BundesratStenographisches Protokoll804. Sitzung / Seite 92

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schlecht nicht war, dieses eine Jahr zu wiederholen, und sie in Wirklichkeit in ihrer Entwicklungsgeschichte eigentlich ein Jahr gewonnen haben, auch wenn es natürlich, rein als Zahlenspiel betrachtet, ein verlorenes Jahr zu sein scheint.

Wir haben also mit dieser modularen Oberstufe und mit diesen drei Nichtgenügend unser Problem, das ist ja nicht unbekannt. Aber was mir bei der Schuldebatte jetzt generell noch fehlt, ist – und das ist auch im vorhergehenden Tagesordnungspunkt ein bisschen angeklungen –, dass wir uns auch wieder auf nachhaltiges Lernen konzen­trieren müssen. Es soll eines nicht der Fall sein, und unserer oder zumindest meiner Meinung nach fördert das Modulsystem ein bisschen das, was ich nicht will, nämlich sich Wissen anzueignen, es dann bei der Prüfung abzugeben und zwei Wochen später keine Ahnung mehr von dem zu haben, was man da eigentlich gelernt hat. Es ist also schon wichtig, etwas nachhaltig zu wissen und dieses eben auch zu behalten.

Wir müssen das Augenmerk auch darauf lenken, dass vernetztes Denken wichtig ist, dass assoziatives Denken ganz wichtig ist, dass man das große Ganze sehen können muss, statt nur detailverliebt irgendwo einen Teilbereich zu erkennen, weil das ja auch später für uns oder für unsere Kinder ganz wichtig sein wird. Über Professor Hengst­schläger haben wir uns ja schon unterhalten. Und selbstverständlich unterstütze ich es auch, dass wir die Talente fördern müssen, sie vielleicht auch erst hervorholen müssen, weil den Schülern noch gar nicht bewusst ist, was sie alles können, und dies dann auch entsprechend fördern.

Ich würde es aber nicht so nehmen, dass ich sage: Wir fördern das jetzt ganz extrem, und das andere, was sie nicht so gut können, vernachlässigen wir. Das klingt manchmal ein bisschen an. Ich will jetzt niemandem persönlich etwas unterstellen, aber manchmal hat man ein wenig den Eindruck: Na ja, das ist dann nicht so wichtig.

Ich glaube schon, dass man, wenn man von Allgemeinbildung spricht, alles können muss. Man wird nicht alles gleich gut können – das ist schon klar, das ist uns allen so gegangen –, aber man muss trotzdem schauen, dass man dann auch dort, wo man nicht so gut ist, wenigstens die Grundkompetenzen hat. Man muss auch deutlich aussprechen – und das muss man auch den Eltern sagen, weil das nicht nur eine Aufgabe der Schule ist –, dass die Kinder gewisse Leistungen zu erbringen haben, dass eine gewisse Disziplin notwendig ist und dass Lernen auch Anstrengung bedeutet. Das wollen wir nicht verschweigen.

Ich sehe es ja positiv: Erst wenn ich mich angestrengt habe und wenn ich mir wirklich Mühe gegeben habe, etwas zu lernen, etwas zu schaffen, dann bin ich nachher umso zufriedener und sehr stolz auf mich, dass ich das, von dem ich gar nicht geglaubt habe, es je zu können, geschafft habe. Ich glaube, das muss man den Schülern auch vermitteln. Auch den Eltern muss man es manchmal vermitteln, dass man sagt, es ist nichts per se Böses, wenn man das Wort „Leistung“ in den Mund nimmt – obwohl es ja manchmal zu einem Unwort geworden ist –, sondern es ist auch durchaus etwas Positives.

Die Begabtenförderung ist jetzt zwar ein wenig erhöht worden, aber es ist nach meinem Dafürhalten noch immer zu wenig, das muss ich sagen. Die wirklich Hoch­begabten oder die teilweise Hochbegabten führen bei uns ein stiefmütterliches Dasein; es ist so, als würde man sich dafür genieren, dass es solche Kinder überhaupt gibt. Aber ganz im Gegenteil, wir sollten stolz darauf sein und sie auch entsprechend fördern. Dafür könnte man hier ein bisschen tiefer in die Tasche greifen, weil es keine Schande ist, in einem Land Eliten auszubilden. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

Daher: Dieses Gesetz hat, wie ich schon ausgeführt habe, durchaus sehr gute Ansätze, es sind sehr gute Dinge drinnen. Wir haben – noch einmal – unser Problem


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