Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 96

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unterschwellig Diskriminierungen Vorschub zu leisten. Es ist das auch ein ökonomisch wichtiger Bereich, und es ist in manchen Bereichen ein kulturell wichtiger Bereich, wobei ökonomisch und kulturell nicht zusammenfallen muß. Also gerade was das Beispiel, das heute hier oft genannt wurde, der Studentin der Kunstgeschichte und der schlechten Betreuungsverhältnisse betrifft, so muß man natürlich schon auch wissen, daß ein sehr großer Prozentsatz der Studierenden dort Seniorenstudien betreiben. Jetzt kann man sagen, das ist eine schöne und für Österreich sozusagen sehr soziale Einrichtung. Ich persönlich – ich das ganz offen sagen – habe eigentlich nie verstanden, warum Seniorenstudien kostenfrei sind. Meines Erachtens ist genau das ein Punkt, wo man sehr wohl Gebühren einheben könnte, die die Leute – ich weiß das aus eigenen Gesprächen – auch gerne zahlen würden. Es würde ihnen überhaupt nichts ausmachen.

Die Studienbedingungen schauen da eben anders aus, und ich finde, da muß man differenzieren zwischen denen, die das dann als Beruf machen wollen, und denen, die sich eben im Alter sozusagen einen Wunsch erfüllen. Nur soll man da nicht auf die Betreuungsverhältnisse so undifferenziert eingehen.

Das ist halt die Crux an der ganzen Sache: Man muß Universitätsdinge sehr differenziert betrachten, und dann kommt man vielleicht zu etwas anderen Ergebnissen.

Ich bin auch, Herr Kollege Öllinger, sehr skeptisch, wenn Sie ein Studium sozusagen als eine Art Sozialleistung ansehen. Sie haben das sehr elegant ausgedrückt und gemeint, da sollte man die "Grandezza" haben, zu sagen: Na gut, der studiert halt nicht, aber er bekommt trotzdem die entsprechenden Leistungen.

Also das ist genau die Armutsfalle, in die Sie die Leute hineintreiben, denn das ist ja genau das Problem, daß jemand ein paar Jahre – sagen wir fünf, sechs Jahre – ein Studium quasi nicht ernst betreibt, dann aber kommt der Tag des Erwachens (Abg. Öllinger: Was bieten Sie für Perspektiven?), und genau das ist das Gefährliche. Ich glaube, damit tut man niemandem etwas Gutes.

Ich bin sehr dafür, daß jede und jeder, die und der ordentlich studiert, auch die entsprechenden Möglichkeiten vom Staat haben soll. Aber ich bin strikt für Leistungskontrollen, weil ich glaube, daß ein Studium nur dann wirklich als ernsthafter Beruf zu werten ist. Man soll es nicht als eine Art versteckte Sozialleistung entwerten.

Im Bereich der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer gibt es sicherlich eine sehr differenzierte Entwicklung, wobei die Perspektive in Österreich sicherlich nicht unproblematisch ist. Professor Pelinka, der da sicherlich ein unverdächtiger Zeuge ist, hat darauf hingewiesen, daß es eigenartig ist, daß gerade ein großer Teil der Hochschullehrer, also gerade die Assistentinnen und Assistenten, keine Lehrverpflichtung haben. Das ist sicherlich kein richtiger und auch international gesehen ein ganz eigenartiger Zustand.

Die andere Frage ist, ob man diese Hochschullehrer entsprechend entlohnt. Ich meine, daß sie nach der Notwendigkeit entlohnt werden sollten: Je stärker sie eingebunden sind, desto mehr sollen sie auch verdienen. Ich glaube, daß es wichtig ist, daß man auch sieht, daß etwa die Belastung an Massenuniversitäten unvergleichlich größer ist als die bei sozusagen angenehmeren Studienrichtungen. Und das soll sich auch in der Bezahlung ausdrücken. Ich glaube aber, man sollte nicht den einen gegen den anderen ausspielen. Ich möchte aus eigener Kenntnis sagen: Auch jemand, der kein Doktorat hat, sondern das Magisterium hat, kann im Lehrbereich selbstverständlich eine wichtige Rolle spielen. Ich möchte daher davor warnen, auf diesem Gebiet eine zu frühe Differenzierung vorzunehmen.

Letzter Punkt: Über diesen Punkt könnten wir lange sprechen. Das ist jetzt aber keine Drohung, ich werde das jetzt nicht tun. In Ihrer Anfrage beziehen Sie sich zuletzt auf das Universitätsstudiengesetz und monieren vor allem, daß es sich um eine Einschränkung der Autonomie handle, wenn gesellschaftlich relevante Gruppen bei Entscheidungen an der Universität mitwirken, etwa in dem Sinn, daß man sich über Studienziele Gedanken macht und überlegt, wofür die einzelnen Studienrichtungen überhaupt da sind. Ich glaube, daß gerade das ein sehr


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