich jetzt sehr bewusst –
für den Bundesrat von großer Bedeutung ist, ist, dass Parlamentarismus nicht
nur mit Legislative zu übersetzen ist.
Ich bringe es zum
Extrem: Selbst wenn die Landtage auf Grund eines breiten Übereinkommens jedwede
Gesetzgebungsbefugnis verlieren würden, sind sie damit nicht obsolet. Die parlamentarische
Kontrolle jedweder Regierung – Bundesregierung, Landesregierung, eines Gemeindevorstandes
oder, wie ich noch einmal deutlich sagen würde, auch eines Bezirkshauptmannes
heutigen Typs – ist etwas, was das Geld, das dafür aufgewendet wird, sehr
wohl wert ist. Demokratie drückt sich nicht nur darin aus, dass in regelmäßig
wiederkehrenden Abständen die Spitzen der Verwaltung, der Exekutive, indirekt
oder direkt, je nachdem, gewählt werden, sondern darin, dass sie einer
ständigen demokratischen Kontrolle durch parlamentarisch verfasste Gremien
ausgesetzt sind.
Diese Eckpfeiler
muss man einschlagen, bevor man in einen Konvent geht, denn Rationalisierung,
Sparsamkeit, stromlinienförmigeres Gestalten für sich allein sind noch kein
Wert – das Gegenüber zum Bürger, die demokratische Kontrolle, ist genauso
wichtig.
Als Wiener darf ich an dieser Stelle Richtung Steiermark eine kleine Randglosse anbringen. Wissen Sie, das mit dem Zentralismus ist immer ein gewisses Problem. Die Bundesorgane haben irgendwie keinen eigenen Spitznamen, sie werden einfach unter „Wiener“ subsumiert. Sie werden wissen, dass derjenige, der so unmittelbar unter dem Bundesvogt lebt, mit dem Durchsetzen seiner föderalistischen Ansprüche die allergrößten Probleme hat. Uns ist das ja nicht eingefallen, aber der immer noch – trotz Rücktritt! – amtierende Verteidigungsminister
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