Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 44. Sitzung / Seite 136

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Vielleicht erschien die Beantwortung auch deshalb so kompetent, weil sie sich angenehm von der oftmals sehr pauschalen Beantwortung von Ausschußfragen durch Herrn Minister Scholten unterschied. Ich darf daran erinnern, daß es mir schon oft passiert ist, daß ich vom Herrn Minister überhaupt keine Antworten auf meine Fragen bekam.

Nun zum Hochschulbericht. Meine Damen und Herren! Die Bewertung des Hochschulberichtes fällt nicht leicht, weil dabei zwei Dinge auseinanderzuhalten sind. Einerseits bietet der Bericht einen wirklich umfassenden und sehr gut strukturierten Einblick in den zahlen-, daten- und faktenmäßigen Status quo im Hochschulbereich. Wenn man den ausführlichen statistischen Teil einer genaueren Betrachtung unterzieht, gewinnt man einen teilweise überraschenden Einblick in den tatsächlichen Zustand unserer Universitäten. Nehmen wir als Beispiel nur die Auflistung des Planstellenstandes der einzelnen Fakultäten für 1996 her. Die medizinische Fakultät Wien weist einerseits inklusive der ordentlichen und außerordentlichen Professoren sowie der Assistenten und wissenschaftlichen Beamten 1 766 Planstellen aus. Andererseits betrug an derselben Fakultät im Studienjahr 1995/1996 die Zahl der Hörer und Hörerinnen 10 957. Das bedeutet, daß an der medizinischen Fakultät tatsächlich auf sechs Studierende eine Planstelle kommt – vor allem für Universitätsassistenten. An der medizinischen Fakultät Innsbruck beträgt das Verhältnis gar 5 : 1.

Nun ist mir schon bekannt – meine Kollegin, Frau Dr. Gredler, schaut mich schon ein bisserl vorwurfsvoll an –, daß in dieser Zahl auch das Personal der Universitätskliniken erfaßt ist, mit dem die medizinische Versorgung abgedeckt wird. Dennoch entspricht ein Verhältnis von 6 : 1 zwischen Studierenden und Universitätslehrern sicherlich nicht jener dramatischen Situation, wie sie im Zusammenhang mit dem Sparpaket von der medizinischen Fakultät Wien beschrieben wurde.

In statistischer Hinsicht bietet der Hochschulbericht also eine ausführliche Analyse. Er gibt darüber hinaus auch Auskunft über Ereignisse und Verhaltensergebnisse der letzten Jahre. So beinhaltet er zum Beispiel auch den Stand der Umsetzung des UOG oder auch die Entwicklung des Fachhochschulsektors.

Der Grund, warum wir diesem Bericht insgesamt nicht unsere Zustimmung geben, ist der, daß der Bericht in kaum einem Bereich über die Darstellung des derzeitigen Zustandes hinausgeht. Weder findet sich eine ehrliche Diskussion der Problemzonen des Hochschulbereiches, noch werden zukünftige Entwicklungen, politische Vorhaben und Visionen im positiven Sinn des Wortes angesprochen oder ausgeführt.

Ich habe diese Kritik bereits im Ausschuß erhoben, worauf mir Dr. Höllinger entgegnete, es gebe doch einige Kapitel, in denen über zukünftige Vorhaben berichtet werde. Als Beispiel nannte er in diesem Zusammenhang den Fachhochschulbereich.

Meine Damen und Herren! Ich gebe zu, daß dies tatsächlich ein gutes Beispiel ist – allerdings ein Beispiel, das aufzeigt, welche Defizite in diesem Bericht bezüglich der Darstellung von Entwicklungen und politischen Vorhaben bestehen. Die Darstellung des Kapitels 3.5 "Entwicklung des Sektors bis zum Jahr 2000" umfaßt genau eine dreiviertel Seite.

Meine Damen und Herren! Lesen Sie diese fünf Absätze über die Weiterentwicklung des Fachhochschulbereiches. Sie finden dort Leerformeln, unverbindliche Aussagen und Andeutungen, aber keine ehrliche Diskussion der Problembereiche, wie etwa des Problembereichs zwischen Universitäten und den neu gegründeten Fachhochschul-Studiengängen, nichts zur Frage der Umschichtung von finanziellen Mitteln vom Universitäts- zum Fachhochschulbereich sowie keinerlei konkrete Aussagen darüber, bis wann das Spektrum der Fachhochschulstudien um die Bereiche Soziales und Gesundheit erweitert wird.

Vollends deutlich wird die inhaltliche Dürftigkeit dieses Kapitels, wenn wir es mit dem vor einem halben Jahr vorgelegten Bericht des Fachhochschulrates vergleichen. Meine Damen und Herren! Lesen Sie dort die Empfehlung des Fachhochschulrates und insbesondere die Beilage 21: "Vorschläge zur Weiterentwicklung des Fachhochschulentwicklungsplanes". – Keine einzige der dort angesprochenen Problemzonen, keiner der Vorschläge wird im Kapitel des


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