BundesratStenographisches Protokoll759. Sitzung / Seite 59

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eigentlich in der Reifeprüfung nicht vor – ich sage das nur. Deswegen glaube ich, man soll weiterhin am Fach „Politische Bildung“ festhalten. Natürlich gehört hier auch die Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung entsprechend neu ausgeformt.

Die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 als Richtwert mit 20-prozentiger Überschreitungsmöglichkeit für die Volksschule, die Hauptschule und die PTS bezie­hungsweise an der AHS-Unterstufe wurde bereits im abgelaufenen Schuljahr begon­nen und auch durch die gesetzliche Verankerung langfristig abgesichert. – Ein richtiger Schritt, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der, wie ich glaube, von allen Beteiligten der Schulgemeinschaft ja auch als solcher gesehen wird.

Ein richtiger Schritt auch schon deshalb: Nicht, damit die Frau Lehrerin oder der Herr Lehrer jetzt weniger arbeiten oder Hefte korrigieren müssen, sondern weil er eine notwendige Voraussetzung dafür schafft, das Zauberwort der Individualisierung des Unterrichts jetzt auch in die Tat, in die Schulwirklichkeit umsetzen zu können.

Die Umstellung vom Frontalunterricht zu schülerorientierten und zu alternativen Unter­richtsformen wird damit nicht nur erleichtert, sondern nach meinem Geschmack logischerweise auch eingefordert, denn das Ziel aller dieser Maßnahmen kann ja nur sein, Rahmenbedingungen für die Schüler und Schülerinnen zu schaffen, die die Entfaltung der vorhandenen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Potenziale ermöglichen und fördern. Schulen sind nun einmal dazu da, jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin – egal, welcher Herkunft: egal, welcher sozialer und egal, welcher regionaler Herkunft – bestmöglich zu fördern und zu den höchstmöglichen Schulabschlüssen zu führen. Und die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl ist ein erster und notwen­diger – wahrscheinlich noch kein hinreichender, aber ein notwendiger erster – Schritt.

Die Inbetriebnahme der Neuen Mittelschule – ich spreche hier auch aus steirischer Sicht – ist jedenfalls ein weiterer und ein mindestens ebenso wichtiger Schritt, um die Schule in eine neue schulpolitische Ära zu führen. Ich bin überzeugt davon, dass diese Neue Mittelschulen – ich spreche wieder vom steirischen Modell, da ich vor allem dieses kenne – zu Treibhäusern der Zukunft werden und nicht bloß Qualifizierungs­agenturen, in denen nur Wissen vermittelt und Zertifikate vergeben werden.

Alles in allem sind das jedenfalls sehr erfreuliche Maßnahmen, wenn ich auch – wie so oft in diesem Bereich – im Zusammenhang mit der Senkung der Klassenschülerzahl auf einen Wermutstropfen hinweisen muss, der nicht von der Frau Bundesministerin, sondern vom Finanzminister in diesen Schul-Cocktail gemixt wurde: Das ist ein Wer­mutstropfen von einem durchaus entsprechenden Ausmaß, denn für den Vollausbau der Senkung der Klassenschülerzahl wurde von ihm ja sofort wieder eine Deckelung mit 4 500 Planstellen in diesen vier Jahren eingeführt, ohne aber auf die tatsächlichen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahl kann nur dann zielführend sein, wenn auf die tatsächlichen Erfordernisse Rücksicht genommen wird und die entsprechenden Personalressourcen im Stellenplan der Länder verankert werden. Warum der Finanz­minister da auf der Bremse steht, lässt sich wohl nur dadurch erklären, dass er einer mutigen und zukunftsorientierten Unterrichtsministerin nicht den ganzen Erfolg ver­gönnt, der ihr aufgrund dieser Maßnahmen eigentlich zusteht.

Wenn er meint, es sei nur der Spargedanke, der ihn zu diesen restriktiven Maßnahmen greifen lässt, kann ich nur sagen: Wer im Schulbereich zum Rotstift greift, der spart am falschen Platz! Da geht es um die Zukunft unseres Landes – nicht nur in Sonntags­reden! (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Schennach.) Da geht es um die Jugend, da geht es um unsere Kinder und da geht es um Österreich, letztlich auch um Österreich als Wirtschaftsstandort. Also wer hier spart, spart sicher am falschen Platz.

 


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