Bundesrat Stenographisches Protokoll 732. Sitzung / Seite 57

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Die Unterstützung dafür wird in der jeweiligen Gemeinde mit großem Nachdruck geleis­tet, um die ärztliche Versorgung für die Gemeindebürger zu sichern. Es ist die Aufgabe der Gemeindevertretung, die Bürger in allen Bereichen zu vertreten, vor allem auch im Bereich der Gesundheit. Es gibt ja sehr viele ältere Menschen, die das Bedürfnis ha­ben, dass man für sie eintritt.

Die Argumentation der Apotheken, die ärztlichen Hausapotheken seien nur die zweit­beste Lösung, Frau Bundesminister, kann man von Seiten der Apotheken verstehen, aber wir als Vertreter der ländlichen Strukturen haben da eine etwas andere Meinung. (Zwischenruf der Bundesrätin Dr. Lichtenecker.) Auch nicht von der Bevölkerung, die auf Medikamente zu jeder Tages- und Nachtzeit angewiesen ist. Man muss halt einmal dort leben, wo die nächste Apotheke 40 Kilometer weg ist und der Hausarzt ... (Bun­desrätin Dr. Lichtenecker: Das gibt es doch nirgendwo!) Bitte, ich zeige Ihnen das im Gurktal. Dort sind drei Gemeinden weit von der Apotheke weg, und die letzten Bauern­höfe oben sind 40 Kilometer entfernt. Der Arzt fährt aber bei jedem Wetter hinauf, aber die alten Leute kommen nicht mehr bei jedem Wetter vom Berg herunter. Da ist die Inf­rastruktur nämlich nicht mehr vorhanden.

Durch die ausgedehnte ländliche Struktur wohnen viele Menschen bis zu 40 Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker schüttelt den Kopf.) Frau Kollegin, ich lade Sie gerne ein. Ich habe Sie schon eingeladen, den Dom zu besuchen, da schauen wir uns auch die ländliche Struktur an. (Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Den Dom schaue ich mir gerne an!) Sie werden sehen, welche Sor­gen auch kleine Gemeinden haben, um zu überleben. In Österreich gibt es nur 200 Ge­meinden, die wirkliche Zentren sind, die anderen Gemeinden, 2 200, haben ländliche Strukturen und haben diese Sorgen, und da ist die Sorge bezüglich der Ärzte und Apo­theken sehr groß.

Durch die stark ausgedehnte ländliche Struktur wohnen viele Menschen bis zu 40 Kilo­meter von den Apotheken entfernt, zum Beispiel im Bezirk St. Veit. Es gibt wohl Apo­theken in St. Veit, in der Stadt Treibach, in der Stadt Friesach und in der Stadt Straß­burg, aber die übrigen 16 Gemeinden, meine sehr geehrten Damen und Herren, mit insgesamt 60 000 Einwohnern liegen sehr weit vom Zentrum entfernt.

Wie funktioniert das in der Praxis? – Ich hoffe, dass die Überlegung des Verfassungs­gerichtshofes, wonach mit 31. Oktober 2006 die Aufhebung des Gebietsschutzes für Apotheken gefordert wird, zum Teil berechtigt ist. Der Verfassungsgerichtshof hat da­mit die Zielsetzung bekundet, dass auch in Gemeinden mit weniger als 5 000 Einwoh­nern die Versorgung mit Heilmitteln gesichert sein soll. In ländlichen Gebieten ist das derzeit nachweislich nur mit Ärzten möglich.

Argumente für die Aufrechterhaltung der ärztlichen Apotheken sind:

Die Schließung der Hausapotheken geht zu Lasten der Landbewohner.

Kranke und ältere Menschen müssten zusätzliche Wege auf sich nehmen, was in den ländlichen Bereichen, wo der Nahverkehr zum Teil überhaupt nicht mehr vorhanden ist, sehr schwierig ist.

Die Qualität der Versorgung der ländlichen Gebiete mit Medikamenten ist sehr gut, weil eben die Ärzte mit den Hausapotheken zu den Bürgern kommen. Diese Ärzte unterzie­hen sich einer großartigen Mühewaltung, indem sie bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit bereit sind, zu den Patienten zu kommen, und sie sagen sich: Wenn ich die Hausapotheke nicht mehr habe, dann bin ich lieber ein Arzt irgendwo in einem Kran­kenhaus, dann bin ich lieber ein Facharzt im Zentrum und nicht mehr draußen, wo ich Tag und Nacht für die Menschen da bin und jeder in der Gemeinde seinen Arzt errei­chen kann.

 


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