BundesratStenographisches Protokoll841. Sitzung / Seite 103

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Man kann Dienstleistungen also viel leichter abrufen, viel leichter organisieren, weil man heute mit iPads und Smartphones einfach sehr schnell die wichtigen Informa­tionen bekommt, die den öffentlichen Verkehr zusätzlich attraktiver machen.

Auch in meiner Gemeinde haben wir so ein kleines Projekt umgesetzt, und es läuft wirklich hervorragend. Ich möchte Ihnen davon erzählen, auch wenn es vielleicht nicht direkt zum Bereich öffentlicher Verkehr gehört. In unserer Gemeinde steht nämlich seit zehn Monaten ein Elektroauto bereit. Das können sich die Bürgerinnen und Bürger, allerdings nur jene der Gemeinde, um 2 € pro Stunde ausleihen; sie können es übers Internet buchen.

Und da es so einfach ist, diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, haben die Bür­gerinnen und Bürger in nur zehn Monaten, seit diese Dienstleistung von der Gemeinde betrieben wird, 20 000 Kilometer mit diesem Elektrofahrzeug zurückgelegt. Leichte Be­dienbarkeit und ein gutes neues Geschäftsmodell, kann man sagen.

Natürlich wird das durch öffentliches Geld unterstützt, mit 2 € pro Stunde kann man das Auto nicht finanzieren; aber da geht es aus Sicht der Gemeinde um den Anreiz, es geht darum, Elektromobilität erlebbar zu machen und diese kurzen Wege mit einer ökologisch vertretbaren Variante den Bürgerinnen und Bürger schmackhaft zu machen.

Mobilität ist ja in vielen Bereichen tatsächlich ein, wie ich schon gesagt habe, Sharing-Projekt. Ich bin heute in der Früh mit den ÖBB von Graz nach Wien gefahren und habe den Fahrdienstleiter gefragt: Wie viele Personen waren heute in diesem Zug? Es wa­ren über 200 Personen. Man hat also ein gemeinsames Mobilitätsbedürfnis, um sich in diesem Fall von Graz nach Wien zu bewegen, und über 200 Personen sitzen im glei­chen Fahrzeug.

Würde jeder dieser 200 Personen von Graz nach Wien mit dem Auto fahren, wäre es eine Katastrophe, das wären nämlich immerhin 40 000 Autokilometer. Selbst wenn man annimmt, es wären billige Autos, die wenig Treibstoff verbrauchen, würden min­destens 3 000 Liter Treibstoff verbraucht werden, vom CO2-Ausstoß ganz zu schweigen.

Ich habe den Lokführer dann noch gefragt, wie viele Kilowattstunden man für so eine Fahrt von Graz nach Wien braucht. Man braucht 3 000 Kilowattstunden für diese Fahrt. Das ist gar nicht so wenig, nämlich circa so viel wie ein kleiner Haushalt pro Jahr an Strom braucht. Aber wenn man es dann mit den 3 000 Litern an Treibstoff vergleicht, dann ist es doch eine sehr, sehr ökologische Variante der Mobilität und eben sehr, sehr nachhaltig.

Wir wissen, dass in Österreich sehr, sehr viele auf öffentlichen Verkehr zurückgreifen. Pro Jahr gibt es 265 Millionen Fahrgäste bei der Bahn und 600 Millionen Fahrgäste im Buslinienverkehr. Der öffentliche Verkehr ist also unbestritten ein wichtiger Faktor.

Unbestritten ist auch, dass der öffentliche Verkehr eine öffentliche Finanzierung benö­tigt. Damit wird auch unterstrichen, dass Mobilität ein Teil unserer Daseinsvorsorge ist. Es ist eine Aufgabe von Gemeinden, Ländern und auch vom Bund, diese Dienstleis­tungen der Allgemeinheit so bereitzustellen, dass sie auch angenommen werden, dass sie auch leistbar sind.

Gerade der öffentliche Verkehr ist ja hervorragend eingebettet in das Nachhaltigkeits­dreieck. Er ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll, und er soll natürlich unbedingt auch sozial verträglich sein. Es braucht also leistbare Konditionen. Wenn man jetzt wieder auf das Beispiel Graz-Wien zurückkommt, 18 € kostet die Fahrkarte von Graz nach Wien für diese 200 Kilometer. Billiger kann man, genau genommen, nicht fahren; mit keinem Auto kann man sich so billig von Graz nach Wien bewegen.

Der Preis ist sicher wesentlich, aber auch die Qualität ist wichtig, Dinge wie Pünkt­lichkeit und Ausstattung. Auch da haben die ÖBB in den letzten Jahren große Fort-


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