Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 214

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

hat man uns die Unwahrheit mitgeteilt. Ich werde das dann noch zitieren, denn wenn das so ist, wie Sie das jetzt dargestellt haben, hätte Herr Minister Schüssel anders argumentieren müssen; das hat er aber nicht getan. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Kollege Verzetnitsch und Herr Kollege Kaufmann haben ja heute schon ein Geständnis abgelegt. Darauf komme ich noch zurück.

Nur, Herr Kollege Verzetnitsch: Ich habe schon einmal eine "riesige" Aussage von Ihnen vernommen. Sie haben einmal gesagt, in Ihrem Alter kriegt ein Installateur keinen Posten mehr. Ich kann Ihnen beweisen, Männer in Ihrem Alter nimmt, wenn sie gute Installateure sind, unsere Firma ständig auf. Immer wieder nehmen wir solche Leute auf und freuen uns, weil diese Leute sehr viel Erfahrung haben. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Verzetnitsch: Dann melden Sie’s dem Arbeitsamt!)

Und da komme ich jetzt auf Ihre Äußerung bezüglich der freien Wirtschaft zu sprechen. Wissen Sie, mit diesen Wirtschaftssystemen habe ich immer ein bisserl Probleme, wenn sie da herinnen zitiert werden.

Wenn ich Herrn Kollegen Moser über Wirtschaftspolitik reden höre, ist das immer lustig; da kann man nur hoffen, daß die Zeit vergeht. Aber der Herr Kollege Haselsteiner redet immer von der sogenannten freien Wirtschaft. – Meinen Sie dieselbe freie Wirtschaft wie er? Dasselbe System? Mit dem System des Herrn Kollegen Haselsteiner bin ich nicht einverstanden. Das ist das System des Konzentrierens. Wenn man dem Rechnung tragen würde, hätten wir in Österreich in kürzester Zeit nur mehr vier Bauunternehmungen. Die Aufträge könnten wir dann über Telefon von der Preissituation her abklären, und die armen Generalunternehmer – aber davon will ich gar nicht reden – wären dann in der verzwickten Situation, daß sie aufgrund der Preisgestaltung die Baunebengewerbeunternehmungen mit den Preisen in den Keller drücken.

Das ist eine liberale oder freie Wirtschaftsordnung, wie Sie sie immer bezeichnen, die mir nicht gefällt. Ich halte nichts von einer Wirtschaftsordnung, in der einige große Baukonzerne fuhrwerken und das Baunebengewerbe zum Handlanger degradiert wird. Die guten Facharbeiter aus dem Baunebengewerbe müssen sich dort prostituieren, um überhaupt Aufträge zu bekommen. Eine solche Wirtschaft will ich nicht, die gefällt mir nicht. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Haselsteiner: Dafür verstehen Sie sie auch nicht!)

Das ist das, was uns trennt. Ich bin ein Verfechter der sozialen Marktwirtschaftsordnung. Ich weiß, das ist heute nicht mehr modern, das will man heute nicht mehr, davon redet man nicht, damit hat man keine Freude. (Abg. Dr. Haselsteiner: Es kommt nicht darauf an, was Sie wollen, sondern wie sich der Markt entwickelt!) Herr Kollege Haselsteiner! Es gibt eben Menschen, die die Schöpfung nicht in der Weise ausgestattet hat, daß sie sich alles richten können, wie sie es brauchen. Auch sie haben ein Recht auf gerechte Behandlung, und für sie ist das System der sozialen Marktwirtschaft meines Erachtens das bessere System. Deshalb glaube ich daran.

Ich halte natürlich auch nichts von einer zentralistischen planwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung. Die kann mir auch gestohlen bleiben, denn in letzter Konsequenz treffen sich für den Bürger diese beiden Systeme, nämlich die zentralistische planwirtschaftliche und Ihre sogenannte liberale oder freie Wirtschaftsordnung. – Das nur zur Erläuterung bezüglich der Wirtschaftssysteme. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Kollege Haselsteiner! Bei diesen Konzentrationen und Firmenzusammenlegungen läuft man sehr oft Gefahr, in ein sogenanntes Abzocker-System hineinzurutschen, beziehungsweise nehmen paradoxerweise auch die Leute, die immer so gern von der freien oder der liberalen Wirtschaft reden, immer ganz gerne Steuergelder. Es ist mir völlig unverständlich, wie das in Einklang zu bringen ist: Auf der einen Seite nimmt man Steuergelder, auf der anderen Seite konzentriert man und redet man von freier Wirtschaft, und dann kann man immer auch diese Steuergelder ganz leicht erklären und hochrechnen: 40 000 S pro Jahr und Mann – das sei doch kein Betrag, das solle man nicht so drastisch sehen.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite