Bundesrat Stenographisches Protokoll 732. Sitzung / Seite 18

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Zweite Geschichte: Wenn wir uns die Entwicklung der Fachhochschulen anschauen, wenn wir uns die Entwicklung der Pädagogischen Hochschulen – über die wir hier im Haus zurzeit auch diskutieren – anschauen, dann sehen wir ganz klar, dass hier eine gute Differenzierung stattfindet, dass es aber wichtig ist, dass man europaweit auch eine Vergleichbarkeit hat, dass es eine gegenseitige Anerkennung gibt, was Studien betrifft, und dass sie angerechnet werden.

Es wurde zuvor schon von einem meiner Vorredner oder einer meiner Vorrednerin­nen – ich glaube, von Frau Kollegin Konrad – die Frage angesprochen, wie denn das ist mit „Bachelor“, mit „Magister“ und, und, und. – Ich denke, es geht nicht darum, zu schauen, welcher Titel vor der Hochschule steht, sondern wie die Maßstäbe sind, die man an eine bestimmte Graduierung anlegt! – Schauen Sie, es wird sicher bald die Diskussion darüber ausbrechen, dass Fachhochschulen sagen, sie wollen auch ein Doktorat verleihen. Aber ich glaube, dann sollte man nicht gleich darüber diskutieren und sagen: Ja, jetzt hängt es davon ab, was der vor der Tür hat!, sondern: Welche Maßstäbe setze ich? – Und wenn jemand heute sagt, er macht ein Doktorat, dann geht es darum, dass er wirklich eigenständig auch Thesen entwickelt, die dieser Forschung und der Wissenschaft etwas Neues einbringen! – Das heißt, da gibt es einen klaren Maßstab, und diesen kann ich natürlich in unterschiedlichen Hochschulen sehr wohl entwickeln.

Da würde ich Sie schon bitten, liebe Kolleginnen und Kollegen – und darüber haben auch wir in unserer Fraktion in mancher Hinsicht eine Diskussion –, dass man darüber nachdenkt: Wie weit entspricht nicht schon ein gewisser Hochschulbetrieb, ein be­stimmtes methodisches Vorgehen auch einer bestimmten wissenschaftlichen Reife und Entwicklung? – Und da bitte ich Sie sehr wohl, dass man nicht nur unter dem Motto „Wir machen es allen gleich!“ sofort sagt: Okay, es ist sowieso alles gleich!, sondern da wirklich in die Tiefe einsteigt.

Ich möchte aber noch etwas sagen zur Entwicklung des Hochschulstandortes Öster­reich: Wenn man sich anschaut, wie die Budgets der nächsten Jahre aussehen, und wenn wir uns überlegen, dass bitte in den nächsten Jahren 525 Millionen € mehr an Globalbudget zur Verfügung stehen werden, dass man für die Infrastrukturen und Ge­bäudeinvestitionen mehr Geld hat und dass man bei diesem Globalbudget sogar selbst in den Universitäten entscheiden kann, wie man es einsetzt, dann frage ich mich, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Oppositionsparteien, warum Sie nicht auch zugeben können, dass sich da einiges wunderbar entwickelt hat!

Und noch etwas – das möchte ich schon ansprechen, weil mir das wirklich am Herzen liegt –: Ich verstehe es trotzdem nicht, warum man diesem ersten Gesetz nicht zustim­men kann! Da ist nun etwas am Tisch, ein Modell – und, bitte, ich habe das im „Stan­dard“ gelesen: Sogar die ÖH ist sehr verwundert darüber, weil jetzt die Fristen nicht eingehalten werden können! – Ich frage mich daher ganz ehrlich: Warum kann man einem Modell, hinsichtlich dessen ganz bewusst vom Ministerium gesagt wird, es wird jetzt auf Probe für die nächsten Jahre in Entwicklung gesetzt, nicht zustimmen? Und gerade das, was ja Wissenschaftlichkeit und Erkenntnisfindung ausmacht, nämlich der Weg zwischen der Verifikation und der Falsifikation – also zu schauen: bewahrheitet sich das so, wie man es angenommen hat, oder eben nicht? –, warum kann man das nicht zulassen? Warum will man immer bei allem, dass man es bis in Ewigkeit an­schauen kann, und dann stimmt man ihm erst zu?

Ich halte das für ein großartiges Modell – und sichtlich auch die ÖH, sonst würde sie sich darüber nicht aufregen –, und ich bin sehr verwundert darüber, dass man einem Gesetz, das man europaweit entwickelt hat und besprochen hat, nicht zustimmt und folgendes Argument einbringt: Man muss noch weitere Experten und Fachleute dazu befragen.

 


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