Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 215

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garantie – diesbezüglich sind wir immer noch führend unter den meisten Ländern um uns –, die Altersstaffel bei der Familienbeihilfe, die Lehrlings- und Schülerfreifahrten und die Anrechnung der Kindererziehungszeiten auf die Pension, wobei ich letzteres besonders wichtig finde, weil sie erstmals Kindererziehung als Leistung für die Gesellschaft bewertet und anerkennt. (Beifall bei der ÖVP.)

Wichtig ist aber auch, daß es gelungen ist, für Drei- und Mehrkinderfamilien den Sonderausgabenrahmen um 20 000 S zu erhöhen. Wenn wir die Familienleistungen der Mehrkinderfamilie wirklich gerechter bewerten wollen, müssen wir eben in Richtung steuerfreies Existenzminimum pro Familienmitglied gehen. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob zwei berufstätige Eltern ein Kind haben, daß heißt, zwei Einkommen für drei Personen reichen, oder ob sich bei vier Kindern, wo die Mutter naturgemäß zu Hause bleiben muß, ein Einkommen auf sechs Personen aufteilt. Dies bewirkt wirklich die Verarmung größerer Familien.

Für die Kinderbetreuung wurden 600 Millionen Schilling bereitgestellt. Man könnte sich hier für die Zukunft doch wohl überlegen, einen anderen Weg einzuschlagen, der laut Schattovits-Studie die gerechteste Verteilung der Zurverfügungstellung wäre, nämlich der Betreuungsscheck. Frau Abgeordnete Haller hat schon mehrmals darüber gesprochen. Damit würden nämlich alle Leistungen der öffentlichen Hand zusammengefaßt, pro Kind ein gewisser Betrag zur Verfügung gestellt, und es bliebe den mündigen Eltern selbst überlassen, wie sie diese Betreuung regeln wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

Auf diese Weise würde eine Vielzahl von privaten Initiativen entstehen, die sinnvolle Angebote machen. Jene Mütter aber, die ihre Kinder lieber selbst betreuen wollen – das ist laut Umfrage immer noch der größere Teil –, könnten diese Aufgabe ohne Nachteile selbst übernehmen. Solange wir aber eine solche Lösung nicht haben, sollte besonders das Tagesmutter-Modell gefördert werden, denn dieses ist immer noch am familienähnlichsten.

Mein Wunsch wäre, daß es vielen Müttern bewußt wird, daß sie, soferne die Möglichkeit besteht, ihren Kindern das Beste geben, wenn sie sie wenigstens während der ersten Jahre selbst betreuen. Für das ganze Leben wird in den Kindern der Grundstock dafür gelegt, ob sie sich beheimatet und geborgen fühlen können. Kinder brauchen die Betreuung 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr.

Auch die Mitverantwortung der Väter für die Erziehung der Kinder muß immer wieder betont werden, denn Väter haben für das Gelingen des Lebens ihrer Kinder gleich viel Verantwortung. Und das sollten sie wieder wissen!

Ein großes Problem, das immer mehr in die Öffentlichkeit gerückt wird, ist die Gewalt in der Familie. Wir können zumindest etwas Schutz vor Gewalt bieten, indem wir die sicherheitspolizeilichen, die strafrechtlichen und sozialarbeitsrechtlichen Maßnahmen verbessern. Ich verstehe das oft geringe Strafausmaß für diese Delikte nicht. Wir müssen vor allem das Bewußtsein stärken, daß es das schlimmste Verbrechen ist, sich an wehrlosen Kindern zu vergreifen, und daß jeder sein Möglichstes tun muß, um Kinder zu schützen. Jedes Kind ist einmalig, es ist unverwechselbar, es ist wertvoll, und es ist den Eltern von Gott anvertraut. (Beifall und Bravoruf bei der ÖVP.)

Herr Öllinger hat hier gesagt, es werde bewirkt, daß Frauen wieder Kinderbetreuung übernehmen müssen . Was heißt das? – Kinderbetreuung ist Freude, ist Erfüllung für mich. Ich habe fünf Kinder großgezogen, und es war dies die schönste Zeit in meinem Leben. (Beifall bei der ÖVP.)

Frauen haben heute eine große Lobby. Ich kenne keinen Politiker, der es wagen würde, Frauenrechte in Frage zu stellen, aber Kinder brauchen uns Eltern als ihre Lobby. (Beifall bei der ÖVP.)

2.35

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Mertel. – Bitte.


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