Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 339

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laubt haben, haben sich gewandelt. Das führte immerhin im Jahre 1984 zu einem Brief des Denkmalamts:

"Mit der Zustimmung des Bundesdenkmalamtes zur Veränderung von vor dem 31.12.1918 errichteten Baulichkeiten kann gerechnet werden...

Mit der Zustimmung des Bundesdenkmalamtes zur Veränderung des Gesamtkomplexes kann hinsichtlich der ab dem Beginn des 19. Jahrhundert bis 31.12.1918 errichteten Baulichkeiten gerechnet werden..."

In den neunziger Jahren ging plötzlich überhaupt nichts mehr. Alles war tot und festgefahren.

Wenn man die Berichte über das Museumsquartier, die wie Kriegsberichte ausschauen, von dem einen Frontabschnitt verläßt, nämlich dem Frontabschnitt der politischen Einmischer, und zum kulturellen Frontabschnitt übergeht, dann muß ich sagen, dazu hat Joachim Riedl einen sehr schönen Text geschrieben, der "Die Schlangengrube" heißt. Ich zitiere daraus:

"Den größten Teil jener Niedertracht, den man gemeinhin gerne der Politik in die Schuhe schiebt, trifft man in der österreichischen Kulturszene an. Hier schlängeln Vipern und Nattern, versprühen Scharlatane ihr Gift. Der Trick dabei: Beschwöre ein Problem herauf, dessen Lösung nur in dir selbst besteht. Das einzige Museumsquartier, das dieser Kulturpolitik entspräche, müßte konsequenterweise ,Museum der Mißgunst’ heißen." (Beifall bei der ÖVP.)

Ein Bericht – ich habe es schon gesagt – über das Museumsquartier trägt deutliche Züge einer Frontberichterstattung.

Sehr angenehm hebt sich dagegen der Rechnungshofbericht ab, denn er ist sachlich, konstruktiv, er weist Baukosten und Fehler auf, es sind nicht so viele. Bei Großprojekten passieren natürlich Fehler. Er weist in seinem Bericht Baukosten einschließlich der Baureifmachung von 444 Millionen Schilling auf und einen Verwaltungsaufwand, der in diesem Land fast schon biblisch genannt werden kann, weil er sich so nett verhält zum landesüblichen Verwaltungsaufwand, nämlich in Höhe von 21 Millionen.

Das Museumsquartier ist in dieser Stadt nach dem Historischen Museum der Gemeinde Wien, das im Jahre 1959 gebaut wurde, der erste wirkliche Museumsneubau dieses Jahrhunderts, der dieses Jahrhundert bildnerisch archiviert und darstellt. Das bedeutet, die Moderne hat endlich am Ende dieses Jahrhunderts Einzug in das Zentrum dieser Stadt gehalten, denn wir sollten auch über die Inhalte reden, und das hat auch etwas mit dem Selbstbewußtsein von uns und unserem Jahrhundert zu tun. Und man ist versucht – und ich tue es hiermit –, den Menschen, die dieses Projekt mit großer Zähigkeit, mit großer Beharrlichkeit und gegen alle Widerstände durchgetragen haben, Dank abzustatten. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

16.55

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Abgeordneter Rosenstingl. Er hat das Wort. – Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten.

16.55

Abgeordneter Peter Rosenstingl (Freiheitliche): Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich freue mich, daß ich nach dem Kollegen Morak sprechen darf. Ich möchte aber jetzt gar nicht so sehr auf die Inhalte eingehen, was das Museumsquartier betrifft und so weiter, wozu er im Ausschuß seine Meinung bereits kundgetan hat. Ich möchte sagen, daß ich persönlich Herrn Kollegen Morak als Schauspieler schätze und auch vieles, was er in Reden oder in Wortmeldungen in Ausschüssen sagt, durchaus unterschreiben kann.

Ich finde es nur etwas bedenklich, wenn man, gerade wenn man über Kultur diskutiert (Abg. Schwarzenberger: Da versteht der Morak mehr von Kultur!) , wer immer das sein mag, Herr Kollege, in diesem Haus meint, weil man zweifellos einer der größten Experten in diesem Hause ist, daß alles andere, was mit Kultur zu tun hat, oder alle anderen Meinungen, weil sie vielleicht


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