Bundesrat Stenographisches Protokoll 729. Sitzung / Seite 49

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Mit der vorliegenden Änderung des Berufsausbildungsgesetzes soll das erfolgreiche österreichische Berufsausbildungsmodell der Lehre, das 40 Prozent aller Pflichtschul­abgänger absolvieren, an die sich rasch ändernden Bedingungen in der Arbeitswelt an­gepasst werden. Es ist oft so, dass hoch spezialisierte Betriebe nicht mehr in der Lage sind, Lehrlingen ein gesamtes Berufsbild zu vermitteln, sodass es erforderlich ist, dass Synergien genutzt werden können und dass damit die Zahl potentieller Ausbildungs­betriebe wieder weiter ansteigt.

Diese Novelle zum Berufsausbildungsgesetz soll Abhilfe in Form von Ausbildungsmo­dulen schaffen, das heißt, in verwandten Berufen sorgen künftig gleiche Grundmodule für eine solide Basisausbildung, auf der Hauptmodule und Spezialmodule aufbauen, die wiederum für Schwerpunktsetzung und Vertiefung sorgen.

Ziel dieser Novelle ist die bereits angesprochene Flexibilisierung und natürlich auch eine stärkere Übersichtlichkeit im gesamten Lehrstellenbereich und daher eine Redu­zierung der Lehrberufe beziehungsweise der Berufsbilder von den bisher 260 auf in etwa 210.

Zudem kann man behaupten, dass mit dieser Vorlage und mit diesem Ansatz auch dem Prinzip des lebenslangen Lernens Rechnung getragen wird, weil damit natürlich auch die Anerkennung von erworbenen Zusatzqualifikationen und der Erstausbildung im zweiten Bildungsweg erleichtert wird. Ich habe auch die Hoffnung und bin der Mei­nung, dass es gerade durch dieses Modell für Berufsumsteiger im Bereich des Handels einige Erleichterungen geben wird.

Wenn wir daran denken, dass junge Menschen sich oft mit 15 Jahren für einen Beruf entscheiden müssen, wo sie doch sehr vielen Fremdeinflüssen unterliegen, dann ist es hier nur gut, wenn es eine Flexibilisierung, eine größere Beweglichkeit gibt, um auch den Berufsumstieg letztlich besser meistern zu können.

Wir stimmen daher dieser Vorlage sehr gerne zu. (Beifall bei der ÖVP.)

11.16


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Dr. Lichten­ecker.

 


11.16.35

Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Wirtschaftsminister! Herr Landwirtschaftsminister! – Heute ist die Wirt­schaft bei den Ministern stark vertreten. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Umweltminis­ter!) Umweltminister? Ja, das vermissen wir immer bei Ihnen, Herr Minister! (Heiterkeit bei den Grünen.) Sorry! Bei Ihnen denke ich irgendwie immer nur an die Landwirt­schaft. So passiert es einem. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Hohes Haus! Werte Kollegen und Kolleginnen! Diesem Bundesgesetz, mit dem dieses Berufsausbildungsgesetz geändert wird, werden wir gerne zustimmen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dieses Gesetz erhöht die Chancen unserer AbsolventInnen in verschiedenen Lehrberufen, es stärkt das duale System, das wir sehr begrüßen, und auf Grund der Flexibilisierung und der Änderungen in der Arbeitswelt ist es auch wich­tig, hier einen Schritt weiterzugehen, was mit dieser Gesetzesvorlage auch passiert.

Diese Modularisierung ist durchaus die richtige Antwort auf die geänderten Anforderun­gen. Nichtsdestotrotz, Herr Minister, gibt es verschiedene Dinge, die wir vermissen und die natürlich den Bereich der LehrabsolventInnen verbessern würden, diesen Bereich stärken würden. Hierbei geht es um das Bildungssystem.

Das Bildungssystem, das wir jetzt haben, zementiert im Wesentlichen die Ungleichhei­ten, die sich dann in der Arbeitswelt, in den Einkommensverhältnissen fortsetzen. Das alles ist wenig zuträglich, weder im gesellschaftlichen Sinn noch im ökonomischen


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