Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 186

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verselbständigt und sind deshalb nicht abmontiert worden!) , ich bin nämlich nicht vor dem Betrieb gestanden, ich bin im Betrieb gewesen und habe mit den Kolleginnen und Kollegen dort diskutiert. (Beifall bei der SPÖ.) Ich habe dort modernste Technologie gesehen, eine traditionell gute Produktion, ein Produkt, das in Österreich einen Marktanteil von 50 Prozent hat; ein Werk, das in den letzten beiden Jahren, wie schon erwähnt worden ist, 400 Millionen Schilling Dividende an Deutschland abgeführt hat. (Abg. Dr. Haider: 800!) Je 400; ich habe gesagt: in den letzten beiden Jahren.

Aber nicht nur das. Darüber hinaus wurde mit dem Ertrag, der erwirtschaftet worden ist, der Kauf von Barum überhaupt erst ermöglicht. Das muß man auch in diesem Zusammenhang erwähnen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin daher davon überzeugt, daß wir die Dinge auch beim Namen nennen sollen, Namen, die bedeuten: Wir wandern in eine Dividendengesellschaft hinein, in eine Dividendengesellschaft, wo nur das Abzocken – ich sage das so, wie ich es mir denke – von Dividenden im Vordergrund steht und nicht eine soziale Entwicklung unseres Marktes. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Haider: Da kauf’ ich keine Aktien!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin sogar überzeugt, daß in diesem Fall die Conti-Gesellschaft gegen ihre eigenen Interessen handelt. Anscheinend sind dem Herrn Grünberg, der die Verantwortung trägt – denn es trägt niemand anderer als der Herr Grünberg die Verantwortung –, 50 Prozent Marktanteil in Österreich weniger wichtig als dem Herrn Lopez, der die Zulieferer sehr bewußt forciert, um den Marktanteil zu halten und den Markt für VW in Österreich entsprechend aufzubereiten.

Es kann, so glaube ich, zu einem bösen Erwachen der Conti-Verantwortlichen führen, wenn der Österreich-Vorteil beim Käufer nicht mehr registriert wird und daher die Marke nicht mehr als österreichische Marke wahrgenommen wird. (Abg. Mag. Stadler: Das ist ein Strohhalm, an den Sie sich da klammern!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin aber überzeugt davon, daß damit eigentlich nur eine Linie fortgesetzt wird, die wir von Herrn Grünberg seit längerer Zeit kennen: Zusage, Forschung und Entwicklung in Österreich auszubauen – nicht eingehalten. Zusage für Neuausrüstung von Maschinen – nicht eingehalten. Im Gegensatz zu Ihrer Begründung bin ich der Auffassung – eben weil ich den Betrieb kenne –, daß dieser Betrieb keine veraltete Technologie in sich birgt. (Abg. Dr. Haider: Da mußt du meine Rede nehmen!)

Das steht in eurer Begründung drinnen, in der letzten Zeile eurer Begründung. Lest eure Begründung! Ich nehme nur die Begründung der FPÖ; da steht das in der letzten Zeile. Man sollte sich schon auf etwas einigen. (Abg. Mag. Stadler: Warum klagt ihr dann nicht, wenn er die Zusagen nicht einhält?)

Weiters: Zusagen für Neuausrüstungen – nicht eingehalten. Die fünfte Maschine fehlt nach wie vor. Und auch die Zusage, die im heurigen Frühjahr abgegeben worden ist, die Kostenvoranschläge, die Kosteneinsparungsmöglichkeiten zu prüfen, ist nicht eingehalten worden. Die Antwort waren die Reduzierung der Produktion und das Verbot – das Verbot, das der Herr Minister nicht ausgesprochen hat – des Herrn Grünberg, daß die österreichischen Reifenhersteller also nicht direkt mit den Japanern verhandeln dürfen und auch nicht direkt abschließen dürfen. (Abg. Dr. Haider: Seit fünf Jahren wißt ihr das und klagt nicht!)

Ein gutes Produkt, modernste Technologie, hervorragende Facharbeit, abgelieferte Gewinne – und dennoch ziehen sich die Eigentümer schrittweise zurück. (Abg. Dr. Haider: Wäre möglich, daß sie abzocken!) Sie müssen sich nur einigen, was Sie wollen: freie Wirtschaft oder staatlich gelenkte Wirtschaft. Sie müssen sich einmal darauf einigen, was Sie wirklich wollen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Ich persönlich bin überzeugt davon: Das, was mit Semperit in unserem Land geschieht, ist Kapitalismus pur. Und wenn der eine oder andere meint: Na ja, das ist eine typische Gewerk


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