Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 13. Sitzung / Seite 54

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Der Antrag – ich sehe es jetzt – ist ausreichend unterstützt. Er wird in die Verhandlungen miteinbezogen.

Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Aumayr. Ihre Redezeit beträgt maximal 5 Minuten. Bitte.

14.17

Abgeordnete Anna Elisabeth Aumayr (Freiheitliche): Herr Präsident! Hohes Haus! Wieder ein internationales Abkommen wie das Kaffeeabkommen oder zum Beispiel das Handelsabkommen GATT – ich frage mich nur: Wurde oder wird dadurch die Situation der Kakaobauern, der Kaffeebauern in irgendeiner Weise verbessert? Wird durch dieses Abkommen die Landflucht verhindert, werden die Slums in den Städten kleiner? Gibt es durch diese Abkommen faire Preise für die Produzenten, für die Bauern – einen Preis, der ihre Kosten abdeckt und sie einen Gewinn erzielen läßt, damit sie ihre Familien ernähren können?

Es gibt bis jetzt weder ein Abkommen für Kaffee, das für die Produzenten gerechte Preise beinhaltet, noch ein Abkommen, durch das gerechte Preise zum Beispiel für Getreide gewährleistet wären. Die Kaffeebauern in Brasilien weichen, um überleben zu können, bereits in den Anbau von Pflanzen aus, aus welchen dann Drogen erzeugt werden, oder sie wandern ab und vergrößern durch ihre Suche nach Arbeit die Slums in den Großstädten.

Aus Afrika geht der größte Teil des Kakaobedarfs in die ganze Welt und nach Afrika flossen und fließen Beträge in Milliardenhöhe an Entwicklungshilfe. Die UNO hat gerade gestern ein Hilfsprogramm für Afrika in Höhe von 285 Milliarden Schilling lanciert – und trotzdem sanken, im Gegensatz zu den meisten Regionen der Welt, die Einkommen in Afrika in den vergangenen Jahren ganz beträchtlich. In Afrika leben 220 Millionen Menschen unter der absoluten Armutsgrenze – 220 Millionen von 758 Millionen Menschen! –, die Milliardenhilfe der Ersten Welt für Afrika jedoch wird zum Teil verschwendet und für sinnlose Projekte ausgegeben.

Internationale Abkommen – vor allem das GATT – wirken sich à la longue für alle Bauernfamilien auf der ganzen Welt ruinös aus. Ohne Unterschied trifft es die amerikanischen Farmer, treibt sie in Schulden  –  die höchste Selbstmordrate aller Berufsgruppen in Amerika weisen die Farmer auf –, trifft es das europäische Bauerntum – in Europa ist ein Bauernsterben unbeschreiblichen Ausmaßes im Gange –, trifft es die Bauern in Lateinamerika, in Afrika und in Asien. Bei einem Produktionspreis von 3 bis 5 S pro Kilo Kaffee – verkauft wird er in Österreich um 130 bis 150 S; bei Kakao ist es ähnlich – oder bei einem Preis von 2,60 S für Getreide, während 1 Kilo Brot 23 S kostet, kann kein Bauer mehr überleben.

Ist das die Marktwirtschaft, die Sie meinen?: Kaffee-, Kakao- und Getreidepreise werden von einer Handvoll mächtiger Menschen hinter dicht verschlossenen und gepolsterten Türen ausverhandelt. Die freie Marktwirtschaft wird nur vorgetäuscht! In Wirklichkeit wird sie dadurch nur zunichte gemacht. Nicht umsonst hat Karl Marx zur freien Marktwirtschaft folgendes gesagt – hören Sie gut zu; das ist vor allem für die ÖVP interessant – ich zitiere wortwörtlich –:

"Man überlegt den völligen Freihandel. Ich bin für den völligen Freihandel, denn mit diesem wird das bürgerliche Element mit Sicherheit beseitigt."

Von der freien Marktwirtschaft werden weltweit das Bauerntum und das bürgerliche Element beseitigt. Und Sie von der ÖVP sind da fest mit unterwegs! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

14.21

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist als vorläufig letzte Rednerin hiezu Frau Abgeordnete Mag. Kammerlander.

Frau Abgeordnete, ich erteile Ihnen das Wort! Ihre Redezeit beträgt 10 Minuten.

14.21

Abgeordnete Mag. Doris Kammerlander (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Wir stimmen dem vorliegenden Abkommen zu, denn wir sehen darin eine


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite